Fürchtet euch nicht!

Ein Kommentar von Dr. Josef Thoma, Berlin

Warum ich stets eine Zahnbürste bei mir trage? Nun ja: Vaclav Havel, der von den tschechoslowakischen Kommunisten jahrelang verfolgte Dissident und spätere erst Staatspräsident Tschechiens hatte auch immer eine bei sich da er jede Minute damit rechnen mußte, wieder einmal auf offener Straße verhaftet und eingesperrt zu werden. Insgesamt 5 Jahre verbrachte er in kommunistischen Gefängnissen.

Eine elektrische Zahnbürste scheint mir allerdings nicht ratsam seitdem in letzter Zeit unvermittelt explodierende Pager und Mobiltelephone unliebsame Mitbürger in Stücke reißen. Eigentlich ist das ein abscheuliches Verbrechen, außer pro-westliche Geheimdienste tun es. Dann ist es legal und dient dazu, die freiheitlich demokratische Ordnung in nah und fern zu schützen.

Wobei wir schon beim Thema sind.

Nachdem das Volk der Bundesländer sich in rasender Eile von den Altparteien abwendet und die AfD sich auch noch im letzten Mauseloch ausbreitet, rüsten nun die verbliebenen Mäuse zur Gegenwehr: wenn nämlich das Zebra angesichts des Löwen, das Plankton vor dem Wal, die Maus vor der Katze unrettbar verloren scheinen, hilft nur noch eins: Das Zebra läßt den Löwen, das Plankton den Wal und die Maus läßt die Katze verbieten.

Dann schleichen Löwe, Wal und Katze mit eingezogenem Schwanz bzw. Flosse schuldbewußt davon und schämen sich. So läuft das in der Natur wie jedem Schulkind in Nordrhein-Westfalen bekannt ist.

Man muß nur die rechte Behörde finden, die das Verbot ausspricht.

Im „Deutschland der letzten Tage“, so der Name der regierenden Sekte, geht das so: man gibt einer nachgeordneten Behörde den Auftrag, rechtzeitig vor den drohenden Wahlen ein Gutachten zu erstellen, in das man schreiben läßt, wie sehr man sich durch das eigene Volk bedroht sieht.

Ja und dann läuft man zu einem Gericht, dessen Richter man sich vorher u.a. in der eigenen Bundestagsfraktion ausgesucht hat. Von da an läuft alles wie geschmiert. Das Schwierigste dabei sind aber nicht die halsbrecherischen juristischen Verrenkungen oder das Durchwaten geistiger Untiefen. Das Schwierigste ist, dabei noch ein ernstes Gesicht zu machen…

Und was ist, wenn der politische Wind sich plötzlich dreht? Die Mühe, sich das vorzustellen können Sie sich sparen: schauen Sie einfach in die Vergangenheit:

Der wohl berühmteste Verfassungsfeind, der jüdische Prophet und Religionsgründer Jesus von Nazareth wurde z.B. von seinen eigenen Glaubensgenossen ans Kreuz geliefert übrigens weil er letztere allzusehr an ihrer eigenen Glaubensverfassung gemessen hatte. Nicht lange danach stieg er zum Leitbild einer der größten Kirchengemeinschaften auf.

Martin Luther hatte mehr Glück als Verstand, als er nach dem Wormser Reichstag auf die Wartburg verschleppt wurde und so gerade noch den Verfassungshäschern des Kaisers entkam. Gerade vor einer Woche habe ich ein Orgelkonzert zu seinen Ehren in einer nach ihm benannten Kirche besucht.

Und der Dominikanermönch Bruno Giordano erst: Der wurde von der päpstlichen Inquisition im Jahr 1600 auf dem Scheiterhaufen verbrannt weil er die herrschende Verfassung mit der ketzerischen Aussage, die Erde sei nicht das Zentrum der Welt, gefährdet hatte. Jetzt geht es ihm aber dem Vernehmen nach wieder besser, da ein späterer Papst nach langen Konsultationen herausgefunden hat, daß Bruno Gordano doch recht hatte.

Fabian von Schlabrendorf, als Mitverantwortlicher eines mißlückten Attentatsversuch auf Adolf Hitler von der Gestapo schwer gefoltert, nur durch einen glücklichen Zufall dem Schafott entronnen, war nach dem Krieg Richter am Bundesverfassungsgericht und darf als Lichtblick des seit der Post-Nazi-Zeit und der Corona-Diktatur arg ramponierten Ansehens dieses Gerichts gelten.

Oder nicht zuletzt Hans-Georg Maaßen, langjähriger Präsident des Verfassungsschutzes, der nun von seinem eigenen Nachfolger Haldenwang selbst als Verfassungsfeind verfolgt wird. Wahrscheinlich so lange bis Maaßen als Vorsitzender einer Partei vielleicht irgendwann einmal mitregiert und Thomas Haldenwang wiederum dann nur noch auf eine allgemeine Amnestie hoffen kann.

Was lernen wir daraus: Die Ethik einer Regierung, ja der Politik insgesamt, ist kurzlebig, heuchlerisch und dient in erster Linie dem Machterhalt der jeweils Regierenden. Die jeweiligen Machthaber schaffen sich die Institutionen, auf deren Gutachten und Urteile sie sich berufen, weitgehend selbst. Ihre Herrlichkeit mitsamt ihrer oft aufgeblasenen, oftmals aus dem Nichts nach oben gespülten, bis zur Lächerlichkeit Wichtigkeit und Bedeutung mimenden Funktionsträger vergeht ebenso schnell wie sie gekommen ist.

Sich vor denen zu fürchten würde ihnen denn doch zu viel der Ehre antun.

Deshalb, liebe Zuhörer: Fürchten Sie sie sich nicht mehr!

Verlassen Sie sich lieber auf ihren eigenen Verstand und ihr eigenes Gewissen. Die währen auf jeden Fall länger als eine Legislaturperiode oder eine Präsidentenamtszeit.

Ach – fast hätt ich‘s vergessen: Sie wollten ja wissen, was ich von dem Verbotsantrag der AFD und den ihm zugrundeliegenden „Gutachten“ halte.

Ich bin gerade dabei , ihn zu lesen. [Bild von einem Klohäuschen mit Herz] Noch hab ich ihn vor mir. Gleich werd ich ihn hinter mir haben…