Wenn man auf Begriffe stößt, die mit „Welt“ beginnen und mit „rat“ oder etwas ähnlichem aufhören, sollten sämtliche Alarmglocken schrillen, die Fenster verbarrikadiert und der Baseballschläger griffbereit gehalten werden. Ein passender verbaler Warnruf wäre „Vorsicht! Die Parasiten kommen!“
Bekannte Verdächtige sind der Weltklimarat (IPCC) sowie die Weltgesundheitsorganisation, die sich vom Weltklimarat dadurch unterscheidet, dass sie ab und zu auch vernünftige Sachen veranstaltet und sich deshalb „organisation“ und nicht „rat“ nennen darf. Den „rat“ gibt sie in Verbindung mit epidemiologischen Gutachten über die Gefährlichkeit von Stoffen wie NOx, Feinstaub oder Glyphosat. Glyphosat fällt übrigens in die gleiche Krebs-Gefahrenstufe wie der Friseurberuf, was leider kein Witz ist, auch wenn es sich so anhört. Wer Friseur wird, ist statistisch einem höheren Krebsrisiko ausgesetzt, und solche Sachen werden auskultiert, wenn man sonst nichts zu tun hat (das zuständige WHO-Institut ist in Paris angesiedelt, und es wäre sinnvoller gewesen, dieses anzuzünden als die Kathedrale).
Derzeit tagt in Paris die Welt-Artenschutzkonferenz, hinter der der „Welt“biodiversitäts“rat“ steckt (IPBES), mit Deligierten aus 130 Ländern. Paris! Der IPBES hat wenigstens Stil! Da wirkt der IPCC mit dem Tagungsort Kattowitz, das die Deligierten abends immer verlassen mussten, um ein anständiges Restaurant zu finden, doch ziemlich armselig, oder?
Die Zusammenkunft könnte zu einem historischen Moment werden. Die Organisatoren hoffen auf eine globale Übereinkunft zum Artenschutz, ähnlich dem Pariser Klimaschutzabkommen.
Also noch ein Fass, das aufgemacht werden soll. Man kann ja schon mal spekulieren, ob es dann „Artenzertifikate“ gibt, die berechtigen, eine Art auszurotten. Wer keine Lust dazu hat, kann sein Zertifikat verkaufen, und wer aus Versehen zwei Arten auslöscht, muss ein Zertifikat zukaufen. Vielleicht kann man die Zertifikate auch auf Unterarten, also Rassen, ausdehnen. Dann müssten die Grünen auch welche kaufen, denn Teile der Menschheit drohen auszusterben, wenn es noch mehr Schwule und Lesben geben sollte.
Nach Schätzungen von Experten sterben jährlich so um die 20.000 Arten aus. Bevor man nun in Ehrfurcht vor dieser Zahl erstarrt, wären erst einmal zwei Sachen zur Kenntnis zu nehmen:
- Es gibt alleine ca. 50.000.000 Tierarten auf der Erde.
- Das Aussterben und die Bildung neuer Arten ist ein natürlicher Prozess
Nehmen wir also mal an, bei den 20.000 Arten handelt es sich um Tierarten (Pflanzenarten werden auch hier subsummiert), dann sterben ca. 0,04% der vorhandenen Arten pro Jahr aus. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass nicht eine vergleichbare Anzahl neuer Arten entsteht. Plus/Minus. Diesen Prozess gibt es bereits seit Jahrmillionen.
Der Müller ist eines der deutschen Standardwerke, der das dokumentiert. In 7 Bänden, im Durchschnitt um die 800 Seiten stark, sind Seite für Seite Arten beschrieben, die man paläontologisch identifiziert hat. Wenn man davon ausgeht, dass nur ein verschwindend kleiner Bruchteil der Arten überhaupt unter Bedingungen lebt, die eine Konservierung als Fossil ermöglichen, und wiederum das Finden von Fossilien Glückssache ist und vieles trotzdem verloren geht, muss man Artenentstehen und Artenvergehen wohl nicht unbedingt als dramatischen Vorgang ansehen.
Die Weltartenschutzpanik baut wie die Klimapanik darauf auf, dass natürlich der Mensch – wer sollte es in seiner Hybris wohl sonst sein? – für das Aussterben von 32.768 der 20.000 aussterbenden Arten verantwortlich ist. Um das zu veranschaulichen werden wieder die üblichen Propagandamittel bemüht: da ist der Dodo, der einfach das Fliegen verlernt hatte und von Seefahrern aufgegessen wurde (nach einer im Film Ice Age geäußerten Theorie aber innerartlich aus Versehen die letzten Weibchen getötet hatte), oder der Panda, der anscheinend selbst zum Ficken zu doof oder faul ist. Um es mal deutlich zu sagen: solche Arten sind am Ende ihres Weges angekommen und werden mit oder ohne den Menschen verschwinden. Das Theater, das um den Panda gemacht wird, ist einfach nur geistiges Schrebergärtnertum. Man kann das Modell für den niedlichen Teddybären vielleicht noch eine Weile erhalten, aber verhindern wird man das Aussterben auf die Dauer nicht. Solche Arten werden sich zahlenmäßig nicht mehr stabilisieren.
Der so genannte Bottleneck, also das Fallen der Individuenzahl unter einer bestimmte Grenze, ist ein Grund für das Verschwinden einer Art. Dabei ist das Töten der letzten Individuen nur ein Element. Anscheinend genauso bedeutungsvoll ist der eintretende Inzuchteffekt bei zu geringer Populationsdichte. Eine davon betroffene Tierart ist beispielsweise der Gepard. Da ist aber weniger der Mensch dran Schuld. Das Modell „Hochgeschwindigkeitsjäger“ ist im Vergleich zu Rudeljäger (Löwe) oder Wegelagerer (Hyäne) einfach nicht erfolgreich. Selbst aufwändige Nachzucht und Auswilderung können vermutlich ein Verschwinden auf die Dauer nicht verhindern. Eine andere davon betroffene Art, die es geschafft hat, einen Bottleneck erfolgreich zu überstehen, ist nach genetischen Befunden ausgerechnet die Gattung Homo, die anscheinend irgendwann mal auf weniger als 20.000 Individuen geschrumpft war, sich aber zur heutigen Pest entwickelt hat. Reste der Inzuchtschäden kann man immer noch auf Konferenzen bewundern.
Weshalb Arten verschwinden, hat unterschiedliche Gründe. Da sind neue Konkurrenten, etwa vom Menschen absichtlich oder zufällig eingeschleppte Arten. Nager, Haustiere und viele Wassertiere haben sich weltweit durch den Handel verbreitet und machen einheimischen Arten das Leben schwer. Entweder diese passen sich an, oder das war es. Allerdings muss man sagen, dass so etwas laufend passiert. Der Mensch ist in der Beziehung nur ein Akteur, wenn auch ein sehr erfolgreicher. Dagegen muss man auch setzen, dass solche Situationen auch einen Evolutionsdruck erzeugen, der wiederum zur Bildung neuer Arten und Lebensgemeinschaften führt. Was kurzfristig schädlich erscheint, muss es langfristig gar nicht sein.
Andere Arten werden durch Seuchen dezimiert. Angeblich hat 90 Amphibienarten eine Pilzkrankheit erwischt. Wobei „ausgestorben“ auch wieder so eine Sache ist. Wenn man keine Tiere mehr in bestimmten Arealen nachweisen kann, muss das nicht heißen, dass es sie nicht mehr gibt. Dazu gibt es selbst hier Beispiele: so herrschte unter Ornithologen um 2000 leichte Panik, weil Seevogelpopulationen in gut untersuchten dänischen Schutzgebieten dramatisch zurück gingen oder teilweise verschwanden. Später stellte sich heraus, dass die Schwärme ganz einfach zu anderen Stränden umgezogen waren, an denen keine umfangreichen Bestandsaufnahmen durchgeführt wurden. Gerade Arten in unbesiedelten Gegenden können leicht der Aufmerksamkeit entgehen.
Manchmal ist auch unklar, was eigentlich gemeint ist.
Bei Insekten wird das Wissen schon lückenhafter. Eine der bekanntesten Untersuchungen ist die „Krefelder Studie“, die gezeigt hat, dass in Teilen Deutschlands die Zahl der Insekten in den vergangenen 30 Jahren dramatisch zurückgegangen ist.
Was ist nun zurück gegangen? Die Individuenanzahl oder die Artenanzahl? Das ist schon ein Unterschied.
Übersehen werden auch gerne die Geflechte, also die Lebensgemeinschaften. Viele Arten hängen untereinander ab, und mit dem Aussterben einer Art sind möglicherweise weitere betroffen ohne dass das unmittelbar erkennbar wäre. Die Zusammenhänge sind oft alles andere als einfach. Je mehr sich einzelne Arten allerdings spezialisieren, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es sie erwischt. Siehe Panda. Wenn der nur eine Pflanze frisst, verdient er es im Grunde nicht besser.
Bei manchen Arten ist der Mensch auch gar nicht mal so unglücklich, wenn sie aussterben. So versucht man seit Anno pheles, die Anopheles-Mücken als Träger der Malaria auszurotten. Die nehmen inzwischen aber weite Gebiete Deutschlands wieder in Besitz, weil Hochwasserschutz auch Feuchtgebiete bedeutet. Des einen Leid, des anderen Freud.
Nüchtern betrachtet besteht überhaupt kein Grund für Panik. Individuenanzahlen variieren, aber was auf dem Feld von Bauer Meier nicht mehr zu finden ist, lebt eben auf der Wiese von Bauer Schulte, und der Rest wandert in den Osten oder Westen aus. Wie bei den anderen „Räten“ kann man auch beim Weltbiodiversitätsrat davon ausgehen, dass das eigentliche Problem, dass nämlich die Menschheit versucht, in Sachen Fortpflanzung ausgerechnet der Anopheles den Rang abzulaufen, nicht angesprochen wird. Man wird sich auf Forderungen und Maßnahmen beschränken, die Leute weiter auszuplündern, es wird sich über kurz oder lang eine neue Version der Hl. Greta finden, und bekloppte Jugendliche werden versuchen, durch Hüpforgien ein Erdbeben der Stärke 5,4 auszulösen. Zumindest die Art Stultitia hominis wird nicht aussterben,