Windkraft ./. Biodiversität

Als ich vor etwas mehr als 25 Jahren hier (Ostfriesland) hinzog, gab es im Watt Austernfischerschwärme, die zu 10.000-den zählten. In diesem Jahr habe ich noch nicht einen gesehen. Regenpfeiferschwärme spielten „wandernde schwarze Wolken“, heute hat man schon Probleme, selbst mit einem guten Fernglas auch nur einzelne zu entdecken. Ähnliches gilt für Kiebitze und alle möglichen Arten von Watvögeln. Von den vielen Entenarten ist heute nur die Stockente geblieben, und selbst die ist selten geworden.¹⁾ Ringel- und Nonnengänse sind ebenfalls fast verschwunden, lediglich die Graugänse haben etwas zugelegt, ohne allerdings die alten Populationsdichte zu erreichen.

Wer als Tourist eine der verstreuten Beobachtungshütten aufsucht, kann dort Bilder von Arten bewundern, die er beim Blick durch die Beobachtungsluken nicht findet. Vögel sind gegenüber früher relativ rar geworden. Lediglich Möwen (auch die weniger) und die Kulturfolger Krähen haben sich gehalten. Selbst Singvögel im Garten werden deutlich weniger.

Machen dann „kundige Umweltschützer“ gerne irgendwelchen ominösen Vogelgrippen oder Agrarchemie²⁾ verantwortlich, wird der eigentliche Täter gerne übersehen: die in den Jahren aus dem Boden geschossenen Windfarmen. Zu Beginn gab es nur einzelne, die von irgendwelchen Bauern oder dem Versorger zu Testzwecken betrieben wurden und die nicht weiter störten, heute kann man in keine Richtung schauen, ohne nicht gleich einen Wald solcher Anlagen zu sehen.

Windkraftanlagen bedürfen eines hohen technischen Aufwands wie Verkabelung und Steuertechnik, so dass es sinnvoll ist, sie nicht einzeln zu setzen, sondern in ganzen synchronisiert arbeitenden Rudeln. Dass die „Rudel“ so dicht werden, dass sich die Anlagen gegenseitig den Wind wegnehmen und die hinteren nicht mal die Hälfte der Leistung der vorderen haben, interessiert grüne Ingenieure herzlich wenig.

In Bezug auf Vögel wirken die Anlagen nicht durch Vogelschlag. Der ist eher zu vernachlässigen. Der Hauptstörfaktor ist Lärm.

Lärm: Grundlagen

„Lärm? So laut sind die doch nicht!“ wird vielleicht der eine oder andere anmerken. Tatsächlich liegen die Lärmpegel von Windkraftanlagen im Bereich bis zu 180 dB(A) (!!!) Allerdings spielt sich das im Infraschallbereich ab, den Menschen nicht direkt wahrnehmen. Indirekt schon, wie viele medizinische Untersuchungen belegen. Ein einzelner Windmast verläuft sich trotzdem in der Landschaft, eine ganze Windfarm aus Dutzenden solcher Geräte in geringem Abstand stellt aber schon eine ziemliche Lärmquelle dar. Für einen Vogel hört sich das an wie ein schwerer Gewittersturm (der hat ein vergleichbares Klangspektrum) und um den macht ein Vogel, wenn er nicht gerade lebensmüde ist, lieber einen weiten Bogen. Fliegt also ein Schwarm auf die Küste zu, dröhnt es von dort „GEWITTER! UNWETTER! ORKAN!“ und der Schwarm dreht ab. Der Windkraftwahnsinn hat also die Vögel nicht direkt vernichtet, aber wirksam vertrieben. Vielen Dank, liebe Grüne!

Bei Singvögeln, insbesondere Insektenfressern, kommt als zweiter Faktor die Reduzierung der Nahrungsquelle hinzu. Schwebfliegen, Schmetterlinge, Käfer – außer den unvermeidlichen Schmeissfliegen und Mücken sind viele Insekten ebenfalls rar geworden, diesmal aber durch direkte Vernichtung durch die Windfarmen. Nachts pflegen die Insekten in die Höhe zu steigen, was man gut an den Nachtjägern, den Fledermäusen, beobachten kann: jagen die zunächst in Bodennähe, steigen sie mit fortschreitender Nacht in größere Höhen auf, weil ihre Beute das auch macht.

Aber wehe, so ein Insektenschwarm gerät in einen Windpark. Der filtert die Insekten wirksam aus der Luft, da ein Flügelkreis nach dem anderen passiert werden muss. Der Insektenschlag war teilweise so enorm, dass der Beruf des „Windkraftanlagenflügelreinigers“ entstand: die aus der Luft geschlagenen Insekten beeinflussten die Strömungseigenschaften der Flügel. Inzwischen schrumpft das Problem, da gar nicht mehr genügend viele Insekten da sind.

Mit den Insekten verschwinden aber auch die Jäger wie Fliegenschnäpper u.a. Und nicht nur die: Spring- und Jagdspinnen (Wolfsspinnen, Rennspinnen, Hausspinnen außer Zitterspinnen) sind ebenfalls mehr oder weniger verschwunden und selbst die die Luft filternden Radnetzspinnen haben in der Population abgenommen. War früher bei der Obsternte fast jeder zweite Apfel oder jede zweite Pflaume bewohnt, kann man heute 10 pflücken, bis man auf eine nicht vegane Frucht stößt.

Es wird immer viel über den Erhalt der Biodiversität geschwafelt, aber niemand macht mehr für ihre Beseitigung als der grüne Windkaftwahn. Der im Übrigen nicht funktionieren kann: derzeit gibt es ca. 30.000 Windräder in Schland und grüne Ingenieure rechnen vor, dass man mit 180.000 tatsächlich den Strombedarf stemmen könnte. Dabei ist es bereits heute so, dass eine neue 5 MW-Anlage bestenfalls 2 MW liefern kann, weil die Energie schon von den anderen abgesaugt wurde. 10.000 – 15.000 Anlagen weiter wird eine weitere Anlage allenfalls ein paar Watt für den Betrieb einer Glühlampe liefern.

Grünes Gedankengut ist die beste Garantie dafür, dass es eine Biodiversität nicht mehr gibt. Für die Natur sind die Grünen schlimmer als Pest, Cholera, Typhus und einige andere Seuchen zusammen für den Menschen.


¹⁾ Es konnte durchaus passieren, dass im Frühjahr eine Ente mit einem Erpel im Schlepptau in die Küche marschierte, wenn die Türen offen waren, und nach kurzer Inspektion wieder nach draußen verschwand.

²⁾ Der Einsatz hat aufgrund neuer Techniken und höherer Preise sogar abgenommen.