Wessen Strom- oder Gasliefervertrag dieser Tage ausläuft, der schaut sich vermutlich bei den verschiedenen größeren Anbietern um, was danach passiert. Es ist schon erstaunlich, auf welch dreiste Täuschungen man da stößt.¹⁾
So bietet ein Hersteller seine Produkte in der Form
an. Auf der Liste stehen dann Naturstrom (also Windkraft), eine eigene Photovoltaikanlage, natürlich eine Wallbox für ein E-Auto und eine Wärmepumpe, alles malerisch vor einem Holzschuppen aufgestellt. Es findet sich auch ein CO2-Fußabdrucksrechner mit sinnreichen Fragen wie
oder
was dann schon in den ausgedehnten Bereich der Kompensationszahlungen führt, der natürlich auf Verkehr, Reisen, Ernährung usw. angewendet wird.
Grüner geht es nicht – verlogener auch nicht, denn ein Angebot für reinen grünen Strom ist glatter Betrug, selbst wenn die Unternehmen ein solches Angebot auf den Verbrauch beschränken und keine Kunden mehr aufnehmen würden, wenn das Kontigent erschöpft ist. Machen sie aber nicht und ständiger Strom geht ohnehin grundsätzlich nicht.
Nicht besser der nächste Anbieter:
Auch hier gilt
Grüne Energiezukunft
Wir sehen es als unsere Aufgabe, gemeinsam mit Ihnen eine grüne Energiezukunft zu schaffen. E.ON setzt als Ihr Partner auf nachhaltige Energie für ein besseres Morgen.
Unser Klimaziel bis 2040: E.ON wird CO₂-neutral
Also mit anderen Worten: E.On macht bis 2040 ausschließlich in KKW oder verschwindet vom Markt. Alles andere ist Lüge und Betrug.
Auch der nächste Anbieter, in meinem Gebiet der Grundversorger, geht mit
an den Start. 100% Ökostrom ist eine glatte Lüge. S.o. und außerdem bekomme ich hier live mit, wie oft die Windkraftanlagen still stehen, obendrein sogar oft bei guten Windlagen, da sie abgeregelt werden, weil der Strom nicht benötigt wird. Abgeregelt heißt bei Windkraft allerdings „trotzdem bezahlt“. Der Konzern bietet sogar was besonderes an:
Das ist unser Ökogas
Öko-Gas. Hört sich doch gut an, oder? Aber was ist Öko-Gas? Bekommen die Kühe einen Schlauch in den After, der die Pupse auffängt und an die nächste Gasheizung leitet? Da muss man schon ein wenig weiter lesen:
Auf diesem Gebiet arbeitet EWE mit der Nachhaltigkeitsagentur KlimaInvest Green Concept (Hamburg) zusammen. Von dieser Agentur und weiteren unabhängigen Prüfbetrieben, wie dem TÜV Rheinland, wird EWE jährlich überprüft und zertifiziert. So können Sie zum einen sicher sein, dass Sie durch den Bezug von klimaneutralem Ökogas einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Und zum anderen das gute Gefühl haben, dass mit dem von Ihnen verwendeten Ökogas …
… 100 % der entstehenden CO2-Emissionen klimawirksam erfasst und ausgeglichen werden.
… keine Monokulturen gefördert werden, die eine hohe Belastung für Boden und Umwelt vor Ort darstellen.
… Sie den Anbau von genveränderten Maispflanzen verhindern.
… Sie nicht den Einsatz von Nahrungsmitteln zur Energieherstellung unterstützen.
Also wieder eine glatte Lüge. Angefangen mutmaßlich bei der Erfassung, denn dass da wirklich eine Bilanz gemacht wird, darf bezweifelt werden. Mit ziemlicher Sicherheit wird da auch Windkraft mitverarbeitet, die an anderer Stelle bereits als Ökostrom verkauft wird. Doppelt betrogen hält offenbar besser. Besonders verlogen der 3. und 4. Punkt: ausgerechnet im Geschäftsbereich des Unternehmens werden riesigen Mengen genveränderten Maises angebaut, der Boden und Grundwasser ungemein belastet und ausschließlich zur so genannten Biogaserzeugung verwendet wird.
Derzeit liegen hier die Angebote für Strom bei 54 ct/kWh in der Grundversorgung ohne Vertrag, 67 ct/kWh bei einem 12-Monatsvertrag und 47 ct/kWh bei einem 2-Jahresvertrag. Die Preislage ist so volatil wie möglich, zumal in der Schmierenpolitik eine Farce nach der anderen aufgeführt wird:
https://reitschuster.de/post/das-vermeintliche-atom-machtwort-von-scholz-warum-es-bluff-ist/
Zudem kann man davon ausgehen, dass nicht durchgehend geliefert werden kann. Wobei Strom der Knackpunkt ist: ohne Strom funktioniert auch keine Gasheizung, keine Wärmepumpe und auch keine Photovoltaik auf dem Dach. Eine Strategie gegen den Wahnsinn wäre, in die Grundversorgung zu gehen und keinerlei Vertrag abzuschließen und variable Beträge nach eigener Wahl zu leisten. Wenn überhaupt Geld kommt, müssten die Versorger erst einmal nachweisen, dass man deutlich mehr verbraucht hat als man bezahlt, um Strom und Gas zu sperren. Und bezüglich der Nachzahlungen sollte man sich keinen Kopf machen: wenn die Inflation so weiter läuft, kann man nur gewinnen. Und falls doch dem einen oder anderen was abgesperrt wird, ist durchaus vorstellbar, dass so mancher keine Skrupel hat, die Sperren wieder zu entfernen und das mit Notwehr zu begründen.
¹⁾ Täuschung ist ein Begriff aus dem BGB, der in schweren und vorsätzlichen Fällen auch als Betrug nach dem StGB geahndet werden kann.