Der Faktencheck(er)

Die Älteren unter uns, also die primäre Zielgruppe von Södolf dem Irren aus Bayern, werden sich noch daran erinnern, dass ganz früher, also kurz nachdem die Dinosaurier ausgestorben waren, die heute „Mainstream-Medien“ genannten Kanäle Nachrichten verbreiteten, zu denen man sagen konnte „ach so ist das!“, um anschließend nach Verhallen der letzten Töne der Nationalhymne ins Bett zu gehen, da ohnehin nur noch das langweilige Testbild übertragen wurde.

Etwas später auf der Zeitachse – inzwischen waren auch die Inlandsgletscher der Eiszeit abgeschmolzen – war das mit den Nachrichten so eine Sache. Manches stimmte, anderes war zumindest grenzwertig berichtet. Es kam die große Zeit der seriösen Beobachter: „JournalistenWatch“ und „BildBlog“ und andere Formate. Die listeten auf, was die Mainstream-Medien „vergessen“ hatten zu berichten. Aber sonst war zunächst noch alles mehr oder weniger im grünen Bereich.

Nachdem inzwischen auch die Römer überrannt waren und sich diverse Religionen gegenseitig die Köpfe über der Frage einschlugen, welcher der allen gemeinsamen Gott denn nun Recht hatte, vermehrten sich die Beobachter schlimmer als die RNA-Bruchstücke im PCR-Test, weil sich die Mainstream-Berichterstattung inzwischen so gewandelt hat, dass man grundsätzlich von dem Gegenteil dessen ausgehen muss, was sie verbreiten. Kämen beispielsweise die ARD-tagesthemen auf die Idee, die Nachricht „in China ist ein Sack Reis umgefallen“ zu verbreiten, sollte man besser erst einmal davon ausgehen, dass die Chinesen gar nicht wissen, was Reis ist und sich eigentlich von Folienkartoffeln ernähren. In der Realität kommt allerdings die Nachricht „Folienkartoffelabsatz in China steigt“, womit wieder alles gerade gerückt ist.

Um zurück zu schlagen, haben die Mainstreamer seit einiger Zeit „Faktenchecker“ eingerichtet. Die haben die Aufgabe, in der Pipeline „blah blah blah …“ – „Das stimmt nicht …“ den abschließenden Part „WOHL ABER!!!“ zu liefern. Wenn es noch eines Beweises bedürfte, dass man den Mainstream-Medien nicht weiter als dem Durchmesser des Corona-Virus glauben sollte, ist die Notwendigkeit, einen „Faktenchecker“ zu installieren, wohl kaum noch zu überbieten. Man könnte auch den Titel „DAS IST WIRKLICH GELOGEN“ oben auf die Internetseite schreiben.

Wie arbeiten nun die Faktenchecker? Nehmen wir an, ARD-Qualitätsjournalist Tom Buhrow hätte behauptet, der Eiffelturm sei 290 m hoch und auf TomBurowWatch erschiene nun die Richtigstellung „der Eiffelturm ist offiziell 324 m hoch“ von Henrik Broder. Hier die möglichen Reaktionen

(1) Herr Broder behauptet, der Eiffelturm sei 324 m hoch. Wir haben den Spezialisten Tom Buhrow befragt. Dieser bestätigte uns, dass der Eiffeltum genau 290 m hoch sei. Die Aussagen von Herrn Broder ist somit falsch.

(2) Herr Broder hat behauptet, eine Aussage von Herrn Buhrow über den Eiffelturm sei falsch. Wir sind dieser Behauptung nachgegangen:

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/a/a8/Tour_Eiffel_Wikimedia_Commons.jpg/259px-Tour_Eiffel_Wikimedia_Commons.jpg
wikipedia

Wie eindeutig zu sehen ist, ist der Eiffelturm grau und nicht rot angestrichen. Herr Broder liegt also mit seiner Behauptung einer falschen Aussage selbst falsch.

(3) Herr Broder ist nicht nur Mitherausgeber der rechtsextremen Plattform „achgut.com“, sondern Jude. Er hat viele Jahre in Israel seinen Wohnsitz gehabt. Ihm fehlt somit eindeutig die wissenschaftliche Reputation, eine Aussage über ein Bauwerk in Frankreich zu treffen. Herr Buhrow hingegen hat als ARD-Korrespondent in Paris gearbeitet und ist Kenner der Szene vor Ort.

(4) Wir treffen Herrn Buhrow um 8:00 Uhr in seiner Wohnung in … Er trägt einen hellbeigen Flannelpulli und hat gerade zwei Croissants und eine Tasse Kaffee zum Frühstück gehabt und fühlt sich ausgeruht und begierig, unsere Fragen zu beantworten. Wir sitzen im gemütlich eingerichteten Wohnraum mit …. (ca. 15 Minuten weitere Schilderung der persönlichen Situation, der Umstände der Trennung von seiner Frau, dem Stuhlgang des Dackels des Nachbarns und weiterer belangloser Details) Herr Buhrow zeigt sich tief betroffen von Broders Vorwürfen. Wir danken ihm und wünschen ihm guten Erfolg für die weitere Arbeit. Herr Broder stand auf Nachfrage nicht für ein Interview zur Verfügung.