Antisemitismus

Heute ist es ganz egal, was man sagt. Sobald die Aussage von der linken Meinung oder der des ZdJ abweicht, ist man Antisemit. Was ist das eigentlich?

Wikipedia weiß dazu

Als Semiten werden (historische) Völker bezeichnet, die eine semitische Sprache sprachen. Semitische Sprachen sprechen heute insbesondere Araber, Israelis, Aramäer, Malteser sowie mehrere Sprachgruppen in Äthiopien und Eritrea. Der Sammelbegriff „Semiten“ als Bezeichnung einer Völkerfamilie gilt als ungenau und überholt, insbesondere auch aufgrund seiner Verwendung in rassistischen Kontexten.

Der deutsche Historiker August Ludwig von Schlözer prägte 1781 den Begriff mit Bezug auf die Völkertafel der Genesis – siehe dazu Semitismus. Die Bibel führt die Abstammung Abrahams auf Sem, den Sohn Noahs, zurück. In Anlehnung daran bezeichnete man in biblischer Zeit alle Völker Vorderasiens, die sich als Nachkommen Abrahams betrachteten, als „Söhne des Sem“. Zu den Semiten zählen die Amharen, Tigrinya, Araber, Hyksos, Malteser, Minäer, Sabäer, Amoriter, Ammoniter, Akkader/Babylonier/Assyrer/Aramäer, Hebräer, Kanaaniter, Moabiter, Nabatäer, Phönizier und Samaritaner.

Wenn man den Begriff Antisemitismus mit den Juden verbinden will, hat man ein Problem: die Juden stellen nur eine Minderheit der so genannten Semiten, zu denen man „anti“ stehen soll, dar. Als Antisemit kann man also sowohl die Juden als auch die Palästinenser als auch eine Reihe anderer Völkerschaften rassistisch diskriminieren, ohne den Begriff wechseln zu müssen. Wobei nach offizieller Lesart die Diskrimierung der einen ok, die der anderen ih-ba ist.

Das zweite Problem: die Begriffsbildung geht von der Sprache aus und wird auf Ethnien übertragen, was in den meisten Fällen auch zutrifft – bis auf die Juden. Nach fast 2000 Jahren Zerstreuung über die Welt können die meisten Juden selbst nach überkommenen Rassenbegriffen nicht mehr einer bestimmten Ethnie zugeordnet werden. Als Antisemitismus bliebe dann eine über das zulässige Maß der Meinungsfreiheit hinausgehende Ablehnung der jüdischen Glaubensgemeinschaft.

Nun ist ja auch Kritik an der israelischen Politik Antisemitismus. Das passt zwar zum Sprachbezug, aber wieso sollte man als Kritiker der Politik gleichzeitig auch automatisch rassistisch gegenüber Mitbürgern jüdischen Glaubens sein? Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Ganz böse formuliert könnte man rassistischer Antisemit gegenüber seinen Mitbürgern sein, aber gleichzeitig die Art und Weise, wie Israel unter den Palästinensern aufräumt, bewundern. Gegenteilige Ansichten, mit dem gleichen Begriff belegt?

Kritik an Israel heißt ja noch nicht mal Kritik an Juden. Die Bürger Israels sind zu 75% Juden, zu 21% Araber und zu 4% irgendwelche Christen. Gegen wen richtet sich der Antisemitismus denn dann? Zumal man davon ausgehen kann, dass man mit seiner Israelkritik=Antisemitismus vermutlich mit 1/3 der Israelis auf seiner Seite hat, d.h. ein Großteil der jüdischen Israelis sind (wie mutmaßlich ein großer Teil der restlichen Juden auf der Welt) Antisemiten und damit rassistisch gegen Juden eingestellt(?)

Man kann auch Kritik am Zionismus haben. Der Zionismus ist eine rein jüdische Angelegenheit, in dem es darum geht, dass Israel die den Juden von Gott gegebene Heimat ist und sie jetzt eben nur in ihre angestammte Heimat ihrer Väter zurückkehren, wenn sie nach Israel auswandern, und damit jedes Recht der Besitznahme haben. Wobei das nur leider so ist, dass die Römer 70 n.Chr. bzw. 135 n.Chr. die Juden in alle Welt zerstreut haben, so dass die „Väter“, deren Land man jetzt wieder in Besitz nehmen will, für die meisten Zionisten vor ca. 60 Generationen gelebt haben. Das wäre etwa so, als würden die Rheinländer eine Rechnung an die italienische Regierung schicken, weil die römische Armee von 2000 Jahren große Teile der Wälder für die Befestigung des Limes abgeholzt hat.

Kritik am (extremen) Zionismus ist ebenfalls wieder verallgemeinernd Antisemitismus, wobei auch hier wieder gilt, dass nur ein kleiner Teil der Juden Zionisten sind, auch wenn sie grundsätzlich die Existenz Israels für richtig halten.

Antisemitismus ist mithin nur eine nichts sagende Totschlagvokabel. Oder alles sagend, denn

  • wenn man jemanden kritisiert, der sich (zufällig) als Jude erweist, ist damit bewiesen, dass man jeden Juden auf der Welt abgrundtief hasst und Israel vernichten will;
  • wenn man die israelische Politik kritisiert, ist damit bewiesen, dass man jeden Juden auf der Welt abgrundtief hasst und Israel vernichten will.

Sie ist letztlich so nichts oder alles sagend, dass man vermutlich den kompletten ZdJ inhaltlich völlig korrekt als Antisemiten bezeichnen und das sogar begründen kann.