Ukraine: Chaos pur

Es ist verständlich, wenn Kriegsparteien versuchen, Details über ihre militärische Aufstellung zu verheimlichen. Nur ist natürlich das Argument, dass damit dem Gegner keine brauchbaren Informationen geliefert werden sollen, absoluter Blödsinn. Über eigene Verluste weiß man Bescheid, über die des Gegners ebenfalls, denn die militärische Aufklärung ist ja nicht erst gestern erfunden worden. ¹⁾

Auf was für Informationen stößt man bei Suchen im Internet. Hier eine kleine Auswahl.

Flinten-Uschi hat die Verluste der Urkaine in einer inzwischen gelöschten Rede mit bislang 100.000 angegeben. Die Zahl hat Kiev postwendend dementiert:

Ukrainian presidential adviser Mykhailo Podolyak told Channel 24 on Friday: „We have official estimates of the General Staff, there are official estimates mentioned by the commander-in-chief. And they lie between 10,000 and 12,500-13,000 deaths.“

https://www.newsweek.com/ukraine-releases-official-russia-war-death-toll-1764233

Der US-Generalstabschef wiederum bestätigt die 100.000 und gibt für die Russen die gleiche Zahl an:

Ukraine has lost 100,000 troops, roughly the same number as Russia has over nine months of war, Joint Chiefs of Staff Chairman Gen. Mark Milley said Tuesday, according to Reuters.

https://dailycaller.com/2022/11/10/ukraine-casualties-russia-gen-mark-milley/

Auch die Ukraine gibt die russischen Verluste extrem hoch an:

Overall, the Ukrainian Ministry of Defense claimed that as of Wednesday, Ukrainian forces have killed approximately 85,410 Russian troops (and wounded approximately thrice that number), destroyed 278 fighter, attack, bomber and transport jets, 261 attack and transport helicopters, 2,897 tanks, 1,887 artillery pieces, 5,832 armored personnel carriers and infantry fighting vehicles, 395 Multiple Launch Rocket Systems (MLRS), 16 boats and cutters, 4,396 vehicles and fuel tanks, 209 anti-aircraft batteries, 1,537 tactical unmanned aerial systems, 161 special equipment platforms, such as bridging vehicles, and four mobile Iskander ballistic missile systems, and 480 cruise missiles shot down by the Ukrainian air defenses.

https://www.19fortyfive.com/2022/11/russias-military-losses-in-ukraine-are-beyond-shocking/

Auf dieser Seite werden die Verluste der Russen mit 92.700 Mann beziffert, während die Russen (angeblich?) nur 1.350 Mann zugeben.²⁾ Was man von solchen Meldungen zu halten hat, zeigt sich, wenn man auf ukrainische Verluste klickt:

Nun sind das Angaben von offizieller Seite, also der ukrainischen Regierung und aktiven US-Generälen. Wie auch bei anderen Themen melden sich gerne auch Pensionäre zu Wort, die sich nicht ans offizielle Narrativ halten müssen und denen man nicht so richtig in die Suppe spucken kann. Pensionierte US-Militärs wie beispielsweise Scott Ritter, aber auch andere, entwerfen ein anderes Bild vom Ukraine-Krieg:

Sie schätzen die ukrainischen Verlust ca. doppelt so hoch ein wie Flinten-Uschi, also ca. 200.000 Man bisher. Zu den russischen Verlusten gibt es allerdings kaum Schätzungen. Noch weiter gehen diese Schätzungen der ukrainischen Verluste

According to the Mir Mikhail Onufrienko telegram channel, taken from OSINT (Open Source Intelligence) data, the total losses of the Armed Forces of Ukraine during the Ukrainian conflict are about 400 thousand military personnel and foreign mercenaries.

The information was obtained using extracts from mortuaries, documents from funeral homes and information from the exchange of data between various units of the Armed Forces of Ukraine.

https://en.topcor.ru/28886-ozvuchena-novaja-cifra-poter-vsu-i-inostrannyh-naemnikov-bolee-400-tysjach.html

Der Artikel ist allerdings in Teilen schlecht lesbar, da es sich mutmaßlich um eine automatische Übersetzung vom Russischen ins Englische handelt, wobei so einiges mundartliche bekanntlich flöten geht.

Wenn man berücksichtigt, dass die Ukrainer von vornherein waffentechnisch im Hintertreffen waren, wesentlich mehr Truppen mobilisiert haben als die russische Seite und seit geraumer Zeit eine Offensive nach der anderen abliefern, die mit größeren Verlusten verbunden zu sein scheinen, kann man unabhängig von den absoluten Zahlen selbst Rückschlüsse auf die Verhältnisse ziehen, die vermutlich eher deutlich zu Gunsten der Russen ausfallen.

Höchste Zeit, das Morden zu beenden. Aber leider ist das inzwischen ja eine rechtsextreme Ansicht.


¹⁾ Es wird oft geunkt, die deutsche Aufklärung im 2. WK sei oft überrascht worden und hätte zu großen militärischen Verlusten geführt. Tatsächlich ist es nach historischen Untersuchungen eher so gewesen, dass die Aufklärung ein recht gut zutreffendes Bild von der gegnerischen Aufstellung hatte, Hitler sich aber in seiner Funktion als GröFaZ an seine eigene Wunschvorstellung gehalten hat, die oft genug falsch war. Nebenbei: Stalin war auch nicht viel besser. Seitdem hat sich mit Satelliten, Drohnen usw. sehr viel getan.

²⁾ Es ist schwer, etwas heraus zubekommen. In Nebensätzen ist oft von 10-15% der ukrainischen Verluste die Rede. Das wären dann aber bereits 10.000 – 15.000 Mann, also das 10-fache der o.a. Zahl, bei der es sich folglich um Propaganda handelt.