Nein, im Ernst! Das wird voll lustig!
In den Großstädten, in denen es zu Fahrverboten kommen kann, sind jeweils bis zu mehreren 100.000 Fahrzeuge in den Städten betroffen (in München laut ADAC 180.000), dazu kommt sicher mindestens noch mal die gleiche Menge von Pendlerfahrzeugen. Die einen dürfen nicht mehr raus, die anderen dürfen nicht mehr rein. Das kann man nun mal gedanklich durchspielen:
Nehmen wir mal an, die Leute halten sich an ein Fahrverbot. Dann müssen mehrere 100.000 Leute zusätzlich mit Bus und Bahn transportiert werden, angefangen von Schul- und Vorschulkindern, die aus guten Gründen von ihren Eltern zur Schule gebracht werden, über Arbeitnehmer, die ihrem Job nachkommen sollen, bis hin zu älteren Leuten, die zum Arzt müssen oder ihre Einkäufe nun im Bus transportieren sollen. Wer die Situation im ÖPNV in den Stoßzeiten kennt, weiß, dass das nicht funktioniert. Die Busse und Bahnen sind nämlich jetzt schon voll. Das Chaos wird sicherlich köstlich, etwa mit Schlagzeilen wie „Dieselbesitzer prügeln sich um Stehplatz in der S-Bahn“ oder „Wasserrohrbruch? In …? Das bedeutet 6x Umsteigen, wir sind in 5 Stunden bei Ihnen.“.
Was macht man mit den Autos? Nach den Vorstellungen der Autoindustrie durch neue ersetzen. Das ist zunächst mal eine Chance für Landbewohner. Was sollen die noch in der Stadt? Erst mal bekommt man bei amazon & Co. sowieso alles schneller, und darüber hinaus muss man in den Multi-Kulti-Städten ohnehin in manchen Vierteln ohnehin schon viel Glück haben, um jemanden zu finden, der noch Deutsch spricht. Ich sehe schon Anzeigen wie „Suche Audi Q5 oder BMW X5 (Diesel), biete Opel Astra (Benziner)“. Für die vielen, die schnell etwas anderes benötigen, möglicherweise die einzige Chance, einen Benziner zu ergattern, auch vom Geldbeutel her. Freuen dürften sich auch Polen, Weißrussen, Russen und andere. Die könnten nämlich einen Porsche Cayenne Diesel zum Preis eines Lada Vesta erstehen können. Abnehmer gibt es damit sicher genug, aber eben nicht gute Preise (wie ja auch jetzt die ältesten Möhren nicht auf dem Schrottplatz landen, wenn sie sich noch irgendwie aus eigener Kraft bewegen können, sondern irgendwo in Afrika).
Wirklich gekniffen sind die Tankstellen. Tanken in den Städten dürften reihenweise pleite gehen, wenn die Kunden ausbleiben, weil sie nun politisch gewollt ÖPNV oder Fahrrad benutzen. Gekniffen dürften auch die Politfritzen sein, die das Verbot aussprechen, die mit Sicherheit nicht mehr gewählt werden. Hinzu kommt noch das Wegbrechen der Mineralölsteuer. Der Staat nimmt in Summe pro Jahre ca. 60 Mrd € über den Verkehr ein, gibt aber nur ca. 10 Mrd € für die Straßeninstandhaltung aus, obwohl des 15 Mrd € sein müssten, um alles in Schuss zu halten. Der Rest versickert irgendwo, und von der Sickermasse dürfte dann auch ein ziemlicher Anteil plötzlich fehlen. Ne Million hier und ne Million da für irgendwelchen Scheiß wird dann schwieriger.
Nehmen wir aber mal an, die Leute halten sich nicht daran. Einem heutigen Auto sieht man es nämlich nicht unbedingt an, ob es ein Diesel oder ein Benziner ist. Im Unterschied zu den Plaketten käme ein Verbot ja nicht langsam, sondern plötzlich, d.h. mit einem Schlag wären hunderttausende illegaler Autos in einer Stadt unterwegs. Was macht man da behördlicherseits? Auf Diesel dressierte Schnüffelhunde einsetzen? Oder die Kennzeichen fahrender Autos überprüfen? Neue Plaketten ausgeben? Dann müsste sich jeder eine besorgen, einschließlich Prüfung des Fahrzeugtyps usw. Das dauert. Darf so lange keiner mehr fahren? Will man notieren, wer wo parkt, um heraus zu bekommen, ob ein Diesel bewegt worden ist? Und selbst dann kann es ja noch legale Gründe dafür geben. Was macht man, wenn man jemanden erwischt? Gibt es da schon einen Bußgeldkatalog? Und wenn ja, wie viele Bescheide könnten den überhaupt bearbeitet werden? Zumal wenn einige klagen, und das könnten viele aus guten Gründen tun? Oder will man allgemeine Verkehrskontrollen durchführen, um die Übeltäter zu erwischen, auch während der Stoßzeiten? Dann wäre endgültig alles lahm gelegt. Und was macht man mit jemandem, der erwischt wird? Darf der dann nicht mehr weiterfahren, sondern muss an Ort uns Stelle stehen bleiben?
Zusammengefasst: wie soll das durchgesetzt werden, wenn sich keiner dran hält, und wie groß ist das Risiko, erwischt zu werden, wenn in einer Stadt wie München plötzlich ca. 300.000 Fahrzeuge unterwegs sind, die dort nicht sein dürfen? Vermutlich wäre das Ergebnis das gleiche wie bei den Flüchtlingen: die staatliche Kontrolle bricht total zusammen und jeder kann tun und lassen, was er will.
Gekniffen wären weiterhin die Tanken, denn wer Diesel tankt, ist schon mal erwischt. Gekniffen wären weiterhin die Politheinis. Aber zumindest die Steuern würden weiter fließen.
Am Rande: gefragt wird oft, warum die Autofritzen so wenig tun. Ein Blick auf die Statistik hilft. In D fahren ca. 45 Mio Autos über die Straßen, und bei der durchschnittlichen Lebenserwartung eines Autos bedeutet das, das weniger als 4 Mio/Jahr durch neue ersetzt werden müssen (2016: 3,35 Mio). Alleine VW produziert pro Jahr weltweit 10 Mio Fahrzeuge und muss sich mit 20% des Inlandmarkts begnügen. Anders ausgedrückt: D ist für die Großen nur ein Nebenkriegsschauplatz, der weniger als 10% der Produktion schluckt. Wenn D Elektroautos will, wen interessierts? In der Breite will die bislang niemand haben. Frage beantwortet?