Corona und der Flaschenhals

Nein, das ist keine Nachlese zum Vatertag. Es geht eher um so was wie „Beyond Drosten’s Horizon“. Nun ja, vielleicht weiß er das sogar – allerdings wenn er jetzt erst darauf kommt, dass „Erkältungskrankheit“ semantisch irgendwie mit „durchschnittliche Tagestemperatur“ zu tun haben könnte …

In der Biologie gibt es den Begriff „Bottleneck“ oder eben Flaschenhals in der altertümlichen Sprache, die länger hier lebende noch fallweise beherrschen. Er beschreibt eine populationsdynamische Erscheinung, die zum Aussterben von Arten führen kann. Wenn die Population einer Art durch irgendwelche Umstände stark dezimiert wird, wird auch der genetische Pool stark eingeengt. Es können sich genetisch ungünstige Eigenschaften oder Fehler ausbreiten, die zu weiterer Degeneration und schließlich zum Aussterben führen können. Ein harmloses Beispiel ist die „habsburger Lippe“:

Durch fortgesetzte Inzucht innerhalb der monarchischen Dynastien Europas konnte man die Mitglieder der Familie leicht an der vorstehenden Unterlippe erkennen (ob das nun der Grund zum Aussterben nach dem 1 WK war, ist allerdings ungeklärt). Jedenfalls ist „Inzucht“ in allen Gesellschaften verpönt und das hat wohl seinen Grund.

Oder die Umwelt verändert sich und die Variation im vorhandenen Genpool reicht nicht mehr dazu aus, dass sich die Art insgesamt darauf einstellen kann. Ein Beispiel dafür sind die Pandas, die sich nicht mehr auf andere Nahrungsquellen einstellen können und mehr oder weniger nur noch mit Hilfe der Menschen überleben.

Die dritte Möglichkeit, dass ein neuer Prädator ratz-fatz Schluss macht mit den letzten der Art, lassen wir mal aus (der Dodo ist nur ein Beispiel dafür).

So einen Bottleneck scheint auch die Menschheit durchlaufen zu haben. Modellrechnungen (ja, ich weiß, beim Klima bin ich kritischer bei Modellen, aber die gehen ja auch in die Zukunft) deuten darauf hin, dass in ferner Vergangenheit die Menschheit auf eine Bottleneck-Population von ca. 10.000 Individuen reduziert worden sein könnte, aber nicht daran zu Grunde gegangen ist, sondern sich wieder daraus hervor gearbeitet hat.

Bottlenecks können somit für höhere Lebenwesen zu einem ernsten Problem werden. Kommen wir nach der Vorrede aber nun endlich zum Thema. RNA-Viren wie unsere Coronis haben einen sehr kurzen Generationszyklus: sie überleben ein paar Wochen in einem Wirt, bis der kurzen Prozess mit ihnen macht (oder manchmal auch umgekehrt) und müssen in der Zeit den nächsten Wirt finden. Das läuft – o Wunder Drostenscher Erkenntnis – besonders in kühleren Perioden besonders gut. In der wärmeren Jahreszeit gehen die Erkrankungen gegen Null, was auch jetzt wieder gut zu beobachten ist.

Allerdings: das betrifft nur echte Erkrankungen. Wie wir wissen, bleiben Infektionen als solche häufig unter dem Radar, besonders in der warmen Jahreszeit. Über die Gründe brauchen wir hier gar nicht zu spekulieren. Die Erfahrung zeigt jedenfalls: auch wenn im Sommer kein echter Krankheitsfall mehr zu beobachten war, rast die nächste Erkrankungswelle mit Beginn der kalten Jahreszeit wieder über das Land, ohne dass in den meisten Fällen irgendeine Quelle zu identifizieren wäre.

Die Erfahrung zeigt auch: keine Welle gleicht der des Vorjahres. Es ziehen neue Stämme durchs Land, die sich von denen des Vorjahres genetisch unterscheiden. Was sie auch müssen, um im Vorjahr Infizierte wieder befallen zu können. RNA-Viren sind genetisch nicht sonderlich stabil, mutieren also leicht, was diese Strategie ermöglicht. Insofern trifft die Aussage „Covid-19 ist ein völlig neues Virus“ auf alle Viren einer neuen Saison zu; inwieweit der Corona-Stamm dieses Jahres nun wirklich etwas so völlig Neues ist, müssen die Genetiker untereinander ausmachen (tatsächliche Abstände zu anderen Stämmen).

Der Bottleneck wird damit aber zu einem Element der Überlebensstrategie der Viren: jahreszeitlich bedingt überleben nur wenige Exemplare unter dem Radar in wenigen Wirten. So wenige, dass der Hauptstamm ausstirbt und auch von den Mutanten nur wenige überleben. Und genau diese Überlebenden schlagen wieder zu, wenn die Witterungsbedingungen umschlagen.

Das ist somit alles eingepreist in der Biologie der kleinen Plagegeister. Die genauen Strategien sind den Medizinern ja noch nicht mal für die Zeiten bekannt, in denen sie unangenehm werden können: die vor der Maske propagierten Handschuhe sind inzwischen ja sang- und klanglos wieder aus der Diskussion verschwunden, nachdem ein Infektionsmediziner keinen Beleg dafür gefunden hat, dass sie sich auf diesem Weg verbreiten (was nicht heißt, dass sie es nicht doch tun, klein wie sie sind). Von der Maske, zumindest der Version, die in der Öffentlichkeit getragen wird, ist kein Fachmann wirklich überzeugt, selbst ein Drosten nicht. Auch 2 m Abstand zwischen den Menschen sind irgendwie kein Schutz, da niemand weiß, wie lange infektiöse Tröpfchen denn in der Luft schweben und wie lange die Jungs darin infektiös sind (und aus welchem Menschen sie überhaupt kommen). Und vielleicht überleben sie nebenbei auch noch in anderen Tierarten und kommen von denen wieder zurück.

Klartext: Bottlenecks sind von der Natur in der Biologie der RNA-Viren seit vielen Millionen Jahren eingepreist und so perfektioniert, dass die Viren sehr erfolgreich operieren. Daran werden auch dämliche Versuche, den Bottleneck künstlich zu verengen, nichts ändern, denn selbst noch engere Bottlenecks haben den Viren in der Vergangenheit nichts anhaben können. Geringere Bevölkerungsdichten in früheren Zeiten haben sie nicht aufgehalten und selbst eine starke zusätzliche Ausdünnung der Bevölkerung durch Krieg und Pest hat sie nicht gebremst. Weshalb die aktuellen Maßnahmen biologisch gesehen auch außerordentlich dämlich sind und nicht den Viren, sondern den Menschen schaden. Schönen Gruß an die Zahnarztfrau!