Zensursperren umgehen

Heute mal wieder ein technischer Tipp. Verschiedene Seiten sind ja auf dem PC oder dem Handy nicht darstellbar, weil sie in einem Land, in dem Zensur nicht stattfindet, gesperrt werden. Ich habe zwar schon mehrere Artikel dazu geschrieben, aber hier noch mal ein Update für Handys.

Wenn man eine Internetseite aufruft, gibt man eine so genannte URL ein wie „https://www.irgendeinebloedeseite.com“. Das Programm muss nun zunächst die IP-Adresse von „https://www.irgendeinebloedeseite.com“ herausbekommen und wendet sich dazu an den DNS (Domain Name Service), der solche Zuordnungen kennt.

Der Standard-DNS ist i.d.R. der des Providers, also beim Handy der der Telefongesellschaft, bei der man den Vertrag hat. Zensur funktioniert so, dass der Staat die nationalen Gesellschaften „überredet“, die Zuordnungen für bestimmte Seiten zu löschen, so dass man nicht auf sie zugreifen kann. Das funktioniert aber nur bei den nationalen DNS-Diensten. Die Hauptserver, die alle Länder bedienen, sind davon natürlich nicht betroffen, schon alleine deshalb nicht, weil die Zensoren ja selbst auf KiPo- gesperrte Seiten zugreifen wollen.

Es genügt daher meist, auf solche DNS-Server umzustellen. Im Hausnetz kann man in den Routern i.d.R. einstellen, welche Server die benutzen sollen. Macht man nichts, nehmen sie den Providerserver und man kommt nicht weit. Gibt man ihnen die IP-Adressen anderer Server vor, verwenden sie diese. Im Internet gibt es Listen von DNS-Servern, die man nutzen kann. Ich verwende den Cloudflare-Server unter der IP 1.1.1.1 .

Auf dem Handy (Android) ist die Installation einer App notwendig, um die DNS-Anfragen umzuleiten. Im Playstore einfach nach DNSChanger suchen und einen installieren (DNSipv6 ist recht einfach und verlangt auch keine besonderen Rechte, die er nicht braucht, wie andere). Nach dem Starten ebenfalls mit der IP eines DNS-Dienstes konfigurieren. Wenn die App aktiv ist, wird das in der Statuszeile des Handys angezeigt und sonst nicht zugängliche Seiten sollten nun erscheinen.

Zensur ist so nicht mehr möglich, da die Anfragen an den DNS-Server verschlüsselt werden, die Zensoren also nicht wissen, welche URL man anfragt. Die DNS-Server selbst können sie nicht sperren, ohne das ganze Internet lahm zu legen. Die Adressauflösung ist also erst einmal anonym.

Nun könnten sie ja die IP-Adresse sperren, unter der man die zensierte Seite nun abruft. Aber auch das geht i.d.R. nicht. Zwischen PC und Webseite wird erst eine verschlüsselte Verbindung aufgebaut und dann dem Server mitgeteilt, welche Seite man sehen möchte. Die meisten Server vermitteln eine Vielzahl von Webseiten und die würde man alle sperren, wenn die IP geblockt wird. Der Zugriff ist mithin insoweit immer noch anonym, als die Schlapphüte zwar wissen, auf welche Seiten man potentiell auf dem Server zugreifen kann, aber nicht erkennen können, welche man denn tatsächlich aufruft (es gibt zwar ein paar Tricks, mit denen sie weiter einschränken könnten, was man aufgerufen hat, die sind aber ziemlich aufwändig und das Ergebnis ist unsicher; das gilt für Webseiten, soziale Netzwerke wie X, WhatsApp usw. besitzen eigene Server und man muss sich dann etwas anderes ausdenken, um Zensur auf IP-Ebene zu umgehen).

Meist genügt das, um die Zensur zu umgehen. Es ist auf jeden Fall weniger aufwändig und preiswerter als VPN.