Zwei Begriffe, die ständig durcheinander gebracht werden, sind Datenschutz und Datensicherheit.
Datensicherheit lässt sich durch Verschlüsselung der Daten (wenn wir uns einmal auf diesen Zweck beschränken) oder wegsperren in nicht zugänglichen Bereichen erreichen, und dafür ist jeder, der seine Daten gesichert haben möchte, selbst zuständig.
Datenschutz hingegen bedeutet, dass Daten, über die man selbst keine vollständige Verfügungsgewalt hat, nicht von jedem verwendet werden dürfen, zumindest nicht offiziell. An einem Beispiel erläutert: wenn Sie Tagebuch führen und Ihre Aufzeichnungen sichern wollen, besitzt das Tagebuch eine abschließbare Schließe und wandert nach der Bearbeitung in einen Tresor. Datenschutz hingegen bedeutet, dass Sie das Tagebuch offen liegen lassen und alle hoch und heilig versprechen, nicht darin zu lesen, und sollten sie es doch tun, zumindest offiziell so tun, als wüssten sie von nichts.
Das Problem ist, dass Politik und Medien Datenschutz als Datensicherheit verkaufen, obwohl das Beispiel zeigt, dass dem nicht so ist. In vielen Bereichen ist Datenschutz sogar in der Richtung mutiert, dass Ihre Daten vor Ihnen geschützt sind, Sie also gar nicht mehr wissen, was über Sie gespeichert ist und was dort steht. Nehmen Sie beispielsweise die Schufa: dort speichern Banken und alle sonstigen Leute, die zahlendes Mitglied in der Schufa sind, Daten über Sie, und jeder, der auch Mitglied ist, kann diese Daten in vollem Umfang einsehen. Sie selbst haben dazu – gerichtlich bestätigt – kein Recht, also auch kein Kontrollrecht. Ihr Wohnungsvermieter kann eintragen „hat seine Miete nicht bezahlt“, und obwohl das vielleicht damit zu tun hat, dass die Wohnung zeitweise unbewohnbar war, gibt Ihnen die Bank keinen Kredit für eine neue Waschmaschine. Sie sind derjenige, vor dem Ihre Daten geschützt sind: Sie sind hier das Opfer.
Datenschutz im Sinne von Sicherheit durch unbefugte Nutzung fängt damit an, Daten eben nicht publik zu machen. Aber gerade der Staat, der am lautesten „Datenschutz“ schreit, zwingt den Bürger, alle möglichen Daten, die ihn wirklich nichts angehen, offen zu legen, und lässt obendrein noch ziemlich freizügig alle reinschauen. Aber wehe, jemand macht das nach!
Beispielsweise wird dieser Herr in den Medien gerne als Held des Datenschutzes gefeiert, weil er Google gezwungen hat, Daten über ihn zu löschen. Genauer draufgeschaut: der Mann hat Mist gebaut und wurde dafür verknackt, eine spanische Behörde hat diese Daten ganz offen ins Internet gestellt, und Google hat nichts anderes gemacht, als offiziell ganz öffentlich sichtbare Daten auszulesen. Trotzdem steht man nicht an, ausschließlich Google anzumachen. Einmal unabhängig von dem konkreten Fall möchte man sich vielleicht schlau machen, mit wem man Geschäfte macht, und einen Pleitegeier würde man vielleicht nicht gerade engagieren, um sein Vermögen verwalten zu lassen. Wer den Burschen von früher kennt, kann das vermeiden; Datenschutz bedeutet jedoch nun, dass die Scheiße sorgfältig kaschiert wird, damit jeder, der den Burschen nicht kennt, Gelegenheit hat, voll in den Haufen reinzulatschen: Entwaffnung der Opfer.
Das Geschrei, was Google und andere alles speichern, ist mehr als zweischneidig. Nehmen wir an, Peter behauptet, Karl hätte einen krankhaft langen Schwanz. Ist das jetzt eine absichtliche Beleidigung von Karl durch Peter (worauf die Meldung gelöscht werden sollte), oder möchte Karl nicht, dass das jemand weiß (worauf man löschen könnte oder auch nicht), oder verdient Karl sein Geld damit, öffentliche Vorführungen im Lassowerfen mit seinem Teil zu veranstalten (worauf ein Löschen geschäftsschädigend wäre)? Google stellt nur die Information dar, ohne sie zu bewerten. Man schlägt den Falschen.
Die EU hat Gesetze erlassen, nach denen Facebook die Daten der europäischen Nutzer auf EU-Servern zu speichern hat. Grund Datenschutz. In Wahrheit: Verarsche. Die Kontendaten und die Beiträge eines Nutzers könnte man in der EU speichern, aber was ist mit Kommentaren bei US-Nutzern oder anderswo? Oder deren Kommentaren bei EU-Nutzern? Und wenn diese die Nutzerdaten ansehen können (was sie tun, wenn sie mit jemand kommunizieren wollen), warum sollten sie sie nicht speichern? Also was ist gewonnen? Nichts! Im Gegenteil, die Nutzer haben bei diesem Schwachsinn obendrein verloren: „Die Daten sind geschützt“ wird teilweise sogar verbal als „die Daten sind sicher“ verkauft. Anstatt sich vorzusehen, was er da alles in Netz schreibt, lehnt sich der Nutzer beruhig zurück, weil seine Daten ja „sicher“ sind, und schreibt noch mehr Persönliches in das Netzwerk. Gerade das als Datenschutz auszugeben, ist eigentlich mentales Entwaffnen der Opfer.
Die angerichteten Schäden sind aber noch viel direkter: jemand verkratzt regelmäßig Autos, wirft Farbbeutel an Hauswände oder schmiert Hundekacke auf die Klingelknöpfe. Videoüberwachung wäre angesagt, um das Eigentum zu schützen, ist aber aus Datenschutzgründen verboten, und zwar selbst dann, wenn es sich nur um eine Attrappe handelt und derjenige, den das stört, das weiß. Juristisch kann man gegen den Datenschutz bereits dann verstoßen, wenn man gar keine Daten aufzeichnet. Jemand rammt ihr Auto oder drängelt sie von der Straße: eine Dashcam wäre hilfreich, deren Betrieb ist jedoch verboten und selbst, wenn zufällig etwas gefilmt sein sollte, ist das gerichtlich als Beweis unzulässig. Mit anderen Worten: trotz eindeutigen Beweises steht zum Schluss Aussage gegen Aussage, und es obliegt dem Gericht, wem es glaubt. Datenschutz = Entwaffung der Opfer.
Wenn Sie Pech haben, trifft es Sie noch schlimmer. Psychologisch ist bewiesen, dass Vorgänge, die länger zurück liegen, teilweise auf purer Einbildung beruhen. In einem Buch wird von einer Frau berichtet, die sich aufgrund ihrer Ängste einer psychologischen Behandlung einschließlich Hypnose unterzog, worauf ans Licht kam, dass sie jahrelang von ihrem Vater vergewaltigt wurde. Der stritt das ab, und die Sache schaukelte sich bis ins Gericht hoch. Bei der Beweisaufnahme kam allerdings heraus, dass die junge Frau noch Jungfrau war, also alles auf einer Einbildung beruhte, die sich das Gehirn lügendetektorsicher zusammengebaut hatte. Stellen Sie sich nun vor, Sie hätten vor mehr als 10 Jahren einen der dem NSU zugeordneten Anschläge gesehen und anschließend in einem anderen Stadtteil noch die Ankunft eines Zirkus beobachtet. Nun stehen Sie als Zeuge vor Gericht einem Verdächtigen gegenüber. Die Wahrscheinlichkeit ist nicht gerade klein, unter diesen Umständen auszusagen, den Verdächtigen dabei beobachtet zu haben, wie er auf einem weißen Elefanten reitend eine Bombe in die Dönerbude geworfen hat. Zeugenaussagen sind oft alles andere als verlässlich, und Polizeibeamte werden extra geschult, damit die Irrtümer minimiert werden. Neutrale Beweise wie Videoaufnahmen sind trotzdem aus Datenschutzgründen verboten. Wenn der Schuldige ins Loch wandert – was solls? Aber wenn Sie als Unschuldiger ins Loch wandern – und nach Forschungsergebnissen trifft was auf mehr als 1/3 aller Urteil zu – dürften Sie anders denken: Entwaffnung der Opfer.
Was soll man tun? Schwer zu sagen, aber erst einmal sollte jeder für seine Daten selbst verantwortlich sein und sich darüber bewusst werden, was er veröffentlicht und was nicht. Und zum zweiten sollte die unverantwortliche Datensammelwut des Staates abgestellt werden: Daten, die mit dem direkten Vorgang nichts zu tun haben, zu deren Abgabe man aber regelmäßig gezwungen wird, sollte weder angefordert werden noch abgegeben werden müssen. Heute wird man an die freiwillige Abgabe selbst sensibler Daten konditioniert: Entwaffnung der Opfer.
Was kann man mit den Daten eigentlich machen? Wer das wissen möchte, kann in meinen Büchern über die Geheimdienste stöbern. Aber Warnung! Das ist nichts für schwache Nerven. Welche Informationen die Behörden problemlos aus dem ganzen Wust herausfiltern können, dürfte selbst die erschrecken, die meinen, sich ein wenig auszukennen.