Ein wenig Renten-Arithmetik

Der normale Arbeitnehmer zahlt bis zu 45 Jahren ca. 20% seines Einkommens in die Rentenkasse ein, um ca. 12 Jahre lang ca. 45% seines Gehalts an Rente zu bekommen. Jedem ist klar, dass die Rechnung nicht aufgeht, wobei die Ansichten darüber unterschiedlich sind: die Rentenbezieher halten das für Abzocke, da sie weniger heraus bekommen, als sie einzahlen, die Politiker halten das für nicht finanzierbar, da sie mehr ausgeben müssen, als sie einnehmen.

Lassen wir mal alle außen vor, die nicht in die Kasse einzahlen aber trotzdem kräftig kassieren, ändert sich an diesen Ansichten/Empfindungen nichts. Eingenommen wird tatsächlich zu wenig, weil Konrad Adenauer zur Finanzierung der Bundeswehr das stabile anspargestützte Rentensystem in ein Schneeballsystem umgewandelt hat, das in dem Augenblick nicht mehr funktioniert, in dem weniger Kinder geboren werden oder die Lebenserwartung steigt. Lag das Rentenniveau 1970 noch bei 60%, so soll es in den nächsten Jahren so um die 45% pendeln.

Dabei sind diese Zahlen bereits ein Fake: 1970 bekam der Rentner die 60% netto ausgezahlt, heute sind die 48% zu versteuern und obendrein sind Krankenkassenbeiträge abzuführen, d.h. die Unterschied ist noch deutlich größer als die Grafik das angibt. Zudem waren Betriebsrenten früher weiter verbreitet als heute, und insbesondere der Staat hat auf diesem Gebiet fast alles abgebaut.

Würde ein ansparfinanziertes Rentensystem existieren, gäbe es auch deutlich weniger andere Probleme. Renten sind sicher zu investieren, und sicher sind Immobilien. Heute gehören viele Immobilien ausländischen Rentenfonds, die hier natürlich auch nicht sonderlich sozial auftreten müssen. Geld fließt also heute ab, das sonst in deutsche Rentenfonds fließen könnte und preiswerten Wohnraum und sicheren Renten schafft.

Das Gegeifer der Medien und der Politik richtet sich aber – wie stets – nicht gegen die Verursacher. Dann müsste man nämlich den Namen Adenauer und so manch anderer Politiker ebenso nachhaltig aus der Öffentlichkeit löschen wie die angeblicher Rechter. Das Gegeifer richtet sich gegen die, die nicht einzahlen. Wenn man die zur Kasse bittet, wäre alles wieder im Lot. Oder doch nicht?

Beamte. Ok, die zahlen nicht in die Rentenkasse. Der Staat muss sehr viel Geld aufwenden, um die Pensionen zu zahlen. Allerdings aus den gleichen Gründen wie bei den Renten. In einem Gesetz aus den 1950-er Jahren wurde festgelegt, dass die Pensionsbezüge in die Besoldung eingepreist ist und der Staat entsprechende Rücklagen zu bilden hat. Macht er natürlich nicht! Die Rücklagen für die Beamtenpensionen wurden genauso für die Wehrmacht kassiert wie die Rentenrücklagen!

Man könnte sie natürlich schröpfen, denn die Ruhestandsbezüge sind höher als die Renten. Das beträfe ca. 13% der Gesamtbeschäftigten, denn das ist der Beamtenanteil in Deutschland. Aber das ist auch eine Milchmädchenrechnung, denn man müsste dann auch die vergleichsweise niedrigen Gehälter der zukünftigen Nichtbeamten anheben, um etwa den gleichen Verdienst zu bieten. Niedrigeren Rentenzahlungen ständen dann höhere Gehälter gegenüber. Ob sich das rechnet?

Besser Verdienende. Heute zahlt in die Rentenkasse, wer weniger als ca. 6.500 €/Monat verdient. Wer darüber liegt, kann es sich unter bestimmten Bedingungen aussuchen. Ansonten deckelt sich das bei 6.500 €, d.h. wer mehr verdient, zahlt nicht mehr und bekommt natürlich auch nicht mehr. Könnte man ändern. Auch ein VW-Chef könnte ja 20% seines Einkommens von ca. 15 Mio € abdrücken. Nur müsste man dem dann auch 48% von 15 Mio € zahlen, wenn er in Rente geht. Bringt also nicht wirklich was.

Selbständige/Freiberufler. Es gibt ca. 1,4 Mio Freiberufler in Deutschland, die man im Rentensystem erfassen könnte. Die Frage ist allerdings: WIE? Manche verdienen sicherlich recht gut, aber viele krebsen auch am Rande des Minimums vor sich hin. Ein gesichertes Einkommen gibt es nicht. Ich weiß das, weil ich selbst mal ca. 15 Jahre selbständig war. Vielen Freiberuflern dürfte eine regelmäßige Zahlungsverpflichtung in Höhe von 20% ihres fiktiven Einkommens das Genick brechen. Eine flexiblere Verpflichtung bedeutet aber einen enormen Verwaltungsaufwand, gerade für die Betroffenen. Noch mehr Papierarbeit für den Staat, der einen ohnehin schon mit unendlich viel Quark aufhält? Es würde jedenfalls deutlich weniger hereinkommen als sich die Geiferer das vorstellen.

 

In Summe ergibt sich aus allem ohnehin nur eine Vertagung des Problems. Zöge man mehr Leute zur Einzahlung heran, hätte man kurzfristig mehr Luft, aber auch diese Leute muss man ja irgendwann wieder auszahlen und steht dann wieder an der gleiche Stelle, weil sich am Problem „Schneeballsystem“ ja nichts ändert. Man kann natürlich auf Vollbeschäftigung und eine passende Bevölkerungspyramide spekulieren, aber das war ja schon bislang nur Spekulation.

Anmerkung: die Chinesen haben aufgrund ihrer 1-Kind-Politik inzwischen ähnliche Probleme und lockern nun die Geburtengesetze. Eine weitere Steigerung der Überbevölkerung, um den Raub der Vergangenheit an den Renten zu verbergen (auf diese Strategie wird ja auch hier gesetzt), dürfte aber ebenfalls schief gehen.