Willkommen bei der Gurkentruppe!

Jedes Land unterhält eine Armee, die traditionell heute als „Verteidigungsstreitkraft“ bezeichnet wird, wenn auch z.B. die Verteidigungsstreitkräfte der USA in den letzten 70 Jahren mehr oder weniger nur Angriffskriege im Stile von Hitlers Überfall auf Polen geführt haben. Sucht man nach der Gurkentruppe unter den Armeen der Welt, landet man mit einiger Sicherheit beim direkten Nachfolger der schlagkräftigsten westlichen Streitkräfte nach der französischen Revolution, also der Preußischen Armee, der Kaiserlichen Armee des Deutschen Kaiserreichs und der Wehrmacht: der Bundeswehr, die sich derzeit eher mit der Truppe aus der Police Academy vergleichen kann.

Statusbericht

Das kann man an vielem festmachen.Ich fasse nur mal stichwortartig zusammen, was in der Presse zu lesen war bzw. was mir ehemalige Bundeswehrangehörige, mit denen ich teilweise beruflich zu tun hatte, berichtet haben.

Im Materialbereich sieht es übel aus:

  • Die Luftwaffe hat über Jahrzehnte eine „aus-2-mach-1“-Strategie verfolgt, in dem mangels Ersatzteilen kaputte Phantomjagdbomber als Ersatzteillager für noch flugfähige herhalten mussten (die Phantom wurde bereits zu Beginn des Vietnamkriegs eingesetzt; die Bundeswehr flog sie auch noch zu Beginn des Millenium).
  • Bodentruppen müssen immer wieder die Transportflugzeuge anderer Armeen ausweichen oder gar zivile Plätze buchen, weil die eigenen Maschinen nicht einsatzbereit sind (Afghanistan, dort wurden die Soldaten sogar eine Woche in einem Hotel in Griechenland einquartiert, bis die Holländer sie weitergeflogen haben; jetzt wieder beim Einsatz in Mali).
  • Hubschrauberpiloten müssen beim ADAC Flugstunden mieten, um überhaupt auf die erforderliche Anzahl von Flugstunden zu kommen.
  • Von 3 Panzern sind 2 nicht fahrbereit, und auf Manövern sollen gar fehlende Kanonen durch Attrappen ersetzt worden sein (Ersteres stand in Qualitätsmedien, Letzteres muss nicht stimmen).
  • Sturmgewehre werden ausgemustert, weil sie plötzlichen gehobenen Ansprüchen auf Präzisionsscharfschützenwaffen nicht genügen.
  • U-Boote liegen in den Werften und bekommen keine Ersatzteile, weil ausgerechnet die deutsche Marine bei den deutschen Werften auf den hinteren Plätzen der Wartelisten geführt wird und andere Länder Vorrang haben (die ZEIT).
  • Die Überwasserflotte liegt großenteils im Hafen, weil außer Liegen eben nichts geht.

Das Chaos geht im Personalbereich weiter. Die folgenden Begebenheiten sind munter durch die Presse gegangen, weil sich die Journalistenfuzzis in ihrer Weicheiermanier blendend darüber echaufieren konnten (vermutlich alle Anhänger der „No Sports!“-Bewegung.

  • Rekruten erstatten mit Erfolg Anzeige, wenn ihnen nach einem Marsch, den 80% der Bergurlauber als Erholung ansehen, hinterher die Füße weh tun. Angeblich sind einige sogar zusammengebrochen und mussten auf die Krankenstation. Ehemalige berichten allerdings, dass die Anforderungen in der Ausbildung in den Jahren stark gesunken sind.
  • Ausbilder und Offiziere laufen Gefahr, jederzeit wegen sexistischer und anderer Bemerkungen disziplinarisch verfolgt zu werden. Z.B. „wer saufen kann, kann auch marschieren“ ist in der Bundeswehr eine Missachtung der Menschenwürde.
  • Ausbilder und hohe Offiziere der Kommandotruppen, also der Elitekräfte, die in die größte Scheiße geschickt werden, werden entlassen oder pensioniert, wenn sie ihre Leute mit Worten anfeuern, die jedem Trainer im Sportverein, der seine Mannschaft zum Sieg führen will, regelmäßig über die Lippen kommen.
  • Dafür herrscht emsige Betriebsamkeit in der Führung, um Unisextoiletten, Schwangerschaftsuniformen und allerlei islamische und vegane Ernährungsvorstellungen in der Kantine durchzusetzen. Es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis Manöver 5x täglich zum Gebet unterbrochen werden und im Marschgepäck die Munition zu Gunsten eines islamischen Gebetsteppichs entfällt.

Was in die Doofköppe der Journaillenfuzzis nicht eindringt: im Gefecht kann man nicht einfach weggehen wie in einer Werkstatt, in der es brennt oder ein Wasserrohr gebrochen ist. Das Leben der Leute hängt davon ab, ob man sich auf den Nebenmann verlassen kann, und das erfordert eben entsprechendes Training. Zum Thema Gefecht:

  • Wohlwissend, dass im Fall von Abwehrmaßnahmen gegen einen feindlichen Angriff nicht etwa die militärischen Stellen das Verhalten beurteilen (dazu gibt es bei den Militärs spezielle Rechtsabteilungen und Gerichte), sondern zivile Staatsanwälte in Deutschland untersuchen, ob es bei der Abwehr um sich schießender Terroristen zu Körperverletzungen durch die sich wehrenden Soldaten gekommen ist, die dann zivilrechtlich in der BRD zu ahnden sind, igeln sich die Truppen weitgehend ein. Je mehr äußere Aktivitäten, desto weniger kommen sie noch heraus. In Afghanistan haben viele Verbündete das Hauptproblem darin gesehen, die Deutschen schnell wieder loszuwerden; die Taliban waren das kleinere Problem. Sollte es dort in absehbarer Zeit brennen: die restlichen deutschen Truppen sitzen angesichts der Zustände in der Armee wohl schlimmer in der Falle als die 6. Armee in Stalingrad.

Auch die allgemeine Führung und nachfolgend das Ansehen ist ungeheuer motovierend:

  • Man erinnere das Abhängen von Fotos von Helmut Schmitt in einer Kaserne, weil er eine Wehrmachtsuniform getragen hatte. Sorry, Leute, zu der Zeit gab es keine andere, und eine Karnevalsuniform hätten sie ihn nicht tragen lassen.
  • Gegen einen Leutnant ist ein Verfahren wegen Aufwiegelung anhängig (gewesen?), weil der in einer Besprechung seine Vorschläge unter allgemeinem Lachen mit dem Zusatz „oder müssen wir erst Putschen?“ ergänzt hat. Sein Vorgesetzter wiederholte den Witz bei Flinten-Uschi, deren Humor anscheinend noch weniger ausgeprägt ist als die Beweglichkeit ihrer Frisur.
  • Soldaten tun gut daran, Zivilkleidung anzuziehen, sobald sie die Kaserne verlassen, da sowohl Militär als auch Polizei inzwischen Gefahr läuft, in der Öffentlichkeit bespuckt und angepöbelt zu werden, allen voran Grüne und Linke, die zwar die Hand heben, wenn darüber abgestimmt wird, die Bundeswehr irgendwo hin zu schicken, wo sie weder was zu suchen noch zu melden hat, aber trotzdem laufstark „Mörder in Uniform“ brüllen.

State of the Art, wie es so schön heißt

Brauchen wir überhaupt eine Armee?

Wenn man nur die Frage nach der Landesverteidigung stellt, wird man vielleicht mit „Nein“ antworten. Wer sollte Deutschland derzeit angreifen (und warum)? Und wenn man nach vielem Überlegen neben Luxemburg und Lichtenstein noch die Russen als Kandidaten ausmacht – wer sollte die aufhalten, wenn die es ernst meinen? Und gerade die haben genügend Erfahrungen hinter sich, um eine gewaltsame Expansion nicht noch mal zu versuchen.

Die Antwort NEIN ist gleichwohl falsch. Eine Armee verteidigt auch die Werte des Landes, für das sie steht. In einem demokratischen Land verteidigt sie auch die Demokratie, und zwar gegen innere Feinde genauso so wie gegen äußere Feinde. Griechenland und bis zum letzten Putsch, der wohl eher mit dem Röhm-Putsch gegen Hitler koinzidiert als mit einem echten Putschversuch, auch die Türkei wären beispielsweise schon lange keine Demokratien mehr, wenn die Armeen sich nicht der korrupten Politiker entledigt hätten. Was den so genannten Putsch in der Türkei angeht: wie glaubwürdig ist es, wenn ausgerechnet die Armee mit der größten Putscherfahrung, von Kemal Attatürk gewissermaßen sogar ausdrücklich zum Putschen ermuntert, wenn es gilt, Gestalten wie Erdogan auszuschalten, wenn ausgerechnet diese Armee sämtliche (wirklich sämtliche) Kardinalfehler macht und damit das Scheitern des Putsches mehr oder weniger unausweichlich macht?

Übrigens wäre nach Art 20 GG durchaus auch hier in Deutschland ein Putsch der Bundeswehr völlig legitim, sofern sie die Macht wieder an die Zivilgesellschaft zurückgibt. Ob die Bedingungen des Art 20 GG aufgrund der seit nun bald 3 Jahren andauernden Rechtsbrüche der Regierung im Ausländerbereich und der noch viel länger andauernden Rechtsbrüche im Finanzbereich bereits gegeben sind, darüber kann man spekulieren. Auch in vielen anderen Ländern kann man den stabilisierenden Einfluss der Armee beobachten; nur selten kommt es zu Militärdiktaturen, und zu diesen dann meist in Ländern, in denen die Demokratie ohnehin nicht oder nur schwach verankert ist.

Auch in Situationen, in denen nicht die Streitkräfte, sondern die Polizei die Primärzuständigkeit besitzt, aber ihre Aufgabe nicht ausführen kann, stabilisiert die Armee. In den USA leistet sich jeder Bundesstaat eine Nationalgarde, jeweils kriegsmäßig bis hin zu Panzern ausgerüstet, obwohl die Chance wohl mehr als schlecht stehen, dass ein Nationalgardist einen äußeren Feinde der USA zu Gesicht bekommt. Die Nationalgarde stabilisiert bei innerer Unruhe und Katastrophensituationen, und um Plünderer oder andere Gruppen unter Kontrolle zu bekommen, sind Panzer manchmal hilfreicher als Polizisten mit Schilden und Schlagstöcken. Derzeit gibt es Stimmen, die im Nachbarland Schweden nach der Armee rufen, weil die ausufernde Gewalt in den Städten anders nicht mehr unter Kontrolle zu bekommen ist. Vermutlich nicht ganz zu Unrecht, denn die Polizei ist anscheinend in Schweden schon mit sehr wenig überfordert:

Wichtig für die Wahrnehmung dieser und anderer Aufgaben ist auch das Ansehen, dass die Streitkräfte im eigenen Land haben. Die meisten Armeen und ihre Soldaten genießen in ihren demokratischen Heimatländern ein größeres Ansehen. Nicht aus Angst, muss man hinzufügen, sondern aus echter Achtung vor der Aufgabe, die im Fall aller Fälle auch den Einsatz des eigenen Lebens einschließt. Wer würde für seinen Konzern sein Leben riskieren? Für Soldaten gehört das mit zur Aufgabe.

In den USA spuckt man Soldaten nicht wie in manchen europäischen Ländern wie Deutschland an, sondern steht innerlich in gewisser Weise stramm und begegnet Soldaten in Uniform mit Achtung, in Städten mit ausländischen Verbündeten selbst Soldaten anderer Länder, wie Bundeswehrangehörige verwundert berichten. Zu Hause verlacht, im Ausland geachtet – eine ungewohnte Erfahrung.

Diese Achtung gegen über dem Militär trägt auch dazu bei, sich mit seinem Land zu identifizieren. Nicht im negativ nationalistischen Sinn als Überheblichkeit gegenüber anderen, sondern im Sinne eines natürlichen Nationalstolzes, was man als Nation und Gesellschaft geleistet hat. Und warum soll man auch nicht stolz auf sein Land sein, wenn man gut und gerne darin lebt? Und was ist abwegiger als zu demonstrieren, dass man sich das nicht wegnehmen lassen will, sondern auch dafür einsteht?

Und an der Stelle kommt ein wichtiger Aspekt der Landesverteidigung hinzu: diese Achtung vor der Armee ist auch ein Ausdruck von dessen Schlagkraft. Eine Armee, die von den eigenen Leuten geachtet wird, besitzt Soldaten mit einer höheren Motivation und damit eine wesentlich höhere Kampfkraft als eine Gurkentruppe, bei der keiner weiß, warum er eigentlich mitmacht. Soldaten, die von ihrer Sache überzeugt sind, werden Nachteile personeller und materialler Art, die sie gegenüber potentiellen Angreifern haben, ausgleichen können.

Und die Achtung bringt gegenüber einem Angreifer noch etwas Wichtigeres zum Ausdruck. Eine Armee mag man überrennen können, wenn man über die entsprechenden Ressourcen verfügt, aber kann man das dahinter stehende Volk auch besiegen? Den US-Amerikanern und den Russen, die beide hinter ihrem Militär stehen, muss man diese Frage nicht stellen, weil sie zu groß sind, um wirklich in militärisch gefährliche Lagen zu kommen, aber schon die jeweilige Einstellung der Leute zeigt: man wird sie nicht besiegen können.Für jede militärische Einheit, die aus dem Spiel genommen wird, hätte man zwei Partisaneneinheiten am Hals.

Besser kann man diesen Gesichtspunkt an einem anderen Beispiel beobachten: an der Verankerung der Zahal (die israelische Armee) im israelischen Volk: die Zahal kann man nicht überrennen, zumindest hat das bislang keiner geschafft.  Darüber hinaus weiß aber auch jeder, der halbwegs klar denken kann: sollte die Zahal irgendwo überrant werden, muss man jeden Israeli einzeln umbringen, aber besiegen kann man diese Leute nicht. All das kommt durch die Haltung des Volkes zum Ausdruck und nicht nur durch Waffentechnik.

Also JA, wir brauchen entschieden eine Armee, die im Volk verankert und geachtet ist. Ob die nun mit 1,2% oder 2% des BIP finanziert wird, ist ziemlich egal, denn die Einstellung machts, und das Bild schreckt äußere und innere Feinde wirkungsvoller ab als ein paar Waffen mehr oder weniger. Allerdings haben wir derzeit leider noch nicht mal ein Volk.