Wer mehr als 3 Gehirnzellen besitzt. müsste angesichts der Dieselverteufelung ein déjà vue haben: waren bis Fukushima Kernkraftwerke noch unumgänglich, wollte man die CO2-Ziele erreichen, hatten mit einem Schlag die Ideologen das Sagen, und es kam zum abrupten Ausstieg aus der Kernenergie mit ziemlich drastischen langfristigen Folgen. Das CO2-Argument ist nämlich nach wie vor gültig, denn wer meint, man könne physikalische Gesetze durch Glauben und Bundestagsgesetze austricksen, der irrt. Obendrein sind die AKWs noch nicht mal abgeschaltet, weil das gar nicht geht. Sie sind nur nicht mehr am Netz, aber trotzdem weiter in Betrieb, wenn auch ohne Leistung.
Bis zur Causa VW war der Diesel DER Bringer, sparsam (CO2), hoch entwickelt, und alle versprachen ihm noch ein großes weiteres Potential. Mit VW schlagartig die 180°-Kehre: selbst heute gekaufte modernste Fahrzeuge dürfen voraussichtlich in 1-2 Jahren viele Innenstädte nicht mehr betreten. Natürlich hat sich auch hier nichts geändert: der Diesel ist nach wie vor die wirtschaftlichste Alternative. Und natürlich überschwemmen auch hier Ideologen aller Couleur die Medien mit allerlei Hysterie und Fakes, und die Herde der Lemminge setzt sich brav in Bewegung.
So wird die Gesundheitskarte voll ausgespielt: zig tausende von Menschen würden vorzeitig sterben, weil in ihrer Gegend Dieselfahrzeuge vorbei fahren. Dabei sind solche Aussagen an den Haaren herbei gezogen. Jeder, der sich mit Statistik ernsthaft beschäftigt, kommt gleich zu Anfang mit dem zentralen Lehrsatz in Berührung: Glaube keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast. Natürlich kann man Statistiken so drehen und interpretieren, dass die angegebenen Zahlen herauskommen. Genauso kann man die Zahlen so drehen – Masche bestimmter Nahrungsergängungsmittelhersteller – dass die hohe Lebenserwartung mancher Balkanbewohner ausschließlich auf dem Genuss großer Mengen an Knoblauch zurückzuführen ist.
Der statistische Trick: Lasse nur eine Ursache zu! Es ist ganz einfach: stirbt ein Mensch in einer Stadt, unterstellt man, dass er eigentlich 5 Jahre länger hätte leben können, und die einzige, wirklich die einzige Ursache ist der Diesel. Kein Benziner spielt eine Rolle, keine Lebensgewohnheiten, keine Lebensgeschichte, schlicht NICHTS außer dem DIESEL. Daran schließen sich gleich die Grenzwerte an. zu hohe XY-Gehalte? Auch hier kommt nur der Diesel in Frage, keine anderen Fahrzeuge, Wetterbedingungen, Mikroklima, NICHTS, nur der DIESEL. Was gleich in mehrfacher Hinsicht falsch ist, denn Messwertstatistiken verschiedener Umweltämter weisen aus, dass die Euro-Normen 2-5 weitegehend nichts an den Messwerten geändert haben, d.h. dass es durchaus nennenswerte Mitspieler gibt und der Diesel womöglich noch nicht mal die Nr. 1 im Feld ist.
Genauso unkritisch werden die Messwerte angebetet, obwohl jeder, der sich mit Analytik beschäftigt, gleich zu Anfang lernt: Grenzwerte haben nichts mit der Gefährlichkeit von Stoffen zu tun, sondern spiegeln nur die Nachweisgrenzen der Geräte wider. Was natürlich nur wenige gelten lassen. Mit ein wenig gutem Zureden empört sich jeder, der in den 1960er-Jahren im Ruhrgebiet ohne Probleme tief durchgeathmet hat, heute über Gesundheitsbeschwerden und Atemnot, obwohl die Luft klar ist (und oft weniger stinkt als auf dem Land).
Nach Atomkraftwerken werden nun Diesel verteufelt mit dem Ziel, die möglichst schnell von der Straße zu schaffen. Statt dessen soll man E-Autos fahren – noch teurer, wenig nutzerfreundlich und – dank Abstellen der AKW – mit noch schlechterer so genannter Öko-Bilanz. In die Stadt nur noch mit blauer Plakette, und an manchen Tagen noch nicht mal die. Ob es was nützt? Relative Messungen, d.h. die Messwert in Relation zur verminderten Fahrzeugdichte gesetzt, dürften vermutlich einige Überraschungen ergeben. Aber das wollen wir ja nicht.
Wohin das führt, dazu gibt es ebenfalls bereits Erfahrungen: Bremen hat vor einigen Jahren überschnell nur noch grüne Plaketten zugelassen, mit dem Erfolg, dass die Landbevölkerung, für die der Diesel wirtschaftlicher ist, die Stadt eben gemieden hat. Abstimmung mit dem Reifen, wie man es ausdrücken kann. Die Innenstadt ist fast kollabiert, weil den Geschäften die Kunden wegblieben. Bremen musste die Regeln so weit zurücknehmen, dass die Bauern wieder die Innenstadtparkplätze erreichten. Heute ist das kein Problem mehr, weil die Fahrzeuge mit gelben Plaketten eben im Laufe der Zeit aussterben. Es würde genügen, Vorgaben an die Automobilindustrie zu machen und die Zeit für sich arbeiten zu lassen. Aber pragmatische Ansätze sind in Deutschland leider unmöglich, genauso wie eine kritische Auseinandersetzung mit irgendwelchen Behauptungen. Sei es drum, ich wollte sowieso nicht mehr in die Stadt. Was soll ich dort, wenn ich 5 Leute fragen muss, bis ich einen treffe, der mal Deutsch spricht?