Die 15-Minuten-Stadt

Das Konzept besagt, dass im Interesse der Umwelt alles, was der Mensch zu einem gesunden Leben braucht, innerhalb von 15 Minuten fußläufig um die Wohnung herum zu erreichen ist. Die Frage ist, welche Art von Leben damit gemeint ist.

Heute erreiche ich vieles bereits innerhalb von 5 Sekunden. Das ist die Zeit, die der Weg zum PC benötigt, um anschließend bei Amazon oder einem anderen Internetanbieter ein Produkt zu ordern. Länger dauert schon der Weg zu den Nahrungsmitteln: 10 Min bis Rewe, aber schon 25 Min. bis Aldi, Lidl oder Combi. Aber ich lebe hier auch in der Hauptstadt der Gemeinde: aus den äußeren Dörfern braucht man schon mal 10 Min. mit dem Auto. Können die Konzerne es schaffen, das Netz so zu erweitern, dass jeder in 15 Minuten in einer größeren Stadt eine Filiale erreicht?

Noch ganz gut verteilt sind Hausarztpraxen, auch wenn es auf dem Land inzwischen eng wird. Dünner wird es vermutlich schon bei den Apotheken und Fachärzte siedelt man inzwischen in Ärztehäusern in der Nähe von Krankenhäusern an. 15 Minuten zu Fuß zum nächsten Krankenhaus? Die Tendenz hier auf dem Land geht eher in Richtung 25 Min. mit Blaulicht und vollem Lalülala.

Manchmal geht auch was kaputt. Ein voll sortierter Baumarkt sollte daher in 15 Min. zu Fuß erreichbar sein. Nebst einem guten Sackkarrenservice, um 150 kg Fliesen nebst Kleber und Fugenzeug auch die 15 Min. wieder zurück nach Hause zu schaffen.

Zu einem gesunden Leben gehören aber auch Freizeiteinrichtungen. Für den einen bedeutet das ein Bundesligastadion in max. 15 Fußminuten, für den anderen ein Freibad, wobei hier das nahe gelegene Krankenhaus inzwischen besonders wichtig wird. Mir wäre beispielsweise ein naturnaher Wald mit mindestens 5 km² Größe (besser mehr) sehr genehm, und damit man auch mal etwas anderes sieht, muss man sowohl den Hauptbahnhof mit ICE-Anschluss sowie einen internationalen Flughafen in 15 Min erreichen können. Allerdings muss die Wohnung absolut ruhig gelegen sein.

Ich weiß zwar nicht, wie das alles zu realisieren wäre, aber die Idee an sich scheint gut zu sein. Ich befürchte aber, dass das, was ich unter „leben“ verstehe, nicht so ganz mit dem Begriff koinzidiert, den die Idioten hinter den Plänen im Sinn haben.