Werdegang eines Staatsfeindes

Staatsfeind zu werden und die Konsequenzen zu spüren ist nicht schwer in Schland. Es genügt, etwas anderes zu äußern als die Regierung und das ggf. ein paar mal zu wiederholen.

Was man sagt ist, ist relativ wumpe. Es kann sich um eine andere Ansicht handeln, z.B. dass man alles andere als einverstanden mit der ewigen Kriegshetze ist. Es kann sich um einen Fakt handeln, etwa dass ein bekannter Minister als Kinderbuchautor begonnen hat (und darin trotz miserablem Erfolg wesentlich besser war als in seinem derzeitigen Job, aber das ist schon Meinung). Oder um das Verbreiten von Desinformationen wie, dass Windkraftanlagen bei Windstille nicht produzieren.

Es braucht nicht viel, um aufgrund solcher Abweichungen von der sozialen Normalität von irgendjemandem denunziert zu werden und irgendwo als „umstritten“ aufzutauchen. Auch wenn offiziell solche Denunziationen, stellen sie sich als nicht justiziabel heraus, nirgendwo aufgezeichnet werden, führt nicht nur der Verfassungsschmutz säuberlich Buch über die Verfehlungen. Die normale Polizei macht es auch, und sollten Sie irgendwann einmal doch in die Mühlen der Justiz geraten, wimmelt der „Bericht“ der zuständigen Ermittler nur so von Denunziationen, bei denen Ihnen nichts nachzuweisen war.

Wird die Akte beim Verfassungsschmutz dicker, überlegt man dort, ob man Sie als Demokratiefeind „beobachten“ sollte und teilt dies umgehend Ihrer Bank und Ihrem Arbeitgeber mit, mit der Anmerkung in der Fußnote, dass dies natürlich auch potentiellen Auftraggebern der öffentlichen Hand bekannt gemacht wird, was zu einem Auftragseingangsschwund führen könnte. Herzlichen Glückwunsch! Bis zum mehrfachen Wechsel der Hausbank und des Arbeitgebers haben Sie es schon gebracht.

Irgendwann stellt Sie der Verfassungsschmutz offiziell unter „Beobachtung“, was im Klartext bedeutet, dass nun auch offiziell nicht zugelassene Ausspähungsverfahren angewandt und Leute in Ihre Umgebung eingeschleust werden, die Ihnen kompromittierendes Material unterschieben oder in Ihrem Namen grenzwertige bis kriminelle Handlungen begehen. Ist dieses Ziel erreicht – der Verfassungsschmutz kontrolliert Sie bis zu einem nicht mehr steigerungsfähigen Grad – werden Sie zum „gesicherten Fall“. Damit dürften nun zumindest zum Teil Techniken angewandt werden, die längst über Sie hinein gebrochen sind.

Wenn sich weiterhin nichts Justiziables findet, wird eine Razzia veranstaltet, also eine gewaltsame Hausdurchsuchung und Beschlagnahme von allem, was sich dort findet (schmutzige Unterhosen ausgenommen). Eigentlich dürfte das erst passieren, wenn genügend Beweise gegen Sie vorliegen, wird aber heute präbeweissichernd angewandt, d.h. man hofft, durch die Razzia endlich genügend Beweise zu finden. Um die Razzia trotzdem rechtskonform wirken zu lassen, wird die Presse eingeladen, live dabei zu sein und kompromittierende Fotos (z.B. von den schmutzigen Unterhosen) zu verbreiten nebst einer Liste der konfiszierten verdächtigen Materialien: Handy, Computer, Bargeld (egal, wie viel), Gold und Edelmetalle (einschließlich Schmuck), Messer und frei verkäufliche sonstige Waffen (auch registrierte Waffen, für die Sie einen Waffenschein besitzen), Vorräte an Konserven (kein Witz), Fahrzeuge, …

Natürlich werden auch die Bankkonten „eingefroren“, ggf. erhalten Sie auch Berufsverbot. Anschließend wird akribisch geprüft, ob bei der Aktion tatsächlich Material gefunden wurde, das ein juristisches Vorgehen erlaubt.

Jedenfalls sitzen Sie als Staatsfeind jetzt erst mal auf dem Trockenen: kein Geld, kein Zugriff auf Bankkonten, keine Kommunikationsmittel. Nun ist es nur noch ein kleiner Schritt von „mundtot“ zu „ganz tot“. Und das nur, weil Sie irgendwas anderes gesagt haben, als vorgegeben war.