Berichten aus der Güllegrube

Wenn man zu aktuellen Themen schreibt, wird das meiste naturgegeben kritisch sein. Über positive Begebenheiten, beispielsweise dass 34.721 Fahrzeuge eine Kreuzung ohne Unfall passiert haben, freut man sich besser im Geheimen als andere Leute damit zu langweilen, die sich dann kritischere Berichte später nicht mehr durchlesen.

Aber selbst der heimliche Grund zur Freude wird immer mehr zur Mangelware oder fast schon zum Unfall. Dieses Land ist seit einiger Zeit absolut vergleichbar mit einer Güllegrube: egal, wohin man fasst, man packt in Scheiße. Und wenn man doch mal was anderes erwischt, ist es eine verfaulende Ratte, die vor einiger Zeit in der Gülle ersoffen ist.

Ich bin versucht, einen Preis für denjenigen auszuloben, der mir einen Bereich in diesem Land nennt, in dem nicht der völlige Wahnsinn tobt, und zwar gleich ein Wahnsinn der gemeingefährlichen Art. Gibt es irgendwo ein (politisch initiiertes) Projekt, das nicht von vornherein ersichtlich oder berechenbar das genaue Gegenteil dessen bewirkt, für das es vorgeblich vorgesehen ist? Völlig egal, auf welchem Gebiet, irgendeines? Gibt es irgendein Projekt, in dem nicht die widersinnigste und teuerste denkbare Variante, die mit Sicherheit nicht zum Ziel führt, mit Unmengen an nicht vorhandenem Geld gefördert wird? Und gibt es irgendein Projekt, bei dem Kosten und Zeit nicht um ein mehrfaches überzogen werden und das anschließend allenfalls rudimentär funktioniert, aber auch nicht ein Jota mehr?

Und vieles ist nicht nur gemeingefährlicher Wahnsinn, sondern endet auch in Massenmord. Da sind jede Menge Kriege, in die Unmengen an (ebenfalls nicht vorhandenem) Geld investiert werden und in denen Hunderttausende umkommen, die eigentlich nur in Ruhe leben wollen. Und noch viel mehr Menschen verhungern irgendwo auf der Welt an den Folgen dieser Segnungen der „westlichen Werte“, die mit Kriegen, Embargos, Zöllen, Medikamenten, Waffen und Subventionen in andere Länder getragen werden. Und von denen, die nicht verhungern, kommen viele auf ihrer Flucht vor diesen Zuständen um oder landen in sozialen Zuständen, in denen der Tod möglicherweise die gnädigere Lösung gewesen wäre. „Westliche Werte“ – schon es auszusprechen ist ein Grund, sich gründlich die Zähne zu putzen.

Gibt es irgendeinen Politiker, Journalisten, Verbandsvertreter oder Unternehmer des Mainstreams, der nicht diesen menschen- und naturverachtenden satanischen Irrsinn befeuert? Der noch irgendeinen Rest an Intelligenz aufweist, der es ihm ermöglicht, rationalen Argumenten in irgendeiner Form zu folgen? Dem es gelingt, auch nur einen Halbsatz ohne mindestens drei bis vier Widersprüche zu formulieren? Der sich nicht ausschließlich an der eigenen Bereicherung orientiert, sondern an den Aufgaben, für die er bestellt ist? Oder kurz gefragt: der nicht den Rest seines Lebens in einer geschlossenen Anstalt oder im Knast verbringen sollte, ohne Aussicht auf Entlassung, um nicht weiter den Menschen zu schaden?

Wenn man aus diesem Land berichtet – und für viele andere Länder insbesondere der sogenannten „westlichen Wertegemeinschaft“ dürfte das auch gelten – sind das Berichte aus der Güllegrube. Möglicherweise demnächst auch Berichte aus der Hölle, oder, auf die Realität übersetzt, aus dem Gulag, in den in absehbarer Zeit jeder verfrachtet wird, der auch nur die leiseste Kritik äußert. Oder aus einer neuen Version der Steinzeit, auf die inzwischen fast alles hinausläuft.

Steinzeit? In diesem Staatenverbund der aufblühenden Wirtschaft? Der einen Krieg mit Russland anfängt und als erstes alle Energieströme kappt, ohne eigene Ressourcen zu besitzen oder zu nutzen? Der andere Länder so vor den Kopf stößt, dass die auch keine Geschäfte mehr mit ihm machen wollen? Der sich ohne die Macht, auch nur einen Sack Reis umzuwerfen, in die inneren Angelegenheiten Chinas einmischt, um auch die zu verprellen? Und der sich nun auch noch auf einen Subventionskrieg mit den USA einlässt, was an sich gerechtfertigt ist, aber ohne den anderen Quatsch abzublasen? Ein Staatenverbund, der nichts kann und nichts weiß und nichts schafft und täglich so kläglich scheitert, dass er das noch nicht mal hinter der eigenen weit aufgerissenen großen Fresse verstecken kann?

Muss das so sein?