Die hohe Kunst der Erpressung

Der Zustand der Welt hat hauptsächlich etwas mit Erpressung zu tun. Erpresst werden Länder, in denen die wirtschaftliche Entwicklung weniger weit ist, von den Ländern, die schon weiter sind, und dabei handelt es sich vorzugsweise um die „Westliche Wertegemeinschaft“.

Hauptwerkzeug der Erpressung ist die Hoheit über Finanzströme. Der 2. Weltkrieg hat es den USA ermöglicht, den US-$ als „Weltreserve-Währung“ zu verankern, was letztlich bedeutet, dass fast alle internationalen Geschäfte mit starker Kopplung an den US-$ abgewickelt werden und die Clearing-Stellen von den USA kontrolliert werden.

So genannte Entwicklungsländer sind natürlich bemüht, Boden auf den vermeintlichen Wohlstand gut zu machen. Einsetzen können sie dafür Rohstoffe und landwirtschaftliche Produkte, die aber erst einmal im erforderlichen Umfang erschlossen und einer Logistik zugeführt werden müssen. Dafür gibt es dann vom Westen Kredite in US-$, die mit Erpressung Auflagen verbunden sind, wo die Technologien zu kaufen sind, wie die Preise zu gestalten sind und welche Rechte westliche Unternehmen im Land bekommen. Letztlich fließt die Hilfe nahezu komplett wieder zurück, ohne in den Ländern große Spuren zu hinterlassen, worauf dann das nächste Erpressungspaket geschnürt wird. Flankiert wird das durch staatliche Entwicklungshilfen, deren Aufgabe die Etablierung korrupter Regierungen ist, die das Ausplünderungssystem aufrecht erhalten.

Das funktioniert natürlich nur eine gewisse Zeit lang, bis sich in den Ländern doch irgendetwas tut, das sie selbständiger macht. Wenn sie dann auf eigenen Profit Handel treiben möchten, tritt die nächste Epressungsstufe in Kraft: sie müssen das US-$-System zur Abwicklung verwenden und die Teilnahme an dem System kann ihnen jederzeit ohne große Begründung verwehrt werden. Das ganze nennt sich dann Sanktionen: handelt man nicht im Sinne einer Bereicherung von US-Firmen, ist man draußen. Das Sanktionsspiel in Sachen Ukraine, das selbst den Verbündeten der USA langsam das Genick bricht, ist ein beredtes Beispiel. Die USA verhalten sich zunehmend wie der Master in einem extremen BDSM-Spiel, der das Safe-Wort vergessen hat.

Auch das geht aber nur begrenz gut, die die Bemühungen der BRICS zeigen, Systeme zu etablieren, die nicht den US-$ verwenden. Hier versucht der kommende Präsident der USA, Donald Trump, die nächste Erpressungsstufe zu starten: Länder, die sich am BRICS-System beteiligen, sollen mit 100% Importzoll auf ihre Produkte beim Export in die USA bestraft werden. Das kann wirken, weil die größte Volkswirtschaft der Welt zwar groß, aber alles andere als großartig ist und selbst auf nicht gerade knappe Importe angewiesen ist, wähend man vergleichbare Technologie inzwischen woanders durchaus günstiger bekommen kann. Der Erpressungsversuch ist als ein weiterer Versuch, die Welt insgesamt in zwei Lager zu spalten.

Man sollte sich das als Land vielleicht überlegen, wie weit man diese Erpressung, die auf eine Ausplünderung hinausläuft, noch mitmachen will. Es ginge ja auch reziprok: 100% Zölle auf Waren aus den USA, 100% Exportzölle auf Waren in die USA und Lieferung nur gegen Vorkasse bei Einzahlung auf eigene Banken und nicht auf Konten im Erpresserland. Langfristig wird sich das wohl in die Richtung entwickeln.