Propaganda-Prinzipien III

„Man muss das breit diskutieren“ lautet eine Standardformulierung der Politik. Aber wie, wenn man gemäß Prinzip II gar nicht alle Fakten zulässt?

Das ist in der Tat ein Problem. Mit sind parteiintere Anweisungen einer großen Volkspartei aus den 1990er Jahren bekannt, auf Versammlungen auf jeden Fall Diskussionen mit NPDlern zu unterlassen und notfalls den Raum zu verlassen: man sei diesen Leuten argumentativ zu deutlich unterlegen. Auch bei Pegida war diese Strategie deutlich zu sehen: weinerliches Gejammere der Parteibonzen in den Qualitätsmedien“ die reden nicht mit uns (seufz, schluchz)“, so lange die Pegida-Organisatoren Gespräche ablehnten, aber nachdem die nach einiger Zeit „reden wir doch“ meinten, ein kategorisches „mit solchen Leuten reden wir nicht“ von der höchsten Parteispitze.

Also, Diskussion geht nicht. Wie kann man die Situation in den Griff bekommen, wenn der andere diskutieren will, aber man irgendwie nicht weglaufen kann? Die Antwort ist relativ einfach:

Polarisieren und Diffamieren

Die eigene Meinung ist zunächst nicht nur die einzig richtige, sie ist die einzig zulässige. Auf andere Argumente geht man daher gar nicht erst ein, sondern bezeichnet alles mit Worten, die mit „Anti“ beginnen oder auf „istisch“, „feindlich“, „lügner“ oder „leugner“ enden, also beispielsweise antisemitisch, rechtsextremistisch, ausländerfeindlich, Holocaustleugner, islamfeindlich, populistisch usw. Die Begriffe sind durch den Gebrauch gemäß Prinzip I dermaßen negativ vorbesetzt, dass man des Problems der Diskussion enthoben wird.

„…“ – „Das ist reiner Populismus!“ – „Aber …“ – „Auf derartige fremdenfeindliche Äußerungen gehe ich nicht ein!“ – „Ich wollte doch nur …“ – „Ihr Rechtsextremnismus ist unerträglich!“ ….

Das wirkt aufgrund mehrerer Umstände:

  1. Man muss nicht nachdenken, sondern kann seine Parole laut herausbrüllen, auch den anderen unterbrechen, denn es gibt dazu keinen speziellen Bezugspunkt in der Rede des anderen.
  2. Aufgrund der negativen Konnotation gerät der Gegenüber in der Regel in die Defensive und vertritt nicht mehr seine Argumente, sondern befleißigt sich meist, den Vorwurf des -ismus zu widerlegen. Das abzuschmettern ist aber noch einfacher.
  3. Die Vokablen sind neutral und nicht persönlich wie etwa „Du Arschloch!“. Formal ist man immer noch höflich, was den Gegenüber wiederum veranlasst, ebenfalls höflich und damit in der schlechteren Position zu bleiben.

Umgekehrt ist die eigene Position natürlich immer mit positiv konnotierten Bezeichnungen zu belegen. Beispiel Pegida: versammeln sich ein paar Bürger zu einem (übrigens grundgesetzlich garantierten) Protest, ist sofort von einem „Aufmarsch gewaltbereiter rechtsexremer Nazis“ die Rede, was im Falle von Günter Jauch auch ziemlich lächerlich wirken kann, moderierte er in seinem Sonntag-Abend-Talk einen Filmbericht doch mit solchen Worten an, worauf anschließend ein Trupp Rentner mit Gehhilfen über den Bildschirm defilierte. Gewaltbereite Rechtsextremisten, fürwahr! Umgekehrt stehen die gleichen Leute auch nicht an, die Ausschreitungen des Anti-Pegida-Mobs der linken Szene, die mit Schlagstöcken und Flaschenwürfen auf die Polizei und die anderen Demonstranten losgingen, als „natürliche Reaktion aufrechter Demokraten gegen rechtsextremistische Hetze“ zu bezeichnen.

Also nochmals zum Mitschreiben: äußere ich eine vom politischen Mainstream abweichende Meinung, bin ich ein Rechtsextremist, prügele ich dagegen einen solchen Abweichler zusammen, bin ich ein Demokrat. Die Welt kann ja so einfach sein!

So, wir haben jetzt die Hälfte der Prinzipien durch, also weitere 3 kommen noch. Wer das ausführlicher dargestellt haben möchte (auch, wie das in der Praxis angewandt wird), kann sich in meinen Büchern über die NSA-Machenschaften informieren [siehe Bücherliste]).