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Psychiater warnt: Kindern fehlt Selbststeuerung – und Empathie
warnt der Autor vor gravierenden Problemen infolge falscher Maßstäbe bei der Erziehung. Und prognostiziert eine psychische Zeitbombe, wenn die Kids erwachsen werden. Vom Prinzip her völlig korrekt, doch die Zeitbombe ist längst explodiert.
Sehr geehrter Herr Dr. Kuhn,
was Sie da beschreiben, ist völlig korrekt, doch in einem irren Sie: Ihre Zukunftsbefürchtungen sind schon längst eingetreten und Sie können live studieren, wie richtig Sie liegen.
Die Gesellschaft ist längst wie eine Ziebel organisiert: Schicht um Schicht wird jede Ebene von den Folgen dessen isoliert, was sie anrichtet. Der innerste Kern, die Führungsschicht, ist völlig empathielos und lebt in ihrer eigenen heilen Welt, ohne wahr zu nehmen, was sie drei Schalen weiter draußen anrichtet. Sie ist völlig mimosenhaft und reagiert selbst auf harmlose Kritik mit völlig überzogenen Strafanzeigen und Gerichtsverfahren, ja, macht sogar ein Geschäft daraus. Und sie ist völlig unfähig, mit anderen zu kommunizieren – Stichwort Brandmauer – was selbst dann gilt, wenn man die gleichen Ideen hat. Die Angst, später auf einen Konflikt zu stoßen, ist zu groß, um selbst Übereinstimmungen zu akzeptieren.
Die Empathielosigkeit schlägt in der nächsten Schale ins Antisoziale um, wenn Staatjuristen und Beamte Gesetze Gesetze sein lassen und nach Ideologie agieren und verordnen. Auch diese Schicht wird nicht mit den Folgen direkt konfrontiert, freut sich aber schon diebisch über die Vorstellung, was sie anrichten, und zieht Lustgewinn daraus, wie beispielsweise die feixenden Göttinger Staatsanwälte belegen.
Durchweg antisozial wird die Empathielosigkeit in den folgenden Schichten der Zwiebel. Hier sitzen vorzugsweise Leute, die ausführen, aber nicht entscheiden. Sie werden letztlich nicht mit den Folgen der eigenen Entscheidungen konfrontiert, sondern mit den Folgen der Entscheidungen der Schichten weiter innen. Sie führen nur aus, emotionslos und empathielos. Und es mag sogar durchaus mit eine Rolle spielen, dass sie mit dem, was sie letztlich auf Befehl anrichten, ihren Frust über die eigene Bedeutungslosigkeit, ihre gesellschaftliche Wurmrolle, überspielen.
Und muss man sich letztendlich noch wundern, wenn die äußere Schicht, die das alles ausbaden muss, ihr Heil auch in der Flucht in die Empathielosigkeit sucht? Die ebenfalls Konflikte verweigert, weil ihr der Erfolg dieser Strategie vorgelebt wird?
Das gemeinsame Prinzip hinter allem: niemand trägt irgendeine Art von Verantwortung. Niemand muss für das gerade stehen, was er veranlasst. Jeder macht freudig mit, wenn er den Tritt, den er von innen bekommt, nach außen weiterreichen kann. Jeder macht weiter mit, wenn es zwar seinen Nebenmann erwischt, er aber selbst noch mal davon gekommen ist. „Und geht es doch gut!“ – willkommen in der heilen Welt, die Sie befürchten, die aber schon längst Realtät ist.
Mit den besten Grüßen