Vor einigen Tagen habe ich in einem anderen Zusammenhang die Ansicht geäußert, die Nachrichtendienste hätten hinreichende Möglichkeiten, jemand wie den Attentäter von Berlin nahezu lückenlos zu kontrollieren, und man solle nicht ausschließen, dass das Verschwinden des Attentäter vom Radar auch gewollt gewesen sein könnte.
Gestern nun schwemmen Informationen in die offiziellen Nachrichtenkanäle, dass Anis Amry angeblich Kontakte zum Inlandsgeheimdienst hatte, also nicht nur unter Beobachtung stand, aus der er dann entwischt ist. Hat man ihn machen lassen, ohne möglicherweise wirklich genau zu wissen, was er vorhatte, um anschließend weitere Überwachungsmaßnahmen politisch durchbringen zu können? Wenn man seine Flucht bis nach Mailand einberechnet, nicht ganz von der Hand zu weisen. Und war Mailand eine absichtliche Liquidierung eines unbequemen Mitwissers? Möglich, denn in D hätte man ihn nicht erschießen können, ohne gewaltigen Ärger zu bekommen.
Verschwörungstheorie? Sollte man nicht so nennen, sondern sinnvolle Ermittlungsrichtungen. Wenn man nicht auch in solche Richtungen ermittelt, wird man vieles nicht klären können und erst recht Verschwörungtheorien aufbauen müssen.
Wie können solche Informationen wie die Geheimdienstkontakte eigentlich an die Öffentlichkeit gelangen? Selbst werden die das doch wohl kaum bekannt geben. Die wahrscheinlichste Antwort ergibt sich aus der Situation, dass man Aktionen in solchen Größenordnungen in der föderalen Struktur nicht ohne gewisse Mitkenntnisse der Konkurrenten durchziehen kann. Jeder Nachrichtendienst wird einen Teil seiner Kapazitäten dafür nutzen, heraus zu bekommen, was der Wettbewerber macht. Und da könnte einer plaudern. Im Klartext: der VerfSch. hat die Aktion geführt, und sie ist ein wenig aus dem Ruder gelaufen. Der BND, das BKA oder ein LandesVerfSch sieht eine Möglichkeit, dem Konkurrenten eins auszuwischen und eigene Aktionen zusätzlich zu verschleiern, und irgendein Agent gibt einen Pressefritzen etwas Material. So könnte es gewesen sein.