Wie man festgestellt hat, haben Georg Friedrich Händel und Jimmi Hendrix in London gewissermaßen Tür an Tür gewohnt, allerdings mit mehr als 200 Jahren Abstand. Man könnte noch hinzufügen, das beide im Endeffekt wirtschaftlich außerordentlich erfolgreich waren. Damit hat es sich aber auch. Trotzdem werden auf NDR-Kultur Vergleiche der „größten Musiker ihrer Zeit“ gezogen.
Musiker? Händel war sicher einer, der dazu noch in den höchsten gesellschaftlichen Kreisen verkehrte. Hendrix war ein Popstar und durchgeknallter Junkie, der – sagen wir es mal ehrlich – mehr Lärm als Musik gemacht hat. Zufällig hat er Strömungen in der damaligen Jugend getroffen, heute wäre er möglicherweise sogar zu melodisch. Was heute als „Musik“ bezeichnet wird, ist Geräusch oder aufgrund der Lautstärke eher Lärm oder Krach, den man auch mit einem PC und einem Mikrofon in einer Werkhalle der Schwerindustrie zeugen könnten, wenn man die Kakofonie durch ein paar passende Fourierfilter jagt und auf Notenpapier kompilieren lässt. Hendrix hört heute keiner mehr – Händel schon. Beide als große Künstler vergleichen – besser kann man einen Händel wohl nicht beleidigen.
Wenn man will, kann man natürlich noch eine Schüppe drauflegen: Hendrix war ein Popstar, Wolfgang Amadeus Mozart in seiner Zeit sicher auch, und beide sind obendrein noch jung gestorben. Warum nicht gleich auch die größten Künstler ihrer Zeit – Hendrix und Mozart – auf dieser Basis nebeneinander stellen? Hendrix interessiert heute keinen mehr – Mozart wird noch gespielt und taucht auch in Filmen und Serien auf. Aber was soll’s? Beleidigung ist Beleidigung.