Klar, es ist Wahltag, und man geht hin, weil Mutti sonst das Mittagessen oder Kaffee und Kuchen am Nachmittag rausrückt – oder geht halt nicht hin, weil Mittagessen und Kaffee und Kuchen wichtiger sind. Aber im Ernst. Warum gehst du hin ?
Gehst du hin, weil man dir eingeredet hat, du hättest sonst kein Recht mitzureden? Stimmt das? Darf man beim Autofahren auch erst dann mitreden, wenn man mindestens zwei Unfälle verursacht hat? Sind Nichtwähler, deren hypothetische Nichtwählerpartei immer fast die absolute Mehrheit hätte, wirklich desinteressiert? Oder fühlen viele die Alternative, in Hundekot oder Kuhfladen treten zu müssen, doch so wenig attraktiv, dass sie die Wiese lieber nicht betreten?
Warum wählst du eine bestimmte Partei? Weil unter ihrer Regierung gefühlt und von den Medien eingeredet alles ein wenig besser läuft? Oder eher, weil trotz ihrer Regierung das Gesamtsystem so stabil ist, dass noch nicht alles den Bach runter gegangen ist? Ist das eine rationale oder eine Bauchentscheidung? Oder wählst du nur, damit die Populisten nicht das Sagen bekommen?
Was sind überhaupt Populisten? Der Ausdruck kommt vom lateinischen populus, das Volk, und diese Parteien äußern die Ansichten, die die meisten Leute spontan auch äußern würden. Ist das schlecht oder undemokratisch, wenn man das äußert, was die meisten denken? Wenn man sich Pappnase, lustige Hütchen und bunte Schminke wegdenkt, unterscheiden sich die Parteileute auf ihren Veranstaltungen wirklich von dem bierseligen Volk einer Karnevalssitzung? Sind das wirklich Gestalten, die qua Populismusvorwurf das Recht haben, sich moralisch und intellektuell als überlegen aufzuspielen? Und wiese ist eine ehemals als populistisch verschrieene Partei wie Die Grünen heute seriös? Sie vertritt doch immer noch die gleiche irrationale Ideologie. Ist sie deswegen heute seriös, weil es ihr gelungen ist, viel Porzellan zu zerschlagen?
Ist die Stimme für eine Partei eine bewusste Handlung? Oder wählt man SPD, weil das schon der Ururopa vor dem 1. Weltkrieg gemacht hat? Kennst du das Programm der Partei? Oder ist nur „Merkel – damit es weitergeht!“ hängen geblieben? Kannst du dich mit dem Programm wirklich identifizieren? Lehnst du eine andere Partei wirklich ab, weil dich das Programm abstößt? Bei einer der letzten Wahlen hätten sehr viele Leute eine bestimmte Partei gewählt, weil von 12 Punkten in deren Programm 10 ihre Meinung ausdrückte. Natürlich nur in einer Simulation und ohne vorherige Nennung der Partei, denn sonst hätte die NPD locker die 25%-Hürde gerissen.
Haben die Parteiprogramme irgendeine Bedeutung? Hast du mal kontrolliert, was nach den Wahlen davon übrig bleibt? Kann man alles, was an den Programmen und Versprechungen verraten wird, wirklich mit der Ausrede vom Koalitionszwang vom Tisch wischen? Oder wäre nicht alleine das ein Grund nicht, mehr wählen zu gehen, wenn nicht gar über eine andere Staatsform nachzudenken? Hast du das Gefühl, die Gewählten vertreten dich? Oder zumindest dein Land? Oder hast du eher den Eindruck, in den meisten Fällen sei das eigene Ego und das eigene Portemonaie den Leuten näher als du und das Land?
Warum wählst du neben der Partei eine bestimmte Person direkt? Weil die in der Partei ist? Oder weil eine andere in einer anderen Partei ist? Oder kennst du sie? Bist du sicher, dass du mit solchen Personen auch privat verkehren möchtest? Oder würdest du lieber auf solche Bekanntschaften verzichten? Hast du den Eindruck, dass die Leute sich um dich und deine Umgebung kümmern? Oder geht es ihnen eher um ihre Versorgung? Wer nicht auf der Parteilinie schwimmt, ist beim nächsten Mal vielleicht nicht dabei, und die Leute verdienen bis zum 5-fachen dessen, was die meisten ihrer Wähler bekommen, und da sind nur die offiziellen und legalen Einkünfte eingerechnet.
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