Was ist los im Lande Israel?

Vermutlich ist zu dem Thema bereits alles gesagt. Nur noch nicht von mir. Also los.

Die offizielle Version: die Hamas (nein, nicht bayerisch für „wird’s bald“) hat Israel auf dem linken Fuß erwischt, ein paar Stützpunkte der Zahal überrannt, ein paar Leute massakriert und andere als Geiseln genommen. Israel greift nun im Gegenschlag „zivile Ziele“ im Ghaza-Streifen an (nein, hat nichts mit Gas und so zu tun).

Formal hat die Unbesiegbarkeit der Zahal schweren Schaden genommen (anscheinend ist sie kaum wehrfähiger als die Bummelwehr), die israelischen Geheimdienst sind etwa so blind wie Faeser auf dem linken Auge und die Mullahs haben die israelische Elektronik komplett ausgeschaltet. Und hinter allem steckt – wie könnte es für deutsche Qualitätsmedien auch anders sein – der Iran.

Fangen wir mal vorne an: in den sozialen Netzwerken melden sich inzwischen Zahal-Reservisten zu Wort, die an der Grenze Dienst gemacht haben. Klare Aussage: es sei unmöglich, eine Operation in dieser Größenordnung zu planen und zu beginnen, ohne dass das aufgefallen wäre. Ist nachvollziehbar: die Palis greifen immer wieder Israel mit allerhand Raketenkram an, so dass die Grenztruppen keinerlei Grund haben, in den Winterschlaf zu verfallen. Wie konnte das also trotzdem passieren?

Woher kommen die Waffen in dem eigentlich von Israel abgeriegelten Land? Ein paar nicht so ganz überraschte Grenztruppen haben ein paar Hamas-Leute hochgenommen, in deren Truck Panzerabwehrwaffen lagen, die an die Ukraine geliefert worden waren. Sogar der ukrainische Truppenteil im Kriegsgebiet bei Donezk, an den das Zeug geliefert werden sollte, ist anscheinend anhand der Seriennummern identifiziert worden. Und es wird von weiteren Waffen berichtet, die eigentlich ein paar tausend Kilometer weiter nördlich sein sollten. Wie kommen die dahin und wer hat das finanziert?

Dummerweise klappt auch das Schwarz-Weiß-Spiel der Qualitätslügenmedieninnen nicht so richtig. Die iranische Regierung dementiert, etwas damit zu tun zu haben, Russland und China sind extrem zurückhaltend und drücken eher Sympathie für Israel aus – so ein Mist aber auch, noch nicht mal auf die Bösewichte kann man sich verlassen! Lediglich die iranischen Herren in den weiten Gewändern, die bei Betreten von U-Bahn-Lüftungsschächten dafür sorgen, dass man die Eier toller sehen kann (Marylin Monroe lässt grüßen), drücken ihre Sympathie für die Hamas aus. Aber das sind Müller oder Mullahs oder so was, keine Regierungsleute. Was auch nicht so ganz zu der Iran-Theorie passt, ist, dass der auch die Hisbollah (gibt’s nur männlich, Herbollah bei Moslems bitte nicht!) vom Haken gelassen hätte, wenn überhaupt irgendeine Aussicht auf Erfolg hätte bestehen sollen. Ist aber nicht passiert und mit ein paar hundert Hamas-Leuten dürfte die Zahal schnell fertig werden.

Schuld sind natürlich auch die US-Amerikaner, deren Geheimdienste dank Überstrapazierung in der Ukraine keinen Blick mehr auf die Lage in Palästina hatten. Glaubt das jemand? Trotz Überstrapazierung haben die US-Boys immer noch genug Reserven, in Afrika und Ostasien kräftig aufzurüsten.

Wenn man sich Zeit für ein déjà vue nimmt, fallen einem schon einige ein. Beispielsweise Pearl Harbour oder 9/11. Da wurden die USA Gott – allwissend, allmächtig, allgütigkriegsüchtig – von bösen Feinden überrascht und gezwungen, zurück zu schlagen. Inzwischen ist bekannt, dass da einiges unter den Tisch gekehrt wurde, um das Zurückschlagen zu ermöglichen. Im einem Fall ging es darum, die Japaner aus Gebieten zu drängen, die die USA als ihre Kolonien betrachten, was gelungen ist, im anderen, die mittelasiatischen Öl- und Gasvorkommen via Afghanistan abzugreifen, was gründlich misslungen ist. Ist der Hamas-Angriff auch so ein Pearl Harbour? Ein kleiner Aufstand, der für andere Zwecke ausgenutzt wird?

Durchaus nicht unwahrscheinlich. Bei Israels Regierungschef „Bibi“ Netanyahu raucht innenpolitisch die Hütte und es wird dringend eine neue Sau benötigt, die durchs Dorf getrieben wird. Am Besten verbunden mit Krieg (den hat er ja auch schon ausgerufen), weil man da so ziemlich alles Undemokratische unauffällig durchsetzen kann. Wenn der Brand gelöscht ist, sieht plötzlich alles anders aus. Und bei US-Regierungschef Crazy-Joe raucht ebenfalls die Hütte, denn der Kongress hat es vorgezogen, das Risiko eines Shut-Down einzugehen, anstatt weitere Milliarden für die Ukraine freizugeben. Da kommt dann so ein kleiner Konflikt auch gelegen, um flugs einen Flugzeugträger in die Gegend zu schicken und der Ukraine, wo ohnehin kein Blumentopf zu gewinnen ist, den Geldhahn zuzudrehen, ohne allzu sehr das Gesicht zu verlieren. Bei der Frage „Cui bono?“ landet man damit ausgerechnet bei den üblichen Verdächtigen und nicht etwa bei den Russen, Chinesen, Iranern oder Arabern.


Bei der Frage nach der schwelenden Ursache des Ganzen muss man beim Ende des 2. WK beginnen, als Teile der Welt neu geordnet wurden. Die gebeutelten Juden ergriffen die Chance, sich „ihr Land“ zurück zu holen. Ok, „ihr Land“ war etwa 2000 Jahre her, nachdem die Römer nach der für sie noch einigermaßen erträglichen Regierungszeit des Herodes die Nase von dem aufmüpfigen Volk endgültig voll hatten und in zwei Kriegen reinen Tisch machten. Und „ihr Land“ war nach 1945 auch alles andere als unumstritten und die Landnahme lief schließlich kriegerisch ab. Sie war nebenbei auch alles andere als friedlich, da die jüdischen Siedler keinen Unterschied zwischen Arabern und alteingesessenen Juden machten, die Jahrhunderte mit den Arabern friedlich zusammen gelebt hatten und keinen Grund hatten, einen Bürgerkrieg anzufangen.

Irgendwann musste sich der Rest der Welt aber entscheiden: wollte man einen jüdischen Staat Israel zulassen oder verhindern. Man entschied sich für Zulassen, aber leider nur sehr halbherzig. Hätte man das in der Form durchgezogen wie in Mitteleuropa, gäbe es die heutigen Probleme nicht. In Mitteleuropa wurde reinen Tisch gemacht und mit der Neuziehung der Grenzen auch alle Ethnien aus dem jeweiligen Land heraus geprügelt, die jetzt nicht mehr reingehörten. Das betraf Deutsche besonders, Polen und andere aber auch. Folglich hatte man nach einiger Zeit (ein paar Jahrzehnte waren es schon) auch Ruhe, weil Restitutionsansprüche eben in einem anderen Volk nicht durchsetzbar sind. In Palästina versaute man es in der Beziehung gründlich, indem man die Palästinenser nicht komplett abschob, sondern in Ghettos trieb, die selbst nicht lebensfähig sind.

Ergebnis ist ein Staat Israel, der eigentlich nicht zu verteidigen ist. Kishon drückte das mal so aus „wenn man eine halbe Stunde mit dem Auto in eine beliebige Richtung fährt, befindet man sich entweder am Grund des Mittelmeers oder in arabischer Gefangenschaft“. Man kann natürlich vom „Recht auf einen eigenen Palästinenserstaat“ faseln, aber ein Blick auf die Landkarte zeigt, dass 48 Stunden nach dessen Ausrufung Israel nicht mehr existiert, weil militärisch überrannt. Israel bleibt überhaupt nichts übrig, als eine relativ harte Hand auf den Palästinensergebieten zu halten, wenn es weiter existieren will. Und reinen Tisch machen in dem Sinn, die Palis auszusiedeln, wohin auch immer, klappt auch nicht, so lange zwar das „Existenzrecht Israels zur Staatsraison der EU“ gehört, gleichzeitig aber die Palästinenserorganisation jährlich mit hunderten von Millionen Euro von der EU gefüttert werden, damit alles so bleibt, wie es ist.

Langsam und sehr zum Verdruss des Wertewestens nähert man sich in der Gegend einander an. Jordanien hat traditionell gute, wenn auch ein wenig unter der Hand gehaltene Kontakte zu Israel, die Saudis und andere Scheichtümer verständigen sich auch und rücken gleichzeitig dem Iran näher. Möglich, dass die das in ein paar Jahrzehnten untereinander regeln, ohne die US-Boys, A.C.A.B. oder Flinten-Uschi groß zu konsultieren. Bleibt abzuwarten, ob durch den Hamas-Aufstand mehr Porzellan zerschlagen wird als notwendig.