Die Verbissenheit, mit der beispielsweise die #MeToo-Debatte geführt worden ist, lässt vermuten, dass intime Beziehungen zwischen Menschen zukünftig nur noch über das Internet geführt werden sollen. Aber natürlich genderkonform und öffentlich kontrolliert. Wehe, es schreibt jemand „ich könnte dich knutschen!“ Die allgegenwärtige Feministenpolizei wird sofort vermuten, dass das Knutschen an Stellen stattfinden soll, die zwar zu ihren eigenen Wunschvorstellungen entsprechen, aber mangels Leuten, die zu bezahlbaren Preisen bereit sind, diese Dienstleistung zu erbringen, nie berührt worden sind.
Nun hat die Republik einen neuen Skandal: „Polizistinnen aus Sachsen tanzen in Umkleidekabine!“ Spricht da nun der Neid, in der eigenen Umgebungen nichts zu finden, das sexier ist als Angela Merkel in Wanderkleidung? Oder sind wir doch schon wieder so verklemmt, dass Stuhl- und Tischbeine mit Vorhängen versehen werden müssen?
Was von einem Journalisten und den meisten Politikern wohl nie begriffen werden wird: in Berufen wie Polizisten und noch mehr Soldaten gelten andere Gesetze für den Umgang miteinander. Diese Leute müssen sich aufeinander verlassen können, und zwar besonders dann, wenn es ziemlich Dicke kommt. Der Zusammenhalt muss auch funktionieren, wenn man dem Schwarzen Block oder ein paar Taliban gegenüber steht. Jeder muss sich darauf verlassen können, dass sein Nebenmann richtig reagiert und nicht seine Sachen packt und erst mal Lindenstraße oder Anne Will gucken geht. Wenn etwas schief läuft, stehen die Chancen gut, dass es keine zweite Chance gibt.
Da man den Ernstfall nur bedingt trainieren kann, ist es wichtig, die Leute in der Ausbildung zusammen zu schweißen. Da kommen dann schon ein paar Verhaltensweise herum, die der Journaille völlig fremd sind, aber ihren Sinn haben. In Deutschland hilft dabei auch ein wenig, dass Leute in Uniform in der Öffentlichkeit ein Ansehen haben, dass irgendwo zwischen Hundekot und einer toten Ratte liegt. Auch so etwas schweißt zusammen. Tanzen in der Umkleide sind da extrem harmlos, zumal in der Ausbildungsphase, in der die Truppe kaserniert ist. Ich kenne da noch ganz andere Sachen, und es dürfte wohl keinen Jahrgang geben, in dem das nicht passiert.
Andere Bevormunden und runterputzen, wenn sie der eigenen Verklemmtheit nicht genügen, aber erwarten, dass die Polizei sofort da ist, wenn es einem Journalisten an den Kragen geht. Ich hätte da bei einem Notruf volles Verständnis für einen Einsatz nach Vorschrift: erst noch mal aufs Klo gehen, die Dienstwaffe prüfen, Ausrüstung auf Vollständigkeit prüfen, den korrekten Sitz der Uniform (Mütze nicht vergessen!) sicher stellen, Blinker und Licht beim Einsatzfahrzeug kontrollieren, Sprechfunkkontrolle durchführen – und schon kann es losgehen!