Wie kann man ein System besser analysieren? Von Außen oder wenn man mitten drin steckt? Von Außen sieht man die groben Strukturen und kann sie klassifizieren, von Innen erfährt man erst, wie das Räderwerk funktioniert.
Das Land steckt inzwischen bis über beide Ohren im Totalitarismus – und ich sage bewusst „Land“ und nicht „wir“, denn Letzteres existiert im Totalitarismus nicht. Ziemlich grob kann man ihn als ausufernde und alles erstickende Bürokratie definieren, wobei der Begriff „Bürokratie“ wesentlich mehr umfasst, als die eigentliche Bedeutung des Wortes hergibt – ein weiteres Kennzeichen des Totalitarismus, dass Worte und Begriffe im allgemeinen nicht mehr das beinhalten, was ursprünglich mal damit bezeichnet wurde.
Das Wesen dieser Bürokratie besteht darin, dass keiner darin etwas schaffen kann, aber jeder kann irgendetwas ver- oder behindern. Beispielsweise sollen Justiz und Polizei als Organe des Staates eigentlich etwas schaffen, nämlich Ordnung, aber darüber sind diese Organe längst hinaus und werden damit vollwertige Mitglieder der erstickenden Bürokratie. Sie schaffen nicht Ordnung, sondern beseitigen sie, indem die Ordnungsregeln, also die Gesetze, nicht mehr einheitlich angewandt werden, sondern Funktionen des Beliebens und damit Werkzeuge der Unterdrückung werden. Körperverletzung ist eine Straftat, aber wenn die Straftat aufgewogen wird gegen eine herkunftsbedingte Traumatisierung des Täters oder eine beleidigende Äußerung des Opfers und der Täter fröhlich pfeifend (oder was man sonst in seinem Herkunftsland macht) das Gericht verlässt, ist die Regel zwar nicht außer Kraft (der deutsche Täter wird ja weiter bezahlt, oder auch der Ausländer, wenn er zu dumm ist, eine NGO zu aktivieren), aber ins Belieben der Justiz gesetzt. Verleumdung ist eine Straftat, aber wenn das nur gilt, wenn dem Opfer nicht unterstellt werden kann, dass er vielleicht mal so etwas geträumt haben könnte und es deshalb keine Verleumdung ist, ist Recht beliebig und nicht mehr vorhanden.
Die Beliebigkeit der Worte setzt sich überall fort, bis hin zur völligen Wahlfreiheit, was man unter physikalischen oder biologischen Begriffen versteht. Gleichzeitig werden willkürlich andere Worte kriminalisiert und damit dem Sprecher die Möglichkeit entzogen, sich verständlich auszudrücken. Warum ist „Neger“ eine Diskriminierung, die Bezeichnung eines braunhäutigen dunklerer Provenienz als „Schwarzer“ aber nicht? Obwohl der eindeutig nicht Schwarz ist? Warum ist die Bezeichnung eines Sinti als „Zigeuner“ diskriminierend, die Bezeichnung eines Schwaben als „Deutscher“ aber nicht, obwohl beides die gleichen Zusammenhänge ausdrückt? Sprachkontrolle ist eine Methode des totalitären Unterdrückung, und wenn Not am Mann ist, stellt sich sicher auch noch heraus, dass der Begriff „Schwerkraft“ von einem Nationalsozialisten benutzt worden und es daher zukünftig unmöglich ist, zu erklären, warum man nach dem Stolpern auf die Fresse gefallen ist.
Genaue Sprache ist der Feind, denn wer sich genau ausdrücken kann, kann etwas. Es zählt aber im Totalitarismus nicht, was man kann, sondern ausschließlich, wen man kennt. Etwas zu können statt jemanden zu kennen ist die absolute Karrierebremse. Und das stetige Bemühen der Bürokraten geht dahin, auch das letzte Können zu verhindern. Und dort ufert das Bürokratensystem weiter aus. An den Schnittstellen – NGO, Verbände – kennt man sich und muss nichts mehr können, und die angeheuerten Bürokraten portieren das System weiter: NGO agieren dort weiter, wo der Staatsbürokrat nicht hinkommt und Verbände sind wirkungsvolle Instrumente zur Behinderung ihrer Mitglieder. Auf an der Schnittstelle zu den Medien kennt man sich, und wenn man bei den Medien nur noch Leute kennt, aber nichts mehr kann, wird die Grenze durchlässig: vom Redakteur zum Regierungssprecher und zurück: man kennt die Leute, die nichts können ( außer Behindern). Journalisten vom Schlage eines Peter Scholl-Latour? Die würden heute noch nicht mal ein Volontariat überstehen.
Das Krebsgeschwür ist letztlich nicht aufzuhalten. Es ist ein Irrtum, davon auszugehen, dass man von der Basis aus etwas ändern könnte. Sich in der Kommunalpolitik für „seine“ Stadt engagieren? Wer es versucht, wird schnell merken, dass auch er nur verhindern, aber nichts bewirken kann, denn die nächste Ebene kann wirkungsvoll verhindern, dass irgendetwas bewirkt wird. Um da hin zu kommen, um vielleicht etwas zu ändern, muss man jemanden kennen, aber wenn man etwas kann, wird das nicht passieren, denn einem Idioten kann man bekanntlich nicht vermitteln, dass er ein Idiot ist, aber jeder Idiot ist zumindest schlau genug, zu erkennen, wenn der andere kein Idiot ist. Man hat nichts gegen keine Idioten, manche der besten Freunde sind keine Idioten, aber der keine Idiot ist nicht von hier.
Das System korrumpiert, und deshalb gibt es auch kein „wir“ mehr. Proteste sind völlig sinnlos. Zwar kann der Bauer das Rathaus mit Gülle fluten, weil von dort Vorgaben kommen, die an die bäuerliche Existenz gehen, aber das nützt nichts, denn die Vorgaben kommen eigentlich von ganz woanders her, von Leuten, an die man nicht herankommt, und die Enteignung des Bauern kommt wieder von anderen Leuten, die zwar alle nichts können, sich aber untereinander bestens kennen. Im Gegensatz zu den Opfern.
Als sie den Bauern vernichtet haben, habe ich nichts gesagt, ich kaufe meine Lebensmittel ja bei Tante Emma. Als sie Tante Emma vernichtet haben, habe ich nichts gesagt, denn ich kann ja bei Lidl kaufen. Als sie das Autofahren verboten haben und ich nicht mehr zu Lidl konnte, habe ich nichts gesagt, denn es gibt ja noch Lieferando. Als ich kein Geld mehr hatte und Lieferando nichts mehr brachte, durfte ich mir aussuchen: Verhungern oder Ostfront? Es gibt kein „wir“ oder, wie bei Schiller noch ohne Komma steht, „der gute Mann denkt an sich, selbst zuletzt!“. Es bleibt letztlich nichts außer dem Rückzug ins Private: so wenig machen wie möglich, so viel ignorieren wie möglich, so viel Kollateralschaden anrichten wie möglich. „Ich selbst zuerst“ wird erste Bürgerpflicht und ist überlebensnotwendig.
Wo dümpelt das hin? Zu einem Heer von Bürokraten und einem Heer von Ameisen, die nur noch unter Zwang irgendwelche Arbeit machen, und die so schlecht wie möglich, denn etwas besser machen führt nur zu Problemen. Zwei Stunden länger an etwas sitzen, das dann besser hält? Dann wird das neue Norm und man arbeitet länger für den gleichen Hungerlohn. Lohnt sich nicht.
Wie kommt man aus dem System wieder heraus? Es gibt zwei Möglichkeiten:
(1) Die komplette Implosion des Systems und ein harter Neuanfang.
(2) Die individuelle Republikflucht.
Reformation? Blödsinn! Klappt nicht. Andere Regierung wählen? Das sind 10 neue Leute an der Spitze, die keine Chance haben, sich gegen die 20.000 Bürokraten, die bleiben, durchzusetzen. Sie sind geübt im Verhindern. Das können sie. Und das werden sie machen. Es wird sich nicht so viel ändern lassen, dass es zu einer Kehrtwende kommt. Die einzige Chance zur Kehrtwende ist der völlige Zusammenbruch, und das kann sehr sehr lange dauern.
Und individuelle Republikflucht? Das machen schon viele, besonders die, die was können: Ärzte, Ingenieure. Aber auch das wird problematischer. Noch nicht wie in der DDR, wo man eine Todeszone überwinden musste. Aber schon fast wie die Juden in den 1930er-Jahren, die aus Deutschland raus wollten. Konnten sie, kein Problem, die Nazi wollten sie ja loswerden. Aber sie konnten gewissermaßen nur nackt raus. Sämtlicher Besitz wurde in Form von Steuern konfisziert. Und das Problem für viele: nackt wollte sie keiner haben. Und das ist heute auch bereits wieder so: man kommt hier nur nackt raus. Und da fängt das Problem an, denn nackt will man Immigranten auch nicht: die sollen so viel Geld mitbringen, dass sie überleben können, bis sie sich eingelebt haben. Einreisen als Deutscher in die Dominikanische Republik, um dort zu arbeiten? Mit bereits bestehendem Vertrag? Kein Problem, wenn Sie einen bezahlten Rückflugschein bei der Passkontrolle hinterlegen. Sonst kommt man da gar nicht erst rein. Und hier deshalb leider nicht raus.