Das folgende „Kunstwerk“ hing bis vor kurzem in der Berlinischen Galerie. Schätzwert mindestens 300.000 €.
Eigentlich recht hübsch, oder? Nun hängt es da nicht mehr, weil der derzeitige Schätzwert bei Null liegt und man es getrost als Sperrmüll bezeichnen kann. Wie das?
Nun, es ist eine Fälschung. Geschaffen hat das Kunstwerk der russische Künstler Wladimir Lebedew in den 1920er Jahren – glaubte man. Bis sich bei Überprüfungen herausstellte, dass einige der Farbpigmente erst seit 1933 bzw. 1945 auf dem Markt sind. Ĺebedew müsste folglich im Besitz einer Zeitmaschine gewesen sein, um es zu schaffen. Also hat es jemand anderer gemacht, im Stil von Lebedew und mit einigen Merkmalen, die „Kunstexperten“ von der Echtheit überzeugten.
Das ist kein Einzelfall. Gerade die Berlinische Galerie konnte in der letzten Zeit haufenweise solche Kunstwerke auf den Müll werfen, und auch viele andere Sammler und Auktionshäuser sind nicht gegen Fälschungen gefeit. Bei Kunst kommt es nämlich nicht auf das Werk als solches an. Wertvoll ist es nur dann, wenn es eine bestimmte Person geschaffen hat, obwohl der Fälscher im Fall solcher frei erfundener Kunstwerke vermutlich mehr auf dem Kasten hat als der eigentliche Künstler. Was bedeutende Künstler sind, bestimmen so genannte Experten, und echt wird es dadurch, dass diese Experten es für echt halten. Zumindest bis sie sich eines Besseren besinnen. Und richtig wertvoll wird es erst dadurch, dass Leute, die nicht wissen, wohin mit ihrem Geld, sich aufgrund der Expertenmeinung überbieten, obwohl sie es vermutlich noch nicht mal für gut halten.
Wertvoll ist Kunst, wie anderes auch, nur dann, wenn Nachfrage besteht. Das kann sich schnell ändern. Wenn man es verkaufen muss und gerade saure-Gurken-Zeit ist, bekommt man wenig dafür, siehe die von den Nationalsozialisten für kleines Geld von den aus Deutschland vergraulten Juden aufgekauften Kunstwerke (zu den Kunsträubern gehörten im Übrigen auch einige Juden, die im Auftrag des NS-Regimes handelten). Und nicht jeder ist Jude und kann auch nach Jahrzehnten noch Rückforderungen stellen.