Es gibt Parteien, die treten für „soziale Gerechtigkeit“ ein, und andere, die das natürlich auch tun, aber den Slogan nicht so offen verwenden können, weil der schon belegt ist. Was ist denn eigentlich „soziale Gerechtigkeit“.
Ich finde es beispielsweise nicht gerecht, wenn jemand, der ganztägig arbeitet, kaum mehr übrig behält als jemand, der sich ganztätig in der sozialen Hängematte eingerichtet hat. Wer arbeitet, soll auch mehr bekommen. Aus „humanitären Gründen“ verkaufen es manche Parteien aber gerade als soziale Gerechtigkeit, wenn die Lauschepper kaum weniger haben als die Arbeitenden.
Ich finde es auch nicht gerecht, wenn jemand, der viel Zeit und Geld in seine Ausbildung investiert hat und dadurch einen verantwortungsvollen Job bekommt, so besteuert wird, dass für ihn kaum mehr übrig bleibt als für jemand, der in der Schule gefaulenzt hat und nun einen Job bekommt, den jeder machen kann. Aber genau dieser Sozialneid spricht aus den Parteien, die unter sozialer Gerechtigkeit verstehen, dass alle einen ähnlichen Verdienst haben.
Ich finde es auch nicht gerecht, wenn Managerpfeifen das 100- und mehrfache dessen verdienen, was ihre Angestellten bekommen, obwohl sie nichts leisten – oft im Gegenteil. Wenn etwa Banker und Vorstände „Bonuszahlungen“ bekommen, wenn der Verlust geringer ausgefallen ist als erwartet. Wenn etwa ein Vorstand, der es fast geschafft hätte, die Daimler-Benz AG vor die Wand zu fahren, anschließend noch mehrere andere Firmen an den Rand des Bankrotts treiben darf, natürlich jeweils mit riesigen Boni. Oder ein anderer Vorstand, der Gleiches mit der Bahn geleistet hat und anschließend Flughäfenruinen verwalten darf. Oder ein weiterer Vorstand, der entweder strohdumm oder vorsätzlich kriminell ist und Milliardenschäden durch seine Betrügereien verursacht hat, nicht zur Rechenschaft gezogen wird. Leuten, die noch nicht mal 1/10 dessen, was sie bekommen, tatsächlich wert sind, ihre ergaunerten Millionen wegzunehmen, finden die Parteien allerdings als sozial ungerecht, also tun sie nichts.
Ich finde es auch nicht gerecht, wenn Politiker, die „ihre ganze Kraft dem Deutschen Volke“ widmen sollen, in so genannten Nebentätigkeiten Summen verdienen, neben denen sich die Abgeordnetendiäten – mit Nebenleistungen immerhin ca. 12.000 €/Monat – wir lächerliche Taschengelder ausnehmen. Wenn etwa ein ehemaliger Finanzminister, der zuvor nebenbei die WestLB in den Konkurs gefahren und das mit den Worten „ich wusste doch nicht, was ich da unterschrieben habe“ kommentiert hat, nun für über 1 Mio €/Jahr „Vorträge“ vor Bankern hält. Oder ein noch relativ junger Sozialpolitiker einer anderen Partei, der erst mit 30 oder mehr Jahren seinen Bachelor geschafft hat, nun ähnlich gut dotierte „Vorträge“ vor Versicherern hält. Was können Leute mit einer solchen Vita gelernten Fachleuten vermitteln, das mehr als 20.000 € für eine Stunde Reden wert ist? Bin ich der Einzige, der da das Gefühl hat, dass mit solchen überbezahlten Vorträgen ein steuerlich einwandfreier Weg gefunden wurde, Korruption im Amt zu belohnen? Die Parteien finden das übrigens sozial gerecht, wenn sich ihre Leute ungehemmt in einer Art und Weise bereichern können, für die andere zumindest ihren Arbeitsplatz verlieren wenn nicht sogar in den Bau gehen würden.
Merke also: soziale Gerechtigkeit bedeutet, dass man sich selbst ungehemmt bereichern darf und dazu natürlich auch dafür sorgen darf, dass die Leute, die einen bereichern können, selbst hinreichend reich werden. Alle anderen sollten doch vor die Hunde gehen. Darum wählt … (vermutlich weiß jeder, welche Kombinationen aus drei Buchstaben gemeint sind).