lautet das zentrale Geschichtscredo, mit dem jeder Deutsche bombardiert wird, bevor er sprechen gelernt hat.
Bei mir ist Letzteres schon eine Weile her, so dass ich mir auch Gedanken machen konnte, was damit gemeint ist. So ist bei mir der Eindruck entstanden, dass es irgendetwas mit der NS-Zeit zu tun hat, die vor meiner Zeit lag. Auch meinte ich längere Zeit, die hinter dem Credo stehenden Fakten erkannt zu haben, deren Wiederholung nicht anstrebenswert zu sein schien. Ich hatte verstanden – meinte ich.
Dann lernte ich in den letzten Jahren, dass Fakten nicht von der Realität diktiert, sondern durch Gesetze erzwungen werden – und Gesetze können sich ändern. Es wurde aber nicht nur aus Böse Gut und umgekehrt: vieles wurde schlabbriger als eine verwesende Qualle am Strand. Ob eine Tat gut oder böse ist, ist eine Funktion der Ethnie/Religion/Parteizugehörigkeit, wobei noch weiter verwässernd hinzu kommen kann, dass eine Tat je nach Ethnie grundsätzlich gut oder böse sein kann, egal wem man sie antut, und auch umgekehrt je nach Ethnie eine Tat gut oder böse für den Betroffenen sein kann, egal wer sie ihm antut. Stellt sich die Frage
Nie wieder was?
Oder gilt eher
Sachdienliche Hinweise gerne im Kommentarbereich des telegram-Kanals dieser Seite.
PS. Ein Beispiel. Als eines der Hauptsymbole des NS-Regime gilt die SS, wobei eigentlich zwischen der SS als Heinrich Himmlers Staat-im-Staate und der Waffen-SS unterschieden werden muss. Für die Karriere im Staatsdienst waren Parteimitgliedschaft und SS-Mitgliedschaft oft Voraussetzung – wie heute übrigens auch obere Positionen nur mit dem richtigen Parteibuch zu erhalten sind. Die Waffen-SS galt gegenüber der Wehrmacht als Elitetruppe, also auch ein Anspron für den einen oder anderen, sich da zu bewerben statt auf die Einberufung zu warten. Ich brauch wohl nicht darauf hinzuweisen, wie die Presse wie eine Meute tollwütiger Hyänen über den Politiker Maximilian Krah herfielen, der es wagte, in einem Nebensatz zu erwähnen, unter den Umständen könnten nicht alle Verbrecher gewesen sein. Die Meute bliebt aber erstaunlich ruhig, wenn Fanz Macron elsässische SS-Leute kurzerhand als „Opfer des Faschismus“ bezeichnet, darunter übrigens auch Täter von tatsächlichen Kriegsverbrechen wie in Oradour sur Glane in Frankreich.
Wie steht es hier mit einer Erinnerungskultur? Nie wieder was?
PPS. Über das, was mit den europäischen Juden in der NS-Zeit gemacht wurde, muss wohl nicht weiter referiert werden. Eigentlich ist es schon schlimm genug, dass andere ethnische Gruppen darüber mehr oder weniger vollkommen vergessen werden.
Allerdings war das, was da ablief, alles andere als unbekannt. Der Widerstand lieferte wiederholt nicht nur Berichte, sondern auch Beweise – und traf auf freundliches Weghören bei den allierten Regierungen und eisernes Verschweigen in deren Medien. Erst als mit dem Kriegsende nicht nur genügend Soldaten vieles gesehen hatten, sondern auch Kamerateams wirkmächtige Bilder produzierten, kam Schwung in die Aufarbeitung der Verbrechen. Ob vorher nicht etwas hätte getan werden können? Vielleicht nicht, aber es wurde ja noch nicht mal versucht.
Über das, was in Palästina und dem Libanon passiert, ist man heute dank sozialer Medien wesentlich besser informiert. Weghören reicht da nicht mehr und so stößt alles auf feundliche Verharmlosung bei den westlichen Regierungen und eisernes Schweigen in den Medien. Wobei es nicht nur die Terroristen, mit denen denen jede Form des Widerstands als Begriff belegt wird, sind, die auf die Untaten aufmerksam machen, sondern diesmal sogar Offizielle aus Israel selbst:
Was bedeutet „NIE WIEDER!“, wenn sich erneut abzeichnet, dass die offizielle Empörung frühestens dann eintritt, wenn alle Opfer tot sind?