Kassierer

Man kann darüber diskutieren, ob der Beruf des Kassierers, genauer desjenigen, der die Waren an der Supermarktkasse über den Scanner zieht und schließlich das Geld einsammelt, ausstirbt oder noch rechtzeitig in einen Bachelor-Studiengang umgewandelt wird.

Letzteres ist weniger abwegig, als es scheint, wie man selbst beobachten kann: man kaufe beispielsweise mehrere Joghurts und beobachte mal, welcher Kassierer die Zahl eintippt und nur einen Becher über den Scanner zieht und welcher brav Becher um Becher scannt. So erhält man schnell einen Überblick über den dem Normalo zur Verfügung stehenden Zahlenraum.

Ersteres ist allerdings wahrscheinlicher, denn der eine oder andere Markt der größeren Ketten versucht, ihn in mehreren Schritten zu beseitigen:

  1. Es gibt Rabatte für bargeldloses Zahlen, beispielsweise via Kreditkarte oder Handy oder gleich über die App der Kette, die den Einkauf registriert und alles gleich vom Konto abbucht.
  2. Es werden kassiererlose Auscheckkassen installiert, an denen der Kunde alles selbst einbuchen muss.

Ersteres ist verbunden mit einer Kontrolle sämtlicher Einkäufe durch die Marktkette (via App oder Kreditkartennummer) und vermutlich darauf abgestimmte Werbung (via App). Ob einen das stört, darf jeder für sich selbst entscheiden. Tatsächlich kritisch könnte die Sache werden, wenn der Staat die Daten ebenfalls in die Finger bekommt. Genaueres dazu in meinen beiden Büchern über die Geheimdienst, rechts im Slider enthalten.

Letzteres vernichtet Arbeitsplätze. Oder doch nicht? Zumindest bei OBI steht oft ein Mitarbeiter an der kassiererlosen Kasse, um dem nächsten Blödel zu erklären, wie das Ding funktioniert. ¹⁾

Verkauft wird die kassiererlose Kasse mit dem Argument, dann ginge doch alles viel schneller. SCHWACHSINN!!!

  • Meist braucht man sehr viel mehr Platz für eine solche Kasse, weil der Kunde alles selbst machen muss und eben Platz zum sortieren braucht. Im Klartext: es gibt eher weniger als mehr Kassen.
  • Die affenartige Geschwindigkeit, mit der die Mitarbeiter die Sachen über den Scanner ziehen, wird von keinem Kunden erreicht. Wenn ältere Leute oder Eltern mit Kind einkaufen gehen, dauert das vor der Kasse bei größeren Einkäufen eher 5x länger als an der Kassiererkasse.

Kassiererlose Kassen sind allenfalls geeignet, kleine Einkäufe von größeren zu entkoppeln. Wer 2-3 Sachen hat, ist mit der Schnellkasse gut beraten, der volle Einkaufswagen ist an der herkömmlichen Kasse besser aufgehoben. Ob das bei den Märkten ankommt? Zumindest in München gibt es jetzt die ersten Märkte, in denen Bargeld nicht mehr angenommen wird und es keine Kassierer gibt.

Und es kommt noch eines dazu:

Das ist die Technik von Vor-Vorgestern!!

Bereits seit den späten 1990er-Jahren gibt es das „Internet der Dinge“. In dieser Technologie werden die Waren mit Chips ausgestattet, die vom Einkaufswagen beim Einlegen erfasst (und beim Zurücklegen auch wieder ausgebucht) werden. Beim Passieren der Ausgangsschranke wird dann alles automatisch abgebucht, weil der Kunde sich vorher (z.B. per Handy oder App) beim Einkaufswagen einbuchen muss. Damit entfällt der Kassierer komplett und passend ausgestattet ist ein Betrug durch den Kunden auszuschließen.

Umgesetzt ist das bisher nur in wenigen ausgewählten Märkten, vorzugsweise in den USA (China?), obwohl die Technikidee bereits seit 25 Jahren in der Röhre ist. Einkaufswagen samt Technik zu teuer? Zu schlecht gegen Vandalismus absicherbar? Chips an jedem Produkt teurer als der Kassierer?

Ob nun aussterbender Beruf oder Bachelorstudium: rund um den Kassierer bleibt es erst mal spannend.


¹⁾ Kleines Beispiel: wir haben einen Paketkasten an der Tür. Funktion: Klappe auf, Paket rein, Klappe zu, Verriegelungsknopf drücken. Funktionserklärung: per Bilderserie vom Hersteller auf dem Kasten und Schild mit übergroßer Schrift „ERST PAKET EINLEGEN, DANN KNOPF DRÜCKEN!“. Erfolg: jeder neue Lieferbote – und die wechseln schneller als die meisten Leute die Unterwäsche – drückt erst einmal auf den Knopf und beschwert sich dann an der Tür, der Kasten sei zu.