BitCoin und andere Krypt“währungen“ sind derzeit der Renner. Kurssteigerungen um viele 100% locken derzeit mal wieder Gierige an, und die Qualitätsmedien tun ihren Teil dazu, solides Halb- bis Nichtswissen zu verbreiten und gut gemeinte Leserbriefe schlicht zu ignorieren. Was ist BitCoin?
BitCoin ist ein elektronischer Datensatz, der mit einem PublicKey-System wie RSA, dass in verschlüsselten Webseiten eingesetzt wird, abgesichert wird. Public Key Systeme bestehen aus einem öffentlichen und einem privaten Schlüssel. Jeder kann mittels des öffentlichen Schlüssels kontrollieren, ob alles seine Richtigkeit hat, aber nur der Inhaber des privaten Schlüssels kann Änderungen vornehmen.
Mit diesem Datensatz kann man nun bezahlen. Der Inhaber verifiziert die Übergabe mit Hilfe seines privaten Schlüssels, und der Empfänger quittiert ebenfalls mit seinem privaten Schlüssel. Alle können kontrollieren, dass der Empfänger nun rechtmäßiger Inhaber des Datensatzes ist. So weit, so schlecht.
Einen Geldschein kann man nur einmal weiter geben, einen elektronischen Datensatz aber so oft, wie man will. Damit das Bezahlen einen Sinn bekommt, muss die Übergabe so dokumentiert werden, dass der ursprüngliche Inhaber nicht ein weiteres Mal zahlen kann. Das übernimmt die so genannte Blockchain: eine Reihe von Transaktionen werden gesammelt und dann ebenfalls mit dem privaten Schlüssel eines „Notars“ signiert. In der Signatur stecken auch sämtliche vorhergehenden Transaktionen drin, so dass alles immer abgesichert ist.
Doch wer ist der Notar? Antwort: niemand bestimmtes. Für die Bestätigung in der Blockchain muss eine Rechenaufgabe gelöst werden, die einige Zeit in Anspruch nimmt. Jeder kann mitmachen, und die erste Notar-Signatur gewinnt. Kommt es zu Konkurrenzsituationen, gibt es gewissermaßen eine Mehrheitsentscheidung: es laufen mehrere Blockchains nebeneinander, aber schließlich wird sich die Community auf eine einigen, und die gilt dann. Transaktionen in den wegfallenden Zweigen müssen wiederholt werden, weshalb eine Transaktion auch erst nach mehreren Notar-Signaturen wirklich sicher ist.
Ober wo kommen die BitCoins nun her? Die Notare müssen einen erheblichen Aufwand treiben, was Strom- und Maschinenkosten verursacht. Deshalb dürfen sie Gebühren bei einer Transaktion erheben und außerdem eine neue BitCoin erzeugen. Die sind nämlich durchnummeriert, d.h. es steht nur eine begrenzte Menge zur Verfügung, die langsam mit den Notarsignaturen steigt, aber irgendwann definitiv zu Ende ist. Wer dann noch BitCoins besitzt, sitzt auf wertlosen Datensätzen auf seiner Festplatte.
Was ist eine Bitcoin wert? Nun, nehmen wir den ursprünglichen Sinn, jemanden damit zu bezahlen, und aus irgendwelchen Gründen soll das nicht durch kontrollierbare Kanäle erfolgen. Der Zahler wendet sich an einen Broker, der im Besitz von Bitcoins ist, und kauft ihm welche ab. Im Klartext: er überweist richtiges Geld (€, $, Yen, Yuan, …) an den Broker, und der überstellt ihm eine Bitcoin per Transaktion wie beschrieben. Primäre Broker sind damit die Notare, aber es kann natürlich auch jeder eine solche Funktion übernehmen. Die Bitcoin überstellt man an den Empfänger, der sie wiederum an den Broker verkauft. Der Broker und der Notar verdienen natürlich daran, und die Anonymität der Transaktion wird durch saftige Gebühren bezahlt (Echtgeld ist vermutlich billiger).
Jetzt kann man die Transaktion natürlich hinauszögern und den Datensatz im Backup sichern. Die Menge an verfügbaren Bitcoins wird dadurch weiter begrenzt, und die Broker nehmen höhere Preise in richtigem Geld, wenn die Nachfrage groß ist. Werden Bitcoins verkauft oder sinkt die Nachfrage, sinken die Preise, denn auch die Broker sitzen ja auf wertlosen Datensätzen. Große Ausschläge sind die Folge, und was heute 10.000 $ wert ist, kann morgen bei 100 $ liegen, wenn Angebot und Nachfrage differieren. Die heutigen Preise sind solche Spekulationsblasen: niemand erwirbt Bitcoins, um damit zu bezahlen. Man erwirbt sie in der Hoffnung, dass der Kurs steigt und man sie teurer an den Broker zurück überweist. Mit anderen Worten: der Sinn der Kryptowährung – anonym bezahlen zu können – ist bereits nicht mehr vorhanden, denn die Geldströme zwischen Spekulanten und Brokern sind gut verfolgbar.
Wie tief kann eine Bitcoin denn nun fallen? Antwort: es ist möglich, dass bei einem Kurs von 1.000 $ die Datensätze von einer Minute auf die andere NICHTS mehr wert sind. Richtig gelesen: NICHTS. Wieso? Die Berechnungen der Notare sind aufwändig und verlangen inzwischen große Rechenzentren, also auch große Betriebskosten. Aus dem „jeder kann als Notar mitmachen“ sind inzwischen ein paar Computerzentren in den USA und China geworden. In der Blockchain kommt immer nur einer zum Zug, d.h. die anderen haben den Aufwand umsonst betrieben. Nehmen wir an, es gäbe 4 Zentren, und der Aufwand liegt bei 250 $ / Transaktion. Als „Lohn“ erhält der Sieger 1 Bitcoin. Bei einem Handelswert von 1.000 $ kommen die Zentren statistisch gerade so über die Runden. Fällt der Kurs, zahlen sie drauf, oder ein Zentrum steigt aus. Weiter gedacht: fällt der Kurs unter 250 $, ist es auch für das letzte Zentrum uninteressant, und wenn es abschaltet, kann keine Transaktion mehr durchgeführt werden, d.h. 100 Bitcoins mit einem Wert von 25.000 $ haben innerhalb von 10 Minuten einen Wert von 0 $. Ende Gelände.
Es kann aber noch chaotischer kommen. Heißen die verbleibenden Rechenzentren NSA und chinesischer Geheimdienst, besitzen diese Organisationen auch die Macht, die Blockchain zu manipulieren, indem sie die Datenströme unterbrechen. Gelangen die Notarsignaturen nicht mehr von der einen Hälfte der Welt in die andere, können sich mehrere Blockchains aufbauen, und werden die lang genug, funktioniert die Demokratie nicht mehr. Viele Leute bleiben auf ihren wertlosen Bitcoins sitzen, wenn sich ein Bitcoin-Zweig durchsetzt, weil sie auf die Gültigkeit der Transaktion vertraut hatten. Aber das ist nicht die einzige Manipulationsmöglichkeit. Die Organisationen brauchen in ihrem Einflussbereich auch nur das Trading unterbinden, indem sie die Notarmeldungen aussperren. Bitcoin-Inhaber können nicht handeln, die sozialen Netzwerke verbreiten solche Probleme schnell, und schon ist eine Panik da, wenn die Kommunikation wieder läuft, und die Kurse fallen ins bodenlose. Gewinner: mit passenden Strategien dahinter Nachrichtendienste und Broker.
Man kann wirklich nur den Kopf schütteln, wenn Qualitätsmedien dieses System als „genial“ bezeichnen (Die ZEIT). Finger weg, kann man nur raten.