Fake-Zyklen 3: Widerlegung und ihre Widerlegung

Die offizielle Klimadarstellung bleibt natürlich nicht unwidersprochen. Ein paar Leuten fällt das Fehlen von Ergebnissen des Typs 2 von Primärarbeiten auf und sie halten dagegen. Da muss man natürlich dagegen halten.

Die Kritiker sind durchweg Naturwissenschaftler, oft Physiker, manchmal auch Leute, die sich mit dem Begriff Klima tatsächlich einmal als Hauptthema beschäftigt haben. Es handelt sich als um Leute, denen die naturwissenschaftliche Denke und deren Regeln vertraut sind. Ihre Argumente betreffen die vom IPCC unterschlagenen Arbeiten, in den Modellen nicht berücksichtigte Effekte (auch wenn dies teilweise möglich wäre), die Willkür von irgendwelchen Annahmen des Typs A, „plausible Korrekturen“ von echten Messwerten, Abweichungen von Modellaussage und Realität und vieles mehr. Wie hält man dagegen? Schließlich muss man die Argumente irgendwie entkräften, sonst glaubt sie noch jemand.

Wer antwortet?

Man sollte eigentlich erwarten, dass Wissenschaftler Wissenschaftlern nach den wissenschaftlichen Regeln der Naturwissenschaften antworten. Viele Argumente der Kritiker sind jedoch nicht so einfach vom Tisch zu wischen und bei anderen Argumenten wird man allenfalls ein Patt herausholen können: jeder könnte näher an der Realität dran sein. Das wäre allerdings ebenfalls eine klare Niederlage, denn in dem Fall siegt beim Zuschauer Argumentationsschiene 2: die wirtschaftlichen Folgen.

Die Regeln 1 und 2 bei der Widerlegung lauten daher:

  1. Der Kritiker wird nie eine Antwort von einem echten (=IPCC) Klimawissenschaftler bekommen.
  2. Der Kritiker wird nie eine Antwort von einem echten (=IPCC) Klimawissenschaftler bekommen.

Man kann sagen und fragen, was man will, vom IPCC oder dem deutschen Pendant, dem PIK, das den größtmöglichen Unfug in die Welt setzt, wird man keine Antwort bekommen. Von Ministerien, Ämtern oder politischen Parteien wird man allenfalls auf spezialisierte Webseiten mit vorgefertigten Antwortbausteinen verwiesen. Individuelle Anworten wird man auch von dort nicht bekommen. In Ministerien usw. liegen anscheinend irgendwelche Auswahlkriterien vor, nach denen ein Link auf eine solche Seite ausgewählt und zurück geschickt wird. Manchmal passt es thematisch, manchmal nicht, aber nie inhaltlich.

Solche Webseiten tragen fast alle einen der Begriffe „Fakten“, „Wissen“ oder „Bildung“ bereits in der URL, womit suggeriert wird, dass man es mit Fachleuten zu tun hat, die alles sauber relotiert … äh, recherchiert haben. In der Einleitung wird dann auch stets darauf verwiesen, dass man sämtliche irrsinnigen und falschen Behauptungen der „Klimaleugner“ kennt und in den verschiedenen Beiträgen auf der Seite alles durch wissenschaftlich korrekte Beweise widerlegt.

Die Widerlegungen widerlegen in der Regel nichts und sind auch nicht sonderlich wissenschaftlich. Die Methode schirmt jedoch die eigentlichen Scharlatane wirksam ab. Da IPCC, PIK und andere einfach keine Stellung beziehen, kann man ihnen auch keine falschen Sachen nachweisen, und die Seitenbetreiber sind wiederum nur irgendwie geartete Referenten, die man auch nicht zur Verantwortung ziehen kann. Mit welchen Argumenten widerlegen sie nun die Kritik?

Gesetz der großen Zahl

Eines der ersten Argumente, auf die man stößt, ist die Behauptung einer überwältigenden Mehrheit in der wissenschaftlichen Welt, dass die IPCC-Behauptungen korrekt sind – die bekannte 97%-These. Der Kritiker würde damit eine verschwindend kleine Minderheitsmeinung vertreten. Was dem weniger vorbelasteten Leser leider sehr erfolgreich suggeriert, naturwissenschaftliche Aussagen wären nur Meinungen und alles daher demokratiefähig. Wenn man sich mit Leuten auf der Straße unterhält, hört man nicht selten „2+2=4 ist eine völlig veraltete Ansicht und wissenschaftlich hat man sich inzwischen auf 2+2=81 geeinigt„.

So etwas ist nicht neu: 1931 erschien ein Buch „Hundert Autoren gegen Einstein“, im dem die Relativitätstheorie angegriffen wurde. Einstein selbst bemerkte dazu:

Wieso 100? Ein einziger würde genügen, wenn ich falsch liege.

Spätestens 1938 war dann mit der Atomkernspaltung klar, dass die 100 falsch lagen. Aber gerade in Deutschland kommen anscheinend Fehlgriffe trotzdem immer wieder gut an wie aktuell der 3. Rückfall in den Sozialismus.

Nur ist bereits die 97%-These falsch. Ausgewertet wurden Arbeiten zum Thema Klima, befragt wurden Wissenschaftler verschiedenster Fachrichtungen.Für die Auswahl der berücksichtigten Arbeiten wurden Kriterien angelegt, die recht IPCC-ähnlich waren, d.h. kritische Arbeiten, die die CO2-Modelle nicht unterstützen, hatten relativ schlechte Aussichten, in die Auswertung einzufließen. Das Endergebnis sieht schließlich so aus:

Trotz aller Trickserei wird die Klimathese von nur knapp einem Drittel der ausgewerteten Arbeiten unterstützt. Die meisten Arbeiten machen keine Aussage. Zudem gibt es bei dieser Studie auch Kritik der Art, dass eine korrekte Auswertung mit den vorhandenen Mitarbeitern und in der vorhandenen Zeit nicht hätte ausgeführt werden können.

Noch desaströser entwickelten sich die Umfagen. Der Rücklauf betrug ein Drittel und trotz recht subjektiver Fragestellung und Auswertung der Antworten war das Ergebnis für die Klimaleute niederschmetternd.

Um einmal ein anschauliches Beispiel für Fragen und Antworten zu geben, sei eine Gender-Umfrage vorgestellt, die europaweit durchgeführt wurde. Auch hier haben sich deutlich weniger als 50% der Befragten geäußert. Ein Frage lautete: „Haben Ihnen schon einmal Männer hinterher gepfiffen?“ Ein Drittel der Antwortenden bejahte dies, was man so interpretieren kann, dass die meisten Frauen anscheinend recht attraktiv sind. Die korrekte Auswertung lautet allerdings: „Jede dritte Frau wurde sexuell belästigt.“

Zurück zu den Klima-Umfragen. Im Nachhinein wurden die Kriterien geändert, die man an die Qualifikation der Leute legte, die geantwortet hatten. Das Endergebnis und damit die 97%-Zustimmung sah dann so aus:

Zwischenzeitlich haben sich selbst die Ersteller der Studie von ihrem eigene Werk distanziert, was in deutschen Fakten-, Wissens- und Bildungsportalen aber nicht daran hindert, weiter auf den 97% herum zu reiten.

Nicht erwähnt wird natürlich, dass in den USA auch andere Umfragen stattfanden. Die Oregon-Petition, die den Klima-Unfug ablehnt, wurde 31.000x unterzeichnet, andere Umfragen unter US-Naturwissenschaftlern ergaben, dass mehr als 2/3 die Klimamodelle als falsch betrachten.

Selbstreferenz

Wir erinnern uns an Fake-Zyklus 1: die historischen CO2-Daten sind mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit falsch. Begründet durch systematisch falsche Gletscherdaten, fragwürdige Proxydaten und unterschlagene Messungen mit anderen Aussagen. Auf diesen Einwand findet sich die Gegenargumentation:

Die Klimaleugner behaupten, die historischen niedrigen CO2-Konzentrationen seien falsch. Die Konzentrationen seien bereits in historischen Zeiten höher gewesen.

Das ist nachweisbar falsch! Die niedrigen Konzentrationen wurden durch Messungen an arktischen und antarktischen Gletschern ermittelt und durch eine ganze Reihe von Proxy-Messungen bestätigt. Alle Messungen ergeben nach strengen statistischen Verfahren übereinstimmende Aussagen. Die niedrigen Konzentrationen sind damit unzweifelhaft bewiesen.

Das Schema ist denkbar einfach. Die Kritik der Leugner wird geschildert, es wird aber nicht erläutert, wie die darauf gekommen sind. Eher wird der Eindruck erweckt, man hätte sich das ausgedacht, weil man eben ein zwanghafter Leugner sei. Im zweiten Schritt wird dann „bewiesen“, dass die Leugner Unrecht haben, indem genau das von den Kritikern als falsch Entlarvte als Beweis für die Richtigkeit der ursprünglichen Aussage verwendet wird.

Ein Variante dieser Selbstreferenz stammt vom Fernsehscharlaten Lesch. Als Beweis, dass die Vorstellung, die Sonnenflecken haben durch Veränderung der Strahlungscharakteristik einen erheblichen Einfluss auf das Erdklima, falsch ist, legte Lesch eine Messkurve für die tatsächlich weitgehend konstante Solarkonstante vor. Folglich könne es die Sonne nicht sein. Von der Solarkonstante war allerdings bei den Kritikern nie die Rede gewesen, sondern eben von den Sonnenflecken, die wiederum bei Lesch überhaupt nicht auftauchten. Als Astrophysiker sollte er sich mit den Begriffen besser auskennen, aber zur Widerlegung des Sonnenmodells war es nun mal opportun, das zu ignorieren und über völlig andere Sachen zu sprechen.

Diese Schemata tauchen in den „sachlichen“ Gegenbeweisen immer wieder auf. Um sie zu verstehen, muss man aber die Beiträge gelesen haben. Die Klimaleute bauen mit Erfolg darauf, dass das kaum einer macht.

Qualifikation der Kritiker

Eine beliebte Methode ist das Anzweifeln der wissenschaftlichen Qualifikation der Kritiker. Diese seien ja keine ausgewiesenen Klimaforscher, sondern „nur“ Physiker oder andere Naturwissenschaftler und hätten folglich gar nicht den wissenschaftlichen Hintergrund, alles korrekt beurteilen zu können.

Das Argument wird beispielsweise gegen den offenen Brief von 500 Wissenschaftlern an den UN-Generalsekretär genauso vorgebracht wie gegen die Unterzeichner der Oregon-Petition, die 31.000x gezeichnet wurde. Viele der Unterzeichner der letzteren seien noch nicht einmal Naturwissenschaftler, sondern stammten aus anderen Fachgebieten.

Übergangen wird dabei, dass Klima viel mit Physik zu tun hat und Physiker wie andere Naturwissenschaftler in der Lage sind, die methodische Korrektheit zu bewerten. Wenn gerade Physik-Nobelpreisträger gleich rudelweise antreten und alles für ausgemachten Schwindel halten, sollte einem das zu denken geben. Die Leute wissen, wovon sie reden.

Übergangen wird auch, dass unter den Gegen-Petitionen, die schnell aufgelegt werden und auch höhere Teilnehmerzahlen erreichen, so namhafte Experten wie Prof. Mickey Mouse, Prof. Albus Dumbledore oder Obi-wan Kenobi zu finden sind. Wenn man das Richtige behauptet, spielt Qualifikation anscheinend keine Rolle.

Übergangen wird, dass eine Reihe ausgewiesener Klimaexperten beim PIK und anderswo noch nicht einmal Physiker sind, sondern sich die Zeit mit einem Soziologie- oder Wirtschaftsstudium vertrieben haben. Nicht dass man sich als Quereinsteiger nicht auch einarbeiten könnte, aber die Leute bleiben den Nachweis ihrer Qualifikation durch Gesprächsverweigerung schuldig.

Ich weiß nicht, wie verstrahlt man sein muss, anderen die Qualifikation abstreiten zu wollen, selbst aber auch nicht mehr vorweisen zu können als irgendein kulturelles Selbstfindungs-Wischiwaschi-Studium oder gar nur ein Journalistik-Volontariat in irgendeiner Redaktion und dabei gar nicht zu bemerken, wie lächerlich man sich damit macht. Spezialisten dieser Art lungern beispielsweise bei correctiv oder openpetition herum. Motto: man muss nichts wissen, sondern alles besser wissen.

Mit etwas besseren Titeln kann Scientists-4-Future aufwarten:

Darunter sind erfahrene Wissenschaftlerinnen der Klimaforschung, Nachhaltigkeitsforschung, Biodiversitäts- und Transformationsforschung, einschließlich IPCC und IPBES Autorinnen.

Die wenigsten weisen jedoch auch hier einen passenden wissenschaftlichen Werdegang auf. Konkrete Zahlen lassen sich zwar nicht ermitteln, aber erfahrungsgemäß liegt die Anzahl der Naturwissenschaftler bei ähnlichen Aktionen, bei denen die Teilnehmer mit Namen und Beruf aufgelistet sind, unter 5% (Mediziner und Biologen als Grenzgänger eingeschlossen). Und selbst die haben oft nur begrenzten Durchblick: S4F war bei einer Anfrage in technischer Hinsicht sehr zurückhaltend, aber sehr entgegenkommend mit dem Angebot, ich können das auch mit ihrem Anwalt diskutieren.

Qualität der kritischen Arbeiten

Bleiben noch Arbeiten, die irgendwo veröffentlicht werden, dem Klimamodell aber nicht entsprechen. Auch da ist ein wohlfeiler Fake-Zyklus verfügbar:

Die Arbeiten haben kein Peer-Review-Verfahren durchlaufen und sind nicht vertrauenswürdig.

Ein Peer-Review-Verfahren besteht darin, dass eine wissenschaftliche Zeitschrift eine eingereichte Arbeit nicht sofort veröffentlicht, sondern erst einmal einer kritischen Durchsicht unterzieht, ob bestimmte Standards eingehalten werden. Das macht die Redaktion teilweise selbst, teilweise bittet sie externe Wissenschaftler als so genannte Peers um ein Gutachten.

So ein Verfahren macht Sinn, wenn die Veröffentlichungskapazitäten begrenzt sind und sich die Zeitschriften durch Qualität voneinander abheben wollen. Eigentlich gut gedacht hat es sich allerdings in vielen Untersuchungen als wenig vertrauenswürdig herausgestellt. So weiß man als Autor nicht, wer die Arbeit begutachtet und wie letztlich die Entscheidung getroffen wird. Sind die Peers hinreichend in dem Fachgebiet tätig und auf dem Laufenden? Folgt die Redaktion den Gutachten? In Untersuchungen hat sich immer wieder herausgestellt, dass Arbeiten abgelehnt werden, weil das Thema der Redaktion oder den Peers missfällt, die Gutachter den Inhalt nicht verstanden haben oder halt irgendjemand NEIN gesagt hat. Immer wieder sind innovative Artikel betroffen, die abgelehnt wurden, nach Veröffentlichung auf einem anderen Weg sich aber schließlich zu Bestsellern entwickelt haben. Letztlich ist das Ergebnis dieser Auswahlverfahren oft kaum besser als das Werfen einer Münze.

Beim Thema Klima verschlimmert sich die Situation nochmals dramatisch. Die weltweite Allianz „Covering Climate Now“ umfasst mindesten 400 Medien von Nachrichtenagenturen, Tageszeitungen, Nachrichtensendern und (populär)wissenschaftliche Zeitschriften bis hin zu Großverlagen im wissenschaftlichen Bereich. Vermutlich werden viele gar nicht explizit genannt. Alle verpflichten sich zu einer korrdinierten Klimaberichterstattung im Sinne des IPCC:

Für wissenschaftliche Veröffentlichungen zum Klima bedeutet dies, dass Gegenstimmen keine Chance haben. Peer-Groups sind nicht selten geschlossene Zirkel, die Konkurrenten nicht hinein lassen, und den Rest lehnt die Redaktion ab.

Glücklicherweise ist Peer-Reviewing in den Zeiten des Internets eine ziemlich überflüssige Angelegenheit. Auf arXiv kann jeder bei Einhaltung gewisser Minimalanforderungen veröffentlichen, ohne dass der Artikel wie bei Peer-Review-Verfahren abgelehnt werden könnte.

Die Qualitätsfrage erledigt sich von selbst: man kann auf Artikel reagieren, Autoren können selbst ihre Artikel relativieren, wenn sie Irrtümer enthalten. Zudem ist das (bislang) für beide Seiten kostenlos: Autoren, die bei Zeitschriften nicht selten für das Herausbringen eines Artikels zahlen müssen, können kostenlos veröffentlichen und im Gegenzug kann jeder die Artikel herunterladen und benötigt weder einen Zugang zu einer Uni-Bibliothek noch ein Abonnement für tausende von Euros.

Kritische Artikel erscheinen daher vorzugsweise auf dieser oder ähnlichen Plattformen und unterlaufen kein Peer-Review, in dessen Verlauf sie ohnehin zu 90% abgelehnt würden (einige Zeitschriften führen nach Internetberichten regelrechte Blacklists zu Autoren, unter denen sich sogar in Misskredit gefallene Nobelpreisträger befinden sollen). Mit Qualität hat das allerdings nichts zu tun.


Mit dem Reigen werden kritische Stimmen zum Klimahype abgeschmettert. Das muss übrigens nicht nur Wissenschaftler treffen. Auch ganz normale Leute werden zensiert. Die oben bereits genannte Webseite OpenPetition, die jedermann die Möglichkeit zu einer öffentlichen Petition geben will, löscht beispielsweise Petitionen gegen die Ausrufung eines Klimanotstands mit Berufung auf Correctiv, dass die angegebenen Gründe Unfug wären.