Wattestäbchen sind eine feine Sache: man kann damit im Ohr bohren (nicht empfohlen) oder in der Nase (auch nicht empfohlen) oder Dreck aus dem Getriebe kratzen und vieles mehr. Und hinterher wirft man es weg.
Das soll nun nicht mehr sein. Die EU, die DUH und andere Organisationen haben unter anderem dem Wattestäbchen den Kampf angesagt. Weil eine Schildkröte damit in der Nase gebohrt hat (nicht empfohlen). Da irgendwelche Leute in der Karibik keinen Mülleimer besitzen und das Zeug nach Gebrauch in die Gegend werfen, muss das Zeug hier verboten werden, immer nach dem Motto „Deutschland rettet die Welt – ganz alleine!“.
Dabei muss ein Verbot doch gar nicht sein. Es gäbe doch auch die Möglichkeit eines Pfandwattestäbchens oder gar eines Mehrwegwattestäbchens. Beim Pfandwattestäbchen würde das so laufen wie bei den Plastikpfandflaschen: statt sie selbst wegzuwerfen, schleppt man sie zum Händler und lässt den die Flasche wegwerfen. Ist doch super! Seit der Einführung der Pfandflasche haben sich die Beschwerden in meinem Wurfarm deutlich verringert.
Die Begründung damals war natürlich keine Schildkröte, die sich einen Softdrink gekauft und hinterher die Flasche einfach im Meer weggeworfen hat (auch wenn das manchmal so aussieht). Grund war, dass der Mehrweganteil steigen sollte. Das hatten die Schweden schon ein paar Jahre vorher ausprobiert und festgestellt: der Anteil der Mehrwegflaschen war von etwa 45% auf sagenhafte 35% gestiegen. Durch ausgedehnte deutsche Versuche konnte dieser Trend bestätigt werden. Der Grund dafür ist auch recht einfach einzusehen, falls man über eine Gehirnzelle verfügt (bei den Grünen nicht vorhanden). Das Mehrwegsystem kostet Geld, und das rechnet sich nur über einen entsprechenden Umsatz. Mehr Einwegflaschen = geringere Kosten pro Flasche.
Wobei Mehrwegflaschen nicht unbedingt günstiger sind, enthalten sie doch oft auch Inhalte, die erst mal entsorgt werden müssen. Viele Mehrwegflaschen landen daher auch auf dem Müll, allerdings erst in den Abfüllbetrieben. Die Wegwerfkette ist somit noch länger.
Mehrwegwattestäbchen bieten sich wegen des geringen Gewichts und der geringen Abmessungen jedoch geradezu an. Klar, an der Kasse bei Rossmann muss die Kassiererin dann erst mal nachzählen, ob da wirklich 100 Gebrauchtwattestäbchen in der Dose sind und der Kunde nicht versucht, den Drogisten mit 95 Stäbchen übers Ohr zu hauen. Aber für die Umwelt sollte das bisschen Zeit wohl akzeptabel sein.
Gut, Wattestäbchen sind gewissermaßen Satire, aber echt an den Kragen geht es dem beliebten Kafee Togo. Die Einwegbecher werden aktuell verboten und im Gespräch sind Pfandwegbecher. Manche Betriebe bieten das bereits an. Kosten so um die 2-3 €/Becher, die man dann an insgesamt ca. 2.000 Stellen in Deutschland wieder zurück geben kann. Was bedeutet, dass man Stunden bis Tage mit dem leeren Becher in der Hand rumläuft, bis man das Zeug los wird. Oder es eben doch weg wirft, was bei 2-3€ doch schon etwas weh tut.
Geht es da wirklich um die Umwelt? Oder ist das nur die Finanzierung für die Mindestrente?
Ob jemand an die Gastronomie gedacht hat, wage ich zu bezweifeln. Cafés sind in der Regel kleiner als Getränkeshops oder Supermärkte. Pfandbecher müssten allerdings auf Vorrat gestapelt werden, falls mehr Leute Kaffee trinken als Becherrückgaben erfolgen, und bei umgekehrtem Verhalten müssen eben 2€-Münzen auf Vorrat gestapelt werden. Den Zahlungsausgleich dürfen dann überregionale Verrechungsunternehmen übernehmen, die sich eine goldene Nase daran verdienen. Im Klartext: vielleicht mal abgesehen von Starbucks war es das mit Kaffee zum mitnehmen (was Unternehmen wie McDonalds machen, die selbst im Restaurant Einweggeschirr verwenden, dürfte auch interessant sein).
Ebenfalls verboten wird Plastikgeschirr, was Auswirkungen auf jedes Dorffest hat. Der beliebte Grillwurststand der Feuerwehr bleibt wohl demnächst geschlossen, weil die Amateure es nicht hinbekommen, 3000 Essbestecke aufzutreiben oder die zurückgegebenen Teller, Messer und Gabeln schnell genug zu waschen. „Einmal Erbsensuppe bitte!“ – „Kommt sofort! Formen Sie bitte Ihre Hände zu einer Schale!“ – schönen neue grüne Welt.
Ich hätte da noch ein paar Ideen, liebe DUH und liebe Grüne. Zum Beispiel die Pfand- oder Mehrwegwindel. Das dürfte die entsprechenden Abteilungen in den Supermärkten um einige Duftnuancen bereichern. Und ganz wichtig: das Dual-Use-Präservativ! Auch da wird eine Menge Plastik umgesetzt, und nicht jeder ist schon so weit, seine Frau gegen eine Ziege einzutauschen, wie dies in anderen Kulturen üblich ist. Bis jetzt wird geflissentlich übersehen, dass ein bereits benutztes Präservativ durch einfaches Umstülpen ein weiteres Mal verwendet werden kann. Beim Nachweis des Dual-Use gibt es im Drogeriemarkt das Single-Use-Pfand zurück. Außerdem würde dieses Pfand auch den Umsatz der Pfandwindeln ankurbeln – nur so nebenbei.