Viel geschmäht, ohne auf den Inhalt einzugehen, ist eine Studie von Roland Wiesendanger von der Uni Hamburg zum Thema „woher kommt das Virus“. Wiesendanger geht den verschiedenen Thesen nach, von einer tierischen Herkunft über einen Laborunfall bis hin zu einem Designervirus.
Es handelt sich um eine Metastudie, d.h Wiesendanger sammelt wissenschaftliche und journalistische Beiträge und wertet sie hinsichtlich der inneren Logik aus. Wie bei jeder solchen Studie kommt er zu Ergebnissen, was wahrscheinlich ist und was weniger, alles gut dokumentiert. Und was das Angenehme ist: außer den Zitaten aus internationalen Zeitschriften ist alles auf Deutsch und für jeden verständlich.
Problematisch ist, dass sich alles in einem ziemlich komplizierten Dreieck aus
- nationaler Sicherheit (das veröffentliche ich gar nicht),
- Patentrechten (da muss ich höllisch aufpassen, den richtigen Zeitpunkt zu finden) und
- wissenschaftlicher Reputation (da muss ich möglichst viel vor anderen bringen)
abspielt. Genaues wird man daher wohl nur schwer herausbekommen. Aber lest selbst:
Für verschiedene Sachen, die den Umgang mit der Epidemie betreffen und die ich mir angeschaut habe, benötige ich eine Markerfarbe mehr als Wiesendanger: eine reißerische Überschrift, noch reißerischer von der Presse übernommen, wird schon im Abstract teilweise neutralisiert, um schließlich irgendwo im Text in der Bemerkung zu enden, die in der Überschrift formulierte Behauptung „könne zumindest nicht ganz ausgeschlossen werden“.
Wie gut, dass wir da ARD, ZDF, SPIEGEL, FAZ und ander haben, die zwar Sätze mit mehr als einem Nebensatz, wie sie im Abstract bereits auftauchen, syntaktisch nicht mehr verstehen können (weshalb zum Inhalt stets auch nichts gesagt wird), sich aber trotzdem als Schiedsrichter aufspielen.