Ein wenig Hintergrund

Irre Ereignisse führen zum Ausgraben irrer Zusammenhänge. So auch die versuchte laufende ethnische Säuberung des Gazastreifens. Ich beziehe mich zwar auf eine Reportage in RT, die aber wiederum auf Quellen wie India Today, CBC (Kanada), US-Medien und Bücher zurückgreift. Außerhalb der deutschen medialen Lügenblase ist also alles international gut belegt.

So wurde die Hamas ausgerechnet von Israel unter Führung von Netanyahu aufgebaut:

Es war der heutige israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu persönlich, der im Vorlauf zu den Wahlen im Westjordanland und im Gazastreifen im Jahr 2006 alles dafür tat, die Hamas zu stärken. Erst vor einigen Monaten zitierte ihn die Jerusalem Post mit einer Aussage, die er damals in einer geschlossenen Sitzung eines israelischen Parlamentsausschusses machte:

„Die palästinensischen Hoffnungen, einen souveränen Staat zu errichten, müssen ausgelöscht werden.“

Das Mittel der Wahl, um eine Umsetzung der Oslo-Abkommen, die Netanjahu immer abgelehnt hat, zu verhindern, war die Zerstörung der politischen Einheit der Palästinenser, indem in Gaza die Hamas als „Gegengewicht“ zur PLO aufgebaut wurde. Hamas und Netanjahu, so schrieb selbst die New York Times noch im Mai 2021, „sind jeweils des anderen wertvollster Partner (…) seit Netanjahu 1996 zum ersten Mal gewählt wurde – im Gefolge einer Welle von Selbstmordanschlägen der Hamas.“

https://rtde.site/der-nahe-osten/186535-7-oktober-vorlaeufiges-resumee/

Die Hamas wurde über lange Zeit von Israel auf dem Umweg über Katar mitfinanziert, wobei Israel wiederum in den Geldtransfer aktiv verwickelt war. Wie im Zauberlehrling hat Israel die Hamas schließlich so weit aufgebaut, dass den Israelis die Kontrolle entglitt und es schließlich zum Überfall am 7.10. kam. Aber selbst das ist noch nicht ausgemacht, denn es spricht einiges dafür, dass es die israelische Regierung selbst war, die die Opfer auf israelischer Seite weit genug in die Höhe trieb, um für die blutige Rache die notwendige Stimmung zu machen:

Die zunehmenden Belege für freundliches Feuer, die von Kommandeuren der israelischen Armee weitergegeben werden, machen es sehr wahrscheinlich, dass die erschütterndsten Bilder verkohlter israelischer Leichen, israelische Häuser, die in Schutthaufen verwandelt wurden, und ausgebrannter Fahrzeuge, die den westlichen Medien präsentiert wurden, tatsächlich das Werk von Panzerbesatzungen und Hubschrauberpiloten waren, die israelisches Gebiet mit Granaten, Kanonenbeschuss und Hellfire-Raketen eindeckten.

Tatsächlich entsteht der Eindruck, dass am 7.Oktober das israelische Militär mit der gleichen Taktik reagierte, die es gegen die Zivilbevölkerung von Gaza einsetzt, und durch den unterschiedslosen Einsatz schwerer Waffen den Blutzoll unter den eigenen Bürgern in die Höhe trieb.

https://thegrayzone.com/2023/10/27/israels-military-shelled-burning-tanks-helicopters/

Das erklärt auch den Eifer und die Brutalität, den die Israelis jetzt an den Tag legen, denn wenn es ihnen nicht gelingt, „Israel palästinenserfrei“ zu machen, sehen die Chancen für Israel als Staat nicht gut aus, zumal der große Bruder USA zunehmend eigene Probleme hat. Fallen die USA, fällt auch Israel.

Über die Haltung der israelischen Gesellschaft erklärt er israelische Journalist Gideon Levy:


Die israelische Gesellschaft hat sich mit Schilden und Mauern umgeben, nicht nur physisch, sondern auch mental. Ich möchte nur drei Grundsätze anführen, die es uns Israelis leicht machen, in dieser grausamen Realität zu leben.

Erstens. Die meisten Israelis, wenn auch nicht alle, glauben fest daran, dass wir das auserwählte Volk sind. Und wenn wir das auserwählte Volk sind, haben wir das Recht zu tun, was wir wollen.

Zweitens. Es hat in der Geschichte schon brutalere Besetzungen gegeben. Es gab in der Geschichte schon längere Besetzungen. Aber noch nie in der Geschichte gab es eine Besatzung, bei der sich der Besatzer als Opfer darstellte. Neulich sprach Professor Falk über diese Doppelstrategie Israels: sich einerseits als Opfer darzustellen und andererseits zu manipulieren.

Schließlich komme ich zu der dritten Gruppe von Werten, die es uns Israelis ermöglichen, mit der Besetzung unsererseits in Frieden zu leben. Dies ist vielleicht die wichtigste und schlechteste von allen. Und das ist die systematische Entmenschlichung der Palästinenser.

Denn wenn sie nicht so sind wie wir, dann kommen Menschenrechte nicht in Frage. Und wenn Sie in jeden Israeli hineinblicken, dann werden Sie genau diese Ansicht finden. Fast niemand wird die Palästinenser als gleichwertige Menschen behandeln. Denn wie viele Israelis haben jemals versucht, sich auch nur für einen Moment in die Lage der Palästinenser zu versetzen, für einen Moment, für einen Tag?

https://t.me/neuesausrussland/16864

Das kommt nicht ganz von ungefähr. Im Neuen Testament heißt es: „Die Kinder Gottes sind die Menschen, denen Gottes Reich gehört“. Eine Wiederholung aus den Alten Testament, nur dass Gottes Reich im Alten Testament aber noch ganz konkret die Herrschaft über die Erde bedeutete. Weiter heißt es in der Tora: „Die Juden sind die Kinder Gottes“. Der Zionismus als nationalistische Ideologie, der schließlich auf die Gründung des Staates Israel hinauslief, hat daraus nicht nur einen unbedingten jüdischen Herrschaftsanspruch gemacht, sondern gleichzeitig anderen auch in gewisser Hinsicht das Menschsein abgesprochen (nach einer Analyse von Religionswissenschaftlern der Islamischen Universität Marokko).

Um das mit dem gestrigen Thema „Antisemitismus“ zu verbinden. Es gibt gute Gründe, den Zionismus im jüdischen Volk ähnlich zu ächten wie den Nationalsozialismus im deutschen (und allen anderen wie etwa dem ukrainischen). Nicht alle huldigen diesen Extremismen, weder damals noch heute, so dass blinde Verallgemeinerung fehl am Platz ist. Dass ihr Einfluss begrenzt ist, wenn Regierungen dieses Extremismen zur persönlichen Machterweiterung in brutalster Wiese nutzen, darf man man dabei nicht vergessen. Schuld ist immer individuell.