10 Mio E-Fahrzeuge, das ist 1/4 der aktuellen Flotte, sollen nach den Vorstellungen der Verkehrskommission, einer Gruppe mehrfach ausgewiesener Technik-Ignoranten, die deutschen Straßen befahren. Die muss man aufladen können, und das geht so:
Die EWE, einer der großen Netzbetreiber im Norden, gibt dazu folgende Auskunft:
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Das beruhigt. Offenbar hat man dort alles genau durchdacht. Wenn man nach mehr Details sucht, wird man beim ADAC fündig. Ich fasse mal zusammen:
Die Stromverteilung gliedert sich in Hoch-, Mittel- und Niederspannungsnetze, wobei der 220V / 380V-Hausanschluss zum Niederspannungsnetz zählt. Die Netze sind natürlich so dimensioniert, dass nach den Erfahrungen der EVU ein Versorgungsbereich mit einer bestimmten Schwankungsbreite und Reserve bedient werden kann. Das macht es problematisch, Erzeuger oder Verbraucher zu- oder abzuschalten. Derzeit wird das Hochspannungsnetz umgemodelt, um den Windstrom vom Erzeuger zum Verbraucher zu bringen. Kosten vermutlich so um die 100 Mrd. €, wenn alles fertig ist. Ob es dann auch unproblematisch ist, einfach ein anderes Kraftwerk abzuschalten, steht auf einem anderen Blatt.
Ein E-Auto kann im Niederspannungsnetz mit 3,5 – 11 kW geladen werden, ggf. auch mit 22 kW. Das hängt vom Fahrzeugtyp ab, denn die Batterie benötigt Gleichstrom, und die Gleichrichter müssen auch irgendwo untergebracht werden. Wenn die nicht ins Auto passen, kann der Besitzer eine entsprechende Ladebox installieren lassen. Kostenpunkt: ab 500 – 2.500 €, abhängig von Modell und Leistung (ohne Installation).
Im Mittelspannungsnetz kann mit 60 – 150 kW geladen werden, wobei die Gleichrichter in der Ladestation sind (Schnellladung). Ein Schnellladezyklus sollte aus Gesundheitsgründen (für die Batterie) nur den Kapazitätsbereich 20-80% umfassen. Von 400 km theoretischer Reichweite bleiben dann entweder 240 km übrig oder alternativ von theoretisch 3.000 Ladezyklen weniger als 1.000 (in der Praxis werden die theoretischen Werte, wie bei Prüfstandswerten üblich, normalerweise bei weitem nicht erreicht). Falls eine Ladereglung die Batterie schont und in den Grenzbereichen langsamer lädt, können aus 40 Minuten Ladezeit auch mehr als das Doppelte entstehen, was der nächste an der Säule dankend registriert. Möglicherweise lädt man an der Schnellladestation aber auch mit 0 kW, wenn die vertraglich für VW vorgesehen ist und man mit einem Opel davorsteht.
Wenn man im Niederspannungsnetz zu Hause laden will, stimmt man das tunlichst mit dem Versorger ab. Zum einen sind die Haussteckdosen unterdimensioniert, so dass die Gefahr eines Kabelbrandes entsteht. Der nächste Elektriker installiert aber gerne für 1.000 – 1.500 € oder so einen passenden Anschluss, den dann auch kein anderer benutzen kann, weil abgeschlossen. D.h. wenn man nicht zu Hause ist und man nicht gerade bei guten Freunden übernachtet, die bereits eine volle Batterie im Auto haben, bleiben auf längeren Fahrten nur Schnellladestationen. Es müssen also eine ganze Menge aufgestellt werden.
Zum anderen ist natürlich auch das Niederspannungsnetz auf einen bestimmten Bedarf ausgelegt, und wird der überschritten, weil alle Nachbarn ebenfalls ihre E-Schleuder aufladen wollen, wird es komplett dunkel. Wenn es tatsächlich zu einem Run auf E-Autos kommt, sind die EVU gezwungen, die Netze umzurüsten. Dazu sind die Trafostationen zwischen Mittel- und Niederspannung umzurüsten und mit einer Lastregelung zu versehen, die bis in die einzelnen Häuser reicht. Allein im Stadtgebiet von Hamburg betrifft das ca. 1.000 Transformatorstationen, die umgerüstet werden müssen, zuzüglich diverser Verkabelungen. Die Kosten müssen von den Nutzern bezahlt werden, wobei natürlich nicht klar ist, ob damit die E-Auto-Besitzer (also 1/4 der Autobesitzer) oder alle gemeint sind. Da können dann schon mal 18.000 € oder mehr anfallen, was sich aber ggf. mehrere Nutzer teilen können, von denen dann jeder noch den letzten Meter (1.000 – 1.500 €) übernehmen muss. Man sollte also ruhig schon mal davon ausgehen, dass man auf sein ohnehin schon teures E-Auto 10 – 20% des Preises noch mal für den Elektroanschluss drauflegen muss, wenn man es in seiner Garage (Voraussetzung) aufladen und von der öffentlichen Schnellladestation unabhängig sein will.
Was machen nun diese umgerüsteten Mittel- und Niederspannungsnetze? Sie beobachten die angeforderte Leistung und fahren bei einer drohenden Netzüberlastung die Ladestationen zurück. Statt 11 kW kommen dann am Auto beispielsweise nur noch 4 kW an, d.h. die Aufladung dauert entsprechend länger. Lässt sich die Überlast so nicht verhindern, werden ggf. auch die Schnellladestationen herunter geregelt. Da natürlich weder das Licht noch der Fernseher ausgehen darf, werden die Ladestationen direkt geregelt, was eben einen großen und damit auch teuren Aufwand darstellt, der sich in den Preisen niederschlägt. Man darf wohl davon ausgehen, dass die Gesamtkosten für diese Umrüstung höher sind als für die Umrüstung der Hochspannungsnetze.
Speziell in Städten verfügen viele Fahrzeugbesitzer aber nicht über feste Stellplätze. Wo sollen die über Nacht den Strom für ihr Auto herbekommen? Denkbar wäre eine Parkraumbewirtschaftung, in der bestimmte Plätze E-Autos zugewiesen sind und elektronisch dafür gesorgt wird, dass man an den Niederspannungs-Anschlüssen eines Bezirks überall laden kann. Neben dem vorprogrammierten Ärger, dass alles von Fremden zugeparkt ist, kommen dann aber weitere feste Kosten auf die Anwohner zu.
Der Kauf eines E-Autos wird dadurch nicht gerade einfach. Nach der Modellauswahl sollte man erst mal abchecken, wo man den Strom herbekommt, bevor man sich das Auto kauft.