Das Gallische Dorf

Wenn man sich die Farce um die „eingefrorenen“ Milliarden der russischen Staatsbank bei Euroclear in Belgien anschaut, fühlt man sich unwillkürlich an Asterix erinnert – allerdings an eine Art Anti-Asterix. Das Thema ist eine tickende Zeitbombe, bei der sich „ganz Gallien“ bemüht, den Timer anzuhalten. Ganz Gallien? Nein, eine kleine Gruppe unbeirrbarer Irrer leisten der Entschärfung weiterhin Widerstand.

Bislang hat sich die EU ja nur bei den Zinsen auf das Kapital bedient. Was schon rechtswidrig genug ist, aber dadurch gedeckt wird, dass Russland in der Größenordnung problemlos reziproke Maßnahmen ergreifen kann und das auch gemacht hat. Wenn man es nachverfolgt, sind die Verluste für EU-Beteiligte (Staaten und Unternehmen) sogar größer als die paar Milliarden, die von der Lügen & Co. bislang unterschlagen haben und nicht nur durch den Diebstahl, sondern durch die Sanktionen auch juristisch besser gedeckt.

Aber bei 180 Mrd. € hört der Spaß auf. Neben Belgien sind auch nicht nur viele EU-Länder absolut dagegen, sondern auch Institutionen wie die EZB (die eine Vertragsverletzung feststellt und das gestohlene Kapital nicht als „Sicherheit“ anerkennt), die US-Regierung, die ziemlich offene Warnungen ausspricht, Euroclear selbst, das Klagen will, sollte von der EU-Kommission das Verlangen kommen, die Gelder rauszurücken, sowie internationale Finanzfachleute, NGOs und Banker aller Art. Es gibt praktisch derzeit niemanden, der den Raub befürwortet (pikantes Detail am Rande: zu den Anteilseignern von Euroclear gehören J.P.Morgan Chase, Citigroup und die chinesische Staatsbank, allerdings als kleiner Minderheitseigner).

Niemanden? Nein, ein kleines gallisches Dorf leistet erbitterten Widerstand, angeführt von einer blonden Druidin und einem ziemlich langen Barden, oder im Klartext: Ursula von der Leyen und Friedrich Merz. Letzterer versucht auch auf Kosten Deutschland dem belgischen Premier, der sich sperrt, durch die Zusicherung „Deutschland steht dafür gerade, wenn Russland erfolgreich gegen den Raub klagt“ den Wind aus den Widerstandssegeln zu nehmen. Mit dieser Zusicherung ist „Merz allein zu Haus„, denn keiner der anderen Staatschefs zieht mit, noch nicht mal Macrönchen oder Starrmer. Und bislang weisen alle Zeichen darauf hin, dass im Gegensatz zu „Kevin allein zu Haus“ nicht die Einbrecher was auf die Fresse bekommen, sondern Friedrich.

Man muss sich wirklich fragen, was diese nach Ansicht aller anderen Beteiligten „gemeingefährlichen Verbrecher“ noch anrichten dürfen, bis sie gestoppt werden.