Manchmal fordert das Leben ungeheure Selbstbeherrschung, um Schlimmes zu verhindern. Wie NDR-Kultur in seinen Nachrichten berichtet, haben Unbekannte den Kopf eines toten Schweins vor das Wahlkampfbüro unserer geliebten Anführerin, Herrscherin über alle Deutschen, Glück aller Ausländer, allerchristlichste Kanzlerin usw. usw. Angela Merkel in Stralsund gelegt. Wie die Nachrichtensprecherin mit toternster Stimme berichtet, wird wegen Verstoßes gegen das Tierkörperbeseitigungsgesetz ermittelt. Das kam in Tonfall usw. etwa so rüber wie die „heute show“ des ZDF, und dann steht man gerade da mit einem Topf mit 1 l flüssigem Kerzenwachs und muss genügend Contenance bewahren, um nicht aus Versehen die Meisterschaft bei den BDSM-Wachsspielen zu gewinnen, sondern die Kerzen für die romatischen Sommernächte zu Ende zu gießen.
Obwohl die Polizei aus ermittlungstechnischen Gründen – verständlich, denn sonst können die sich vor Selbstbeschuldigungen möglicherweise nicht mehr retten – nicht verraten hat, wie der Kopf beschriftet war, waren sich die „Experten“ des NDR natürlich sofort darüber einig, dass ein rechtsradikaler Hintergrund vorliegt. Warum stellt die Polizei eigentlich noch Profiler ein und nimmt nicht Journalisten? Ist doch viel billiger.
Wegen Beleidigung von Frau Merkel wird inzwischen auch ermittelt. Bleibt mal abzuwarten, wie die Details aussehen, damit man das mal mit der Erdogan-Aufregung vergleichen kann. Stellt sich die Frage: ist die Kopplung mit dem Tierkörperbeseitigungsgesetz nur ein „auf Nummer sicher gehen“, um den/die Täter auch sicher dranzukriegen? Es handelt sich zwar nur um eine Ordnungswidrigkeit, die aber immerhin mit bis zu 30.000 € Bußgeld belegt werden kann (ziemlich viel im Vergleich zum „mit besoffenem Kopf fahren“, oder?).
So, ich muss jetzt Schluss machen. Draußen ist eine Amsel vor die Scheibe geknallt und liegt auf der Wiese. Schnell das Meldeformular des Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft raussuchen und einen Abtransport nach UN 3373 (Biohazard Level 1 oder 2) organisieren, bevor mir auch ein Bußgeld droht.