Saporischschja

ist ein Oblast im Süden der Ukraine und Standort des größten AKW des Kontinents. Im Rahmen der Kreigshandlungen haben die Russen das Kraftwerk unter ihre Kontrolle gebracht, die Ukrainer betrachten es aber nach wie vor als ihr Eigentum und möchten es zurück haben. Auch weil es eben für die Energieversorgung einige Bedeutung hat. So weit, so schlecht.

Direkt nach der Besetzung wurde das AKW aus Sicherheitsgründen abgeschaltet, weil sich die ukrainische Seite nicht vor Angriffen zurück halten konnte und die Russen keinen Bedarf hatten, das Kraftwerk wieder den Ukrainern zu überlassen, schon alleine deshalb, weil Energie einen der Motoren des Krieges darstellt, wie die wiederholten Angriffe der Russen auf die ukrainische Energieinfrastruktur zeigt. Von 10 Leitungen wurden im Rahmen der Kampfhandlungen 9 zerstört, die letzte blieb bis vor kurzem bestehen, weil sie die Kühlung (22 – 35 MWh/d) garantierte. Der Strom für die Kühlung kam aus der Ukraine, weil auf der russischen Seite keine Leitungen vorhanden waren und die ukrainische Armee in den letzten Jahren auch immer wieder ausprobierte, ob die Behälter tatsächlich widerstandsfähig sind (Artilleriebeschuss). Zudem wurde der Kachowka-Staudamm zerstört, der für die Kühlwasserversorgung wichtig war, wobei nach wie vor gestritten wird, wer das Ding gesprengt hat.

Kommen wir zum Aktuellen: die Ukraine hat die letzte Stromleitung gekappt, ob zerstört oder wie auch immer, sei einmal beiseite gelassen. Damit kann das AKW nicht mehr gekühlt werden, was zwar nicht zu einem Tschernobyl II führen würde (also keine explosive Freisetzung von Radioaktivität), aber zu einem Fukishima II, also einem Durchschmelzen der Kernbrennelemente und Durchbrennen bis in den Erdboden. Es sind zwar Sicherheitsmaßnahmen nach Tschernobyl weltweit ergriffen worden, die das erschweren, aber eben nur erschweren. Danach wäre das AKW auf jeden Fall ein Grab wie Tschernobyl und irgendwelche Energieversorgung für die Ukraine nach Rückgabe wäre Illusion.

Die Notstromversorgung läuft über Dieselaggregate und Russland versorgt das AKW täglich mit 40 – 60 to Dieselkraftstoff, die mit dem LKW herantransportiert werden, weil Versorgungsleitungen nach Osten weder existieren noch unter Kriegsbedingungen gebaut werden können. Die ukrainische Armee macht sich wiederum einen Spaß daraus, diese Konvois mit Artillerie und Drohnen unter Beschuss zu nehmen.

Verbrannte Erde? Die Region gehört zu den ukrainischen Landesteilen, in denen Referenden durchgeführt wurden und die von Russland nun als russisch angesehen werden. Das AKW würde folglich bei einem Waffenstillstand vorläufig bei Russland verbleiben. Formal wird es allerdings bis heute von der Ukraine betrieben, d.h. auch das Personal vor Ort sind Ukrainer. Wenn die Ukraine nun anscheinend bewusst auf eine unwiderrufliche Zerstörung des AKW hinarbeitet, kann man das auch so verstehen, dass sie sich im Hinterkopf mit der Gebietsabgabe abgefunden haben und der russischen Seite nur Ruinen hinterlassen will.

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