Durchgerechnet?

Vielleicht gibt es ja Leute, die tatsächlich noch einen Überblick haben und sagen können, wann hier das Licht ausgeht. In den Behörden sitzen die aber sicher nicht. Ich zähle nur mal auf:

(1) Die Gasspeicher waren angeblich zu 100% gefüllt. Wobei aber schon verschwiegen wurde, dass die Kapazität in 2022 nicht unerheblich nach unten korrigiert werden musste, weil man die Geologie falsch eingeschätzt hatte (vermutlich waren sie nur deshalb voll geworden).

(2) Es wird erheblich mehr Gas zur Verstromung benötigt, da alle möglichen anderen Kraftwerke still gelegt wurden (und weiter stillgelegt werden sollen). Northstream II wurde genau wegen des gestiegenen Bedarfs gebaut, ist aber nie in Betrieb gegangen.

(3) Die LNG-Lieferungen können nach den Ausbau-Plänen ca. 1/3 des Northstream I – Gases ersetzen, allerdings erst ab 2025. Die liefert aber nichts mehr, genauso wie die Druschba-Pipeline, die von den Polen abgeschaltet wurde. Jamal liefert nur noch nach Südosteuropa. Fazit: hier kommt derzeit außer ein paar Klecker-LNG-Ladungen nichts an.

(4) Die Kohlekraftwerke sollen wieder produzieren. Das können aber nur die, die derzeit auch in Betrieb sind. Reserve-Kraftwerke müssen erst wieder angefahren werden und Kohle aus dem Ausland bekommen, wobei auch hier Russland, das bislang 1/3 geliefert hat, ausfällt. Das Anfahren dürfte – wenn überhaupt – nicht allzu zügig funktionieren, d.h. wohl auch erst wieder eine Produktion in vollem Umfang, wenn 2023 weitgehend vorbei ist.

(5) Die Gasspeicher waren auch sonst am Ende des Winter weitgehend leer, OBWOHL die Gaspipelines durchgängig lieferten. Jetzt kommt kein neues Gas mehr rein, d.h. sie werden noch schneller leer.

(6) Wenn das Gas knapp wird und die Stromprodukion aus Gas gedrosselt wird, um Gas für die Heizung zu haben, laufen aufgrund der Blackouts die Heizungen auch nicht.


Mir kommt das so vor wie der Eigenheimbesitzer, der bei OBI noch 20kg Briketts bekommen hat und nun der Familie stolz verkündet „Heizung und Warmwasser sind bis Mai gesichert!„. Ich glaube nicht nur nicht, dass in der Bundesregierung die Zusammenhänge durchgerechnet sind, ich glaube noch nicht mal, dass in dem ganzen Haufen in Summe soviel intellektuelles Kapital zusammenkommt, dass die Zusammenhänge überhaupt begriffen werden können.

Laut Habeck werden die Gaspreise in 2023 weiter steigen. Vielleicht erklärt mal jemand den Hohlbirnen, dass das so ähnlich funktioniert wie bei den Wirbelwillis auf der Wiese: ohne Wind liefern auch 300.000 Anlagen mehr keinen Strom – und ohne Gas ist es völlig egal, ob der cbm 3 ct oder 27.431 € kostet.

Eigentlich müsste die Bundesregierung soviele Minister haben wie das London Symphony Orchestra Musiker hat. Nur dann ließe sich die vorhandene Blödheit und Inkompetenz halbwegs aufteilen.