In Datteln entsteht gerade das letzte und modernste Kohlekraftwerk Deutschlands. Leistungsdaten:
Es ist auf Schnelllaständerungen optimiert, kann also bei plötzlichen Flauten oder Stürmen, die jeweils das AUS für Windstromanlagen bedeuten, sehr schnell einspringen und ist effizienter als ältere Anlagen. Ein baugleiches Kraftwerk ist in Rotterdam in Betrieb, verbaut wurden bisher mindestens 1,5 Mrd. €.
Begonnen wurde mit dem Bau 2007 (mit dem in Rotterdam 2008), in Betrieb gehen soll es 2020 (in Rotterdam ist es seit 2015 in Betrieb). Die Zahlen sind symptomatisch für Großprojekte insgesamt: es dauert im günstigen Fall ca. 7-8 Jahre, bis so etwas gebaut ist. Hinzu kommt eine ähnliche Zeit für Planung, Genehmigung und Infrastruktur. Wenn heute über 2030 als Marke für „Klimamaßnahmen“ gesprochen wird, die Projekte in solchen Größenordnungen benötigen, sind solche Termine schon nicht mehr zu realisieren.
Und die Zahlen sind auch symptomatisch, wie solche Projekte – alles andere als optimal – in Deutschland ablaufen. 2013 wurde der Kraftwerksbau aufgrund von Klagen des BUND vom Verwaltungsgericht „wegen Bedenken bezüglich der Emissionen“ gestoppt und konnte erst 2017 fortgesetzt werden. In D darf/kann/muss man davon ausgehen, dass es ca. doppelt so lange dauert, bis ein Projekt beendet ist, falls es beendet wird (z.B. BER).
Die geplante Betriebszeit eines Kraftwerks liegt bei 40 Jahren (wird i.d.R. erreicht oder überschritten; zum Vergleich: bei einem Windkraftwerk sind ca. 20 Jahre vorgesehen, in der Realität werden ca. 12-16 Jahre erreicht). Auf diese Zeit werden auch die Kosten umgelegt. Aufgrund des „Kohleausstiegs“ wäre die Betriebszeit aber nur 18 Jahre (bis 2038), d.h. der Strom ist ohnehin schon teurer als geplant. Nebenbei: die Heizungsanlagen hängen natürlich ebenfalls von der Nutzungszeit ab. Wer auf Fernwärme setzt, muss die um die Hälfte reduzierte Nutzungsdauer der im Boden verbuddelten Rohrleitungen natürlich auch schultern nebst vorzeitigem Umstieg auf irgendetwas anderes (vermutlich heiße Luft aus der Parteizentrale der Grünen).
Nun ist aber im Gespräch, das Kraftwerk gar nicht erst ans Netz gegen zu lassen. Natürlich aus Klimaschutzgründen. Vorbild ist vermutlich Kalkar, die 10 Mrd DM teure Event-Freizeitanlage am Niederrhein. Selbst bei den irren Ausstiegsszenarien wäre das allerdings Unfug, denn dann müsste ein weniger effizientes älteres Kraftwerk länger laufen, vielleicht sogar länger als vorgesehen. Was aus Klimaschutzgründen nach hinten losgeht. Von den Fernwärmekunden, die nun Gas verfeuern dürfen, wollen wir lieber gar nicht erst reden.
Das würde teuer werden, sehr teuer. Der Betreiber Uniper könnte dann natürlich mit Erfolg Schadensersatz einklagen, und das wären nicht nur die 1,5 – 2 Mrd. €, die verbaut sind, sondern auch der entgangene Gewinn auf 40 Jahre Betriebszeit, den das Unternehmen mit Recht geltend machen kann, da daraus ja auch Folgeprojekte finanziert werden (was auch schon für die reduzierte Betriebszeit von 18 Jahren gelten würde). Uniper würde/wird mit einem Mehrfachen dieser Summe in die Verhandlungen gehen.
Der Vorschlag, das Kraftwerk nicht ans Netz gehen zu lassen, kommt übrigens von der Kohlekommission. Und in der saß Ronald Pofalla. Und der sitzt auch im Vorstand der Deutsche Bahn AG. Und die Deutsche Bahn AG soll 400 MW Strom aus dem neuen Kraftwerk bekommen. Und den möchte die Deutsche Bahn AG seit einiger Zeit nicht mehr, kommt aber aus den Verträgen nicht heraus. Und da käme ihr ein AUS für das Kraftwerk gerade Recht. So ein Zufall aber auch!