Deutschstunde

Ich weiß nicht, wie es heute an den Schulen zugeht, aber zu meiner Zeit waren Interpretationen von Texten ein fester Bestandteil. Zur Sicherheit zumindest für Bremer und Berliner Abiturienten (vermutlich aber für die gesamte Republik): man erhält einen Text, der bestimmte Sachverhalte indirekt umschreibt, und man versucht zu ergründen, was der Autor damit wirklich sagen wollte.

Ich erinnere noch die Interpretation von Shakespeares MacBeth (im Original), die uns fast ein halbes Schuljahr gekostet hat. Der Wälzer umfasst als Taschenbuch ca. 100-150 Seiten, die Zusammenfassung, was damit alles gesagt werden sollte, aber eher 400-500 Seiten, was bei uns die Frage aufkommen ließ, wieso Shakepeare zeitlich noch in der Lage war, weitere Wälzer zu schreiben.

Wir exerzieren das mal einem Beispiel an, allerdings in umgekehrter Form, d.h. wir stellen eine Aussage nach vorne und geben ein Beispiel dazu, wie eine indirekte Umschreibung aussehen könnte.

Nehmen wir an, eine Gruppe habe sich widerwärtig verhalten und unmenschliches Verhalten ermöglicht und gefördert und es besteht die Gefahr, dass sie dieses Verhalten fortsetzt. Wie könnte man es ausdrücken, dass man diese Leute im Wiederholungsfall für …[redaktionell gestrichen]… hält, die es willfährig einem Haufen Soziopathen ermöglicht, andere Leute zu quälen, ohne dass man das direkt sagt? Oder genauer: so indirekt sagt, dass es nicht unmittelbar zu einer Beleidigung ausartet?

Als Beispiel habe ich folgenden Text gefunden:

https://www.achgut.com/artikel/der_deutsche_corona_massnahmenterror_


Angeblich ist es nicht nur der achgut-Autor, der ein wenig kritisch ist. Auch viele andere kritteln an den geistesgestörten Ergüssen des Teams Lauterbach/Buschmann ¹⁾ herum:

https://rtde.site/meinung/147660-neue-corona-debatte-durfen-massnahmen/

Auch dies passt in unseren Kontext. Wie ist beispielsweise folgende Aussage zu interpretieren:

„Restriktive Maßnahmen spezifisch für Kinder sind nicht zu vertreten, wenn diese in der Allgemeinbevölkerung nicht gleichermaßen verpflichtend sind.“

Richtig gedacht! Es geht nicht darum, Kinder endlich aus der Schusslinie zu nehmen, sondern im Gegenteil darum, das, was den Kindern auch im nächsten Halbjahr erneut angetan wird, solidarisch auch den Eltern und allen anderen (außer Politikern und Funktionären) anzutun. Wenn man sich die anderen Beiträge anschaut: es geht nicht darum, den Quatsch endlich abzublasen wie in fast allen anderen Ländern der Welt, sondern darum, den Soziopathen bitte Rechtssicherheit für das Ausleben ihrer perversen Fantasien an den Menschen (ich vermeide bewusst „Mitmenschen“) zu verschaffen.


Als weiteres Beispiel ein Text, in dem etwas als falsch kritisiert wird, um es abschließend als richtig darzustellen. Der DIHK-Chef Peter Adrian sagt zu der aktuellen Politik klipp und klar, dass sie wirtschaftlich in eine Katastrophe „von unvorstellbarem Ausmaß“ entwickelt. Und der Knackpunkt der aktuellen Politik ist vor allen Dingen die sogenannte Energiewende, die nicht eine Energieressource durch eine andere ersetzen soll, sondern die vorhandene Energie durch keine Energie. Schon ein richtiger Ansatz, dem im letzten Absatz widersprochen wird:

Neben konkreten Entlastungsschritten regte Adrian „mutige Entscheidungen in Wirtschaft, Politik und Behörden“ an, vor allem dringend die Verschlankung von Planungs- und Genehmigungsverfahren. „Das, was für LNG-Terminals und Windräder möglich ist, muss auch für die anderen vielen sinnvollen Investitionen von Unternehmen gelten. Wer jetzt in der Krise investieren will, kann nicht noch Monate oder gar Jahre auf amtliche Stempel warten.“

https://www.tichyseinblick.de/daili-es-sentials/dihk-wohlstandsverlust/

Vordergründig eine Bürokratiekritik, aber in Bezug auf Abschnitt 1 des Artikels findet Herr Adrian den alternativen Energiewahnsinn anscheinend doch voll in Ordnung. Ja, LNG und Windräder, und die Wirtschaft muss in die Lage versetzt werden, unbürokratisch auch Propellermützen zur Energiegewinnung einsetzen zu dürfen.

Ich schlage eine Wiederaufnahme der Produktion „Schlupp vom grünen Stern“ der Pupsburger Augenkiste unter dem Titel „Adrian vom grünen Stern“ mit Peter Adrian in der Hauptrolle vor, gedreht am Originalschauplatz seines Wirkens, also irgendeinem fernen Planeten in der Milch-, wahlweise auch Bier- oder Waschstraße. Die Fäden dürfen ruhig weiter sichtbar bleiben, gehören sie doch bei Mario und allen anderen Netten dazu.


Zum Abschluss noch eine Buchempfehlung. Die neue Biografie von Bundes…ja,-was-eigentlich? Olaf Scholz liegt uns als exklusiver Vorabdruck vor und ich möchte sie Ihnen nicht vorenthalten:


¹⁾ „Geistesgestört“ ist nicht meine Meinung, sondern eine interpretative Darstellung der Äußerungen des regierungstreuen 4-ologen Hendrik Streek, der nach standhafter Verteidigung des Lauterbach trotzdem so weit in die Ecke gedrängt wurde, dass er mit dieser Einschätzung herauskommen musste.