Putin war’s !!!!!

Eigentlich wollte ich ein ganz anderes Thema aufgreifen, aber aus aktuellem Anlass …

In Spanien, Portugal und Teilen Südfrankreichs gab es einen massiven Blackout nebst Problemen, das Netz wieder hoch zufahren. Noch bevor die letzten Handy-Akkus leer waren und kein Kontakt mehr in die sozialen Netzwerke bestand, was allen sonnenklar: „Das war Putin mit seiner Hacker-Troll-Cyber-Armee!“ Der Quatsch verdient es, etwas gerade gerückt zu werden.

Spanien is eine ähnlich grün-versiffte Gegend wie .. andere Länder (puh, fast wäre das in Hausdurchsuchungswürdiges abgeglitten). Sie haben sogar einen noch höheren Anteil an volatilen Energien als .. andere Länder und feierten neulich einen ganzen Tag, an dem mehr als 100% des Bedarf aus Wind und Sonne gedeckt wurde. Welch ein Erfolg !!!

Die Kehrseite(n) der Medaille:

  1. Die kleinen dezentralen Anlagen vieler unabhängiger Betreiber lassen sich nicht regeln. Abschaltungen sind beispielsweise nur bei einigen Großbetreibern möglich.
  2. Die normalen Kraftwerke sind zu einem großen Teil mehr oder weniger stillgelegt. Einige schnelle Kraftwerke bleiben zu hohen Kosten auf Standby.

Damit so ein System funktioniert, wird der Strom europaweit über ein Verbundnetz verteilt. Von Spanien aus geht es nach Südfrankreich, wobei die Pyrenäen (deutsch: Bierenähen) ein Nadelöhr darstellen: nur wenige Leitungen führen über das Gebirge und stellenweise ist es aufgrund von Störungen (Wind, Brände, …) auch schon zu Problemen gekommen, die jedoch weitgehend beherrschbar waren.

Anscheinend ist es wieder zu einer solchen Störung gekommen (Genaueres muss man noch abwarten, aber die ersten Berichte deuten darauf hin; möglich sind auch Störungen innerhalb Spaniens, aber das Problem ist das Gleiche). Als Folge solcher Störungen kann der Strom nicht abtransportiert werden (nein, Annalena, er kann nicht im Netz gespeichert werden. Nein, Annalena, wirklich nicht. Auch wenn das jetzt unfeministisch ist). Die Folge dieser Folge ist ein Ansteigen der Netzfrequenz. Und die Folge der Folge der Folge ist, dass bei Abweichungen von mehr als 0,15 Hz, das sind 0,3% von der Netzfrequenz, die Netzteile von einander getrennt werden. Normalerweise passiert das nicht, weil die Kraftwerke genügen Möglichkeiten haben, solche Lastwechsel auszugleichen, aber die sind hier eben nicht da, sondern nicht regelbare „erneuerbare Energien“.

Das ganze System reagiert, wenn nirgendwo noch ein regelbares Kraftwerk etwas auffangen kann, wie eine Dominokette: wird ein Netzteil abgetrennt, steht nicht mehr genug oder zuviel Saft zur Verfügung und das Netz schaltet komplett ab. Dem Nachbarn geht es nicht besser, dem Nachbarn von dem Nachbarn auch, und Schluss ist erst an der russischen Grenze, weil die ihr eigenes Netz haben und den Unfug gar nicht erst mitmachen. Und schon ist das Licht aus, was selbst am hellichten Tag doof ist, wenn man in einem Tunnel steckt.

Jetzt kommt Teil 2: ein Netz anfahren ist nicht ganz unkompliziert. Das schaffen nur die dicken Dinger mit viel Power. Spitzenlastkraftwerke können allenfalls helfen, aber alleine schaffen sie es nicht. Erneuerbare schaffen überhaupt nichts, in der Regel noch nicht mal die Versorgung des Hauses, in dem sie installiert sind. Sie brauchen nämlich eine Leitfrequenz, um überhaupt arbeiten zu können, und die kommt von einem Großkraftwerk. So lange die nicht vorhanden sind, ist auch die Photovoltaik auf dem Dach tot.

Warum? Stellen Sie sich mal vor, die würden laufen. Ob die Konverter eine Frequenz von alleine auf 0,3% halten können, sei einmal dahin gestellt. Normalerweise brauchen sie das nicht, also kann man Technik sparen. Aber trotzdem: lassen wir sie laufen. Jetzt kommt das Großkraftwerk hinzu. Im schlimmsten Fall sind die Phasen komplett versetzt (Phasenschieber gibt es in den Kleinanlagen natürlich auch nicht), d.h. da treffen mal eben 400V Spannungsdifferenz aufeinander (weniger reicht auch). Wer ist der Stärkere? Die Sonnenzelle auf dem Dach oder das Großkraftwerk? Genau! In Verbindung mit den meist vorhandenen Batterien expoldiert das ganze Haus (ohne Batterie nur das ganze Dach und die Elektronik) und wer von den Bewohner überlebt haben sollte, darf sich eine neue Bleibe suchen.

Wir hatten vorhin erwähnt, dass die Großkraftwerke herunter gefahren sind. Jetzt kommt Teil 2 der Show: so ein schwarzstartfähiges Großkraftwerk muss auf voller Power laufen, denn wenn der Strom irgendwo wiederkommt, springen jede Menge Verbraucher wieder an (Kühlschränke, Fernseher, Maschinen, Pumpen, Licht, …), die volle Leistung ziehen. Solche schwarzstartfähigen Kraftwerke gibt es nicht allzu viele, denn um nach einem Totalblackout wieder auf Touren zu kommen, müssen eine ganze Menge Maschinen erst mal mit Dieselgeneratoren auf Schwung gebracht werden. Das spart man sich meist (Notstromversorgung genügt, aber die reicht meist nicht für einen Schwarzstart) und hält nur eine strategisch notwendige Menge an Kraftwerken für so etwas vor. Jetzt läuft folgende Kette an:

  1. Die Kraftwerke werden auf volle Leistung hoch gefahren, um den primären Ansturm bewältigen zu können und nicht sofort wieder abschalten zu müssen. Waren sie auf Standby, dauert das ein paar Stunden.
  2. Die Abnehmerbezirke werden nach und nach zugeschaltet. Der jeder Bezirk ist so ausgwählt, dass die zur Verfügung stehende Überschussleistung im bereits laufenden Bezirk ausreichen sollte, um auch ihn wieder anzufahren. Dazu muss aber jeder Bezirk erst einmal stabil laufen und auch die weiteren Lieferanten (andere Kraftwerke, erneuerbare) wieder liefern. Auch das dauert.

Bis alles wieder läuft, können nach einem Totalblackout auch schon mal mehr als 12 Stunden, vielleicht sogar mehr als 1 Tag ins Land gehen. Immer vorausgesetzt, die Show hat keinen Großtrafo abgefackelt. Dann dauert es länger, bei besonders kritischen Transformatoren bis zu 6 Monaten, bis alles wieder geregelt ist (das ist die Lieferzeit von solchen Dingern).

Kurz und gut: auch wenn ich jetzt Kaja Kallas, Annalena Baerbock, Johann Wadephul und Serap Güler maßlos verärgere, es war nicht Putin! Es war die vereinigte Blödheit grüner Politik.