Das Ende der Archive (?)

Im Zeitalter des Internets ist es ziemlich einfach, auf Archivwissen zuzugreifen. Man muss nur die passenden Suchbegriffe eingeben und bekommt zum Thema sehr viele Informationen.

Wir müssen diese Aussage korrigieren: im Zeitalter des Internets ist es ziemlich einfach, auf Archivwissen bestimmter Quellen zuzugreifen. Man muss nur die passenden Suchbegriffe eingeben und bekommt zum Thema sehr viele Informationen, allerdings nicht aus allen Quellen, die man sich wünscht.

Wenn man sich beispielsweise zum Ukraine-Konflikt informieren will, erhält man über die Suchmaschinen ausschließlich die westliche Sicht auf die Ereignisse. Viele Fakten werden ganz einfach weggelassen. Bei den Landeszentralen für politische Bildung gibt es längere Darstellungen, die nicht nur einseitig sind, sondern zum Teil auch glatte Lügen. Selbst deutsche Medien haben anders berichtet als das heute dargestellt wird.

Trotzdem müssen wir die Aussagen noch ein zweites Mal korrigieren: im Zeitalter des Internets ist es ziemlich einfach, auf aktuelles Archivwissen bestimmter Quellen zuzugreifen. Man muss nur die passenden Suchbegriffe eingeben und bekommt zum Thema sehr viele Informationen, allerdings muss das aktuelle Archivwissen nicht mit dem übereinstimmen, was man vor einiger Zeit zu dem Thema bekam, und auch nicht mit dem, was man in ein paar Jahren zu dem Thema bekommt.

Bei fast allen Quellen, allen voran i.d.R. ARD und ZDF, sind Archive inzwischen äußerst volatil. Was auf Papier nicht möglich ist – gedruckt ist gedruckt – ist elektronisch sehr einfach möglich: man kann Informationen löschen, verändern oder ganz einfach erfinden. Und alle machen in großem Umfang Gebrauch davon. War es früher nicht ganz einfach, an Archivinformationen heranzukommen – man musst schon in eine Bibliothek gehen und die vorhandenen Bestände durchsuchen, ist es heute sehr einfach, angefälschte Informationen zu gelangen. Die Folge davon ist: wer sich nicht genau erinnern kann, muss mit der Fälschung leben; wer sich genau erinnern kann, läuft Gefahr, juristisch über den Tisch gezogen zu werden, weil er seine Erinnerungen nicht mehr nachweisen kann.

Nebenbei: häufig ist es auch nicht ganz einfach, an die Informationen heran zu kommen, von denen man weiß, dass sie da sind. Die Suchmaschinen der Webseiten sind in der Regel nicht besonders intelligent und man kann zum Teil Stunden mit der Sichtung von Einträgen, die überhaupt nichts mit dem Thema zu tun haben, verbringen, ohne weiter zu kommen.

Was tun? Wer gerne längerfristig auf Informationen zurück greifen möchte, sollte sich selbst ein Archiv zulegen. Das ist gar nicht mal kompliziert. Dazu legt man auf seiner Festplatte zunächst einen Ordner Archiv an. Je nach Ordnungssystem kann man nun weitere Unterordner anlegen, die Beiträge zu bestimmten Themen beinhalten sollen oder chronologisch nach Jahren/Monaten Daten erfassen. Findet man nun einen interessanten Artikel, beispielsweise:

so speichert man den einfach ab. Der Browser bietet dazu im Menü die Option „Seite speichern“ an, und wenn man den Artikel unter 2024 abspeichert, findet man dort eine HTML-Datei und einen Ordner:

Der Trick bei der Sache ist nun, dass man den Artikel in seinem Archiv nicht nur schnell wiederfindet, sondern in durch Anklicken der HTML-Datei auch im Browser öffnen kann. Die meisten notwendigen Zusatzinformationen sind im zugehörigen Ordner vorhanden und aus dem Internet muss im Grunde nichts dazu geladen werden (was recht hilfreich ist, wenn da inzwischen etwas gelöscht wurde).

Ist man später mir der Übersichtlichkeit etwas unzufrieden, weil sich in einem Ordner sehr viele Artikel ansammeln, ist es kein großer Akt, weitere Unterverzeichnisse einzufügen (beispielsweise einen Unterordnet „NATO“) und die HTML-Datei mitsamt des Ordners in dieses neue Verzeichnis zu verschieben oder zu kopieren. Und wenn man jemand anderen mit dem Artikel beglücken will, genügt ein ZIP-Archiv, das man per Email versendet. Wenn das noch nicht genügt, kann man sich auch Programme wie searchmonkey zulegen, die den gesamten Archivbaum samt den Dateien nach bestimmten Stichworten durchsuchen können.

Fazit: wenn die anderen betrügen, machen wir uns unsere Archive eben selbst!