Krieg mal anders

Ich gewinne langsam den Eindruck, dass Typen wie Charles Manson oder Dieter Kürten hinsichtlich der Taten eher der Normalfall sind und sich nicht eine „unerklärliche Mordlust“ in ihnen entwickelt hat, sondern lediglich die normalen Kontrollmechanismen, die vor den Konsequenzen warnen, versagt haben. Oder anders gesagt: der Trieb, andere zu quälen und zu ermorden, ist anscheinend in der ganzen biologischen Gruppe, zu der der Mensch gehört, deutlich ausgeprägt und kommt um so mehr zum Tragen, je weniger die Umgebung das begrenzt. ¹⁾

Die derzeitige und sich immer weiter steigernde Kriegslust in der EU ist ein Ausdruck dafür. Noch 2021 konnte man beispielsweise Motorradreisen buchen, die von Österreich über die Ukraine bis zum roten Platz in Moskau und wieder in Richtung Polen führten, heute lebt schon gefährlich, wer eine Ural des Typs Stalin-Leninson fährt.

Da heute ja ohnehin fast alles virtuell ist und die Kriegstreiber die sind, die auch nicht hingehen, stellt sich die Frage, ob den Krieg nicht einfach Virtualisieren kann. Neutral betrachtet – was am Konflikt zwischen Indien und Pakistan der Fall ist, in den Deutschland merkwürdigerweise keine Vernichtungsfantasien einbringt – kann jeder behaupten, was er will, und in einem abgeschotteten Büro tausende von Kilometern entfernt sitzen (mit Pizza- und Dönerdiensten) gut vernetzte Experten, die sich daraus das zusammen reimen, was sich gerade auf einem ganz anderen Kriegsschauplatz abspielt.

Nehmen wie also die Letzteren, könnten diese ja auch über irgendeinen Krieg zwischen Bodokudien und Kanietverstaan berichten. Da heute kaum noch einer weiß, wo Australien liegt und viele beim Autokennzeichen BOR meinen, der Fahrer komme von der Insel Borkum, die bekanntlich im Bodensee liegt, kann man den Leuten doch erzählen, was man will. Beispielsweise dass da heftige Panzergefechte stattfinden

die bereits in der Vergangenheit sehr verlustreich waren

Auch die Verluste an Soldaten sind natürlich hoch

Viele Zivilgebiete sind betroffen

und die Flüchtlingsnot ist enorm

Solche Meldungen lassen sich schnell und nachhaltig Bebildern, so dass es jeder Bekloppte, der immer noch ARD und ZDF schaut (Markenkennzeichen: Lügner, die noch lügen, wenn sie Lügen erzählen), auch ungeprüft glauben kann. Alle wären gut bedient: die Kriegshetzer, die ohnehin nicht dabei sind, können zufrieden sein, wenn sie ihren Leuten einen gehörigen Schock verpasst haben, die Bodokuder und Kanietverstaaner sind alle tot und alle anderen dürfen sich gruseln. Win-win-win-Situation.

Wem die Bilder so noch nicht ausdrucksstark genug sind: LoRA, Teilmodelle der KI-Modelle, kann man in wenigen Tagen auf jede beliebige Gräueltat trainieren und wer mir eine Nvidia H100 spendiert, bekommt die Bilder auch in höchster Qualität und Auflösung. Blut und Leichenteile werden geradezu vom Bildschirm herunter flutschen, passend zum gesunden Müsli-Frühstück mit Kaffee aus geröstetem Tofu. Wäre das nicht ein wesentlich bessere Möglichkeit, Kriege zu führen als die Leute „in echt“ irgendwo verrecken zu lassen?


¹⁾ Wenn man es wissenschaftlich haben will: ein komplizierter Wettstreit zwischen Adrenalin, Noradrenalin, Cortisol, Oxytocin u.a. auf der einen Seite, die durch Umgebungsreize kontrolliert werden, und Dopamin auf der anderen Seite, das ein unbegrenzter Suchtpotential besitzt.

²⁾ Alle Bilder KI-erzeugt. Wer will, kann aus den PNG-Dateien die Prompts und Modelle extrahieren