Derzeit verteilt US-Präsident Trump ja Importzölle gegen Hinz und Kunz, weil nach seiner Ansicht die Importzölle auf US-amerikanische Waren in vielen Ländern wesentlich höher sind als umgekehrt die Importzölle der USA auf Waren aus diesen Ländern. Und das sei ungerecht und müsse korrigiert werden, damit die US-Wirtschaft besser Chancen im eigenen Land bekomme.
Damit hat er zum Teil Recht, wenn auch die Unterschiede nicht so gewaltig sind, wie das in den Medien gerne dargestellt wird. Da sucht man sich die Rosinen heraus und erwähnt Produkte, bei denen sich das nicht so start auswirkt, besser nicht. Obendrein können viele Zölle auch bis zu einem gewissen Grad erhöht werden, ohne dass es die Konsumentenpreise wirklich trifft: in vielen Handelsketten sind die Gewinnmargen außerordentlich hoch und die Zölle betreffen dann zunächst lediglich diese Margen. Allerdings geht das natürlich nur bis zu einer gewissen Größenordnung; danach müssen auch die Entverbraucher mehr zahlen.
Die USA haben gegenüber vielen Ländern riesige Handelsdefizite. Exportnationen wie China und – immer noch – viele EU-Staaten sind natürlich betroffen, wenn sie aufgrund der Zölle nicht mehr so viel absetzen können. Man könnte da natürlich unken: „wenn schon die Abhängigkeit von billiger russischer Energie so schlimm war, weshalb hat man sich dann auf der anderen Seite so abhängig von Exporten in die USA gemacht?“. Und da man so abhängig ist, wird es diese Wirtschaften natürlich treffen, wenn weniger abgesetzt wird, insbesondere wenn man, wie in Deutschland, selbst nichts in den Inlandsbedarf investiert. China kann immer noch andere Länder mit seinen Waren überschwemmen, aber die EU ist durch ihre irrsinnige Politik deutlich schlechter aufgestellt.
Treffen wird das aber besonders auch die US-Bevölkerung. Warum importieren die USA als eine der stärksten Wirtschaftsmächte derart viele Waren? Können nur US-Amerikaner „verbrauchen“? Die Crux liegt darin, dass die USA auf dem Papier tatsächlich die stärkste Wirtschaftsmacht der Welt ist, aber hauptsächlich auf dem Papier. Nirgendwo sonst ist die Schere zwischen Arm und Reich so groß: während die Reichen immer riesigere Profite abschöpfen, sind Pappkartonsiedlungen in den Städten der Alltag. Nicht wenige verlassen morgens ihren Pappkarton im Anzug und mit Krawatte, um zur Arbeit zu gehen, weil sie sich trotz Vollzeitjob keine Wohnung leisten können. Ein funktionierendes Gesundheitswesen gibt es nur für Reiche: wer als Armer erkrankt, ist wirtschaftlich vollendes ruiniert. Schulen und Infrastruktur sind meist in einem noch schlechteren Zustand als die deutschen – und das will inzwischen etwas heißen. Kurz: der Durchschnittsamerikaner kauft sich statt einer Harley-Davidson eine Royal Enfield, weil er sich die leisten kann – und nicht aus fehlendem Patriotismus für die eigenen Produkte. Die meisten Sachen werden ohnehin auf Pump gekauft und die Ausfallrisiken der Kreditkartengesellschaften sind kaum noch überschaubar. Die Zölle führen dazu, dass entweder nichts mehr gekauft wird oder die Privatverschuldung noch mehr steigt.
Wieso funktioniert das System so schlecht in den USA, obwohl es eine Wirtschaftsgroßmacht ist. Überbordende Sozialsysteme wie hier, wo jeder, der es in das Land schafft, eine fürstliche Rundumversorgung bekommt, sind es jedenfalls nicht. Einen guten Teil der Verantwortung dürfte der US-Imperialismus haben: der Militärhaushalt der USA ist größer als die der nächsten 10 Mächte zusammen genommen. Die US.-Wirtschaft ist ein Papiertiger, der zum großen Teil auf Militärwirtschaft beruht, und die schaft bekanntlich keine Konsumgüter. Deshalb müssen diese zwangsweise importiert werden. Würde man das umstellen, sähe es sicher besser aus, aber das wäre eine Variante, deren Umsetzung sicher Jahrzehnte in Anspruch nehmen würde. Trotzdem: das Hauptproblem der USA (und damit der ganzen Welt) dürfte die Rüstungsindustrie sein.
Dabei wird die Militärmacht USA ebenfalls überschätzt. Mit ca. 750 Militärbasen weltweit und 11 Trägerflotten sind die USA zwar in der Lage, überall und jederzeit Unfrieden stiften zu können, aber eine Krieg gewinnen können sie nicht. Sämtliche Militäraktionen hinterlassen Chaos und nichts anderes. Was wohl auch damit zusammen hängt, dass die USA selbst ihr eigenes Volk nicht zufrieden stellen können. Wie soll das dann mit anderen Ländern gelingen, zumal nach wenigen Minuten klar ist, dass es nicht um die Segnungen der Demokratie geht, sondern um schlichtes Ausplündern anderer Volkswirtschaften.
Man darf getrost bezweifel, dass Trump mit seinen Zöllen eine Abkehr vom US-Imperialismus im Sinn hat. Tatsächlich legt er nur die Ukraine aufs Eis, lässt Israel weiter völker- und massenmorden, was das Zeug hält, und wendet sich China als nächstem Feind zu. Mit Taiwan als landgestütztem Flugzeugträger gegen China. Wenn er sich da mal nicht vertut. Immer mehr Länder haben keine Lust mehr auf die „westliche regelbasierte Ordnung“ und werden sich anders orientieren. Europa dürfte davon wenig mitbekommen, denn dieses Gebilde hier befindet sich schon seit längerer Zeit auf Talfahrt.