Zurück ins Mittelalter

Es wird ja nun nicht zu knapp geunkt, dass die irrsinnige Politik die Gesellschaft letztlich in die vorindutrielle Zeit katapultiert. Finanztechnisch katapultiert sich die Welt eher zurück ins Mittelalter, was auf der anderen Seite gar nicht so schlecht zu sein braucht.

Das hohe Mittelalter, die Zeit zwischen 1000 und 1250, war in nahezu jeder Beziehung in Europa ein Tiefpunkt der gesellschaftlichen Entwicklung. Technologisch und finanziell hatten die Römer bereits Verfahren entwickelt, die von den heutigen gar nicht so weit entfernt waren. Das Mittelalter war eine Zeit des Mord und Totschlags, des Verrats und der Rechtlosigkeit, verursacht und gefördert in der Hauptsache von Leuten, die heute in den Kirchen als Heilige mit eigenen Feiertagen verehrt werden. Wer in einem Dorf oder einer kleinen Stadt lebte, musste jederzeit damit rechnen, dass irgendein Trupp Landsknechte die Ernte vernichtete, das Vieh entführte, das Dorf ausraubte oder gleich in Schutt und Asche legte, und er konnte sich noch nicht mal sicher sein, ob das nicht Leute seines eigenen Landesherren waren.

Jeder führte Krieg gegen jeden, und spätestens, wenn man ins Hintertreffen geriet, benötigte man Geld. Die Soldateska ließ sich nur in klingender Münze abspeisen, und die musste man sich als Fürst meist irgendwo leihen. Und später irgendwie zurück zahlen. Erstaunlicherweise funktionierte das selbst in solchen Zeiten. Wie? Der Fürst lieh sich Geld bei Bankhäusern wie den Bardi, Peruzzi, Frescobaldi oder Medici, eigentlich weit verzweigte Handelshäuser mit Filialen europaweit mit einem ausgeklügelten Verrechnungssystem untereinander und mit ihren Kunden. Und es war ratsam, sich an die Vereinbarungen mit den Banken zu halten. Tat man das nicht, was kurzfristig Gewinn versprach, ließen die die Handelsströme versiegen und gaben beim nächsten Feldzug auch keinen Kredit mehr, womit dieser ausfiel und ein anderer das Fürstentum eroberte. Die Banken gaben Geld gegen das Vertrauen des Einhaltens der Rückzahlungsversprechen, das in der Regel eingehalten wurde (funktionierte das nicht, wie im Fall des Bankrotts der englischen Krone, bei dem die Bardi und die Peruzzi ebenfalls in den Abgrund stürzten, war der Schaden weitaus größer).

Erstaunlich modern, oder? Allerdings erlebt man heute, dass das Modell auch anders herum funktioniert. Der Westen, also hauptsächlich die USA, die EU und die Briten, sind durch die Beherrschung der internationalen Zahlungssystem gewissermaßen in der Rolle der Medici und so in der Lage, kleine Schuldner ohne große Schwierigkeiten nieder zu halten und auszuplündern. Das funktioniert, so lange die größeren Player Vertrauen haben. Allerdings erlebt man seit Beginn des Ukraine-Krieges, dass der Westen glaubt, allmächtig zu sein, und nicht nur die größeren Player erpresst, sondern sogar, wie im Fall Russlands, bestiehlt. Im guten Glauben deponiertes Kapital wird nicht nur stillgelegt, sondern sogar beschlagnahmt. Damit ist das Vertrauen in das System weg.

Vertrauten die Bardi den Peruzzi, dass eine gewisse Menge Goldes in einer Stadt, in der sie keine Dependance hatten, ihnen gehört und sie damit wirtschaften können, entspricht das der Gepflogenheit, Staatsschätze (=Gold) beispielsweise in New York oder London zu lagern. Seit dem Vertrauensbruch ist damit Feierabend. Viele Länder wie Indien haben seit 2022 tonnenweise ihr Gold aus New York oder London abgeholt und lagern es nun selbst in Indien. Selbst Deutschland führt seit einiger Zeit Goldreserven aus den USA zurück ins eigene Land.

Und nicht nur das Gold ist betroffen, auch das Geld. Geschäfte werden in konvertierbaren Währungen abgeschlossen, wobei „konvertierbar“ bedeutet, dass jeder den Gegenwert der Währung kalkulieren kann, um weitere Geschäfte mit anderen einzuleiten. Bislang waren das hauptsächlich der US-$ und der €, aber da das durch Sanktionen auch nicht mehr möglich ist (außer in bedruckten Zetteln sind die Geldflüsse kontrollierbar), ist auch hier das Vertrauen weg, mit der Referenzwährung morgen noch ein anderes Geschäft machen zu können. So versuchen die BRICS seit geraumer Zeit, andere Zahlungssysteme einzuführen, was nicht ganz einfach ist, aber funktioniert. Russland und China rechnen Rubel und Yuan gegeneinder auf, bei Geschäften mit Indien dient der Dirham als Referenzwährung usw. Auch direkte Verrechnungen von Warentauschgeschäften sind inzwischen an der Tagesordnung.

Das hat auch weitere Folgen. Deutschland beispielsweise ist stolz darauf, Exportweltmeisten gewesen zu sein: statt im eigene Land etwas zu bewirken, werden die Waren irgendwo anders verkauft und gigantische Dollar- oder Euromengen angehäuft. Was sind die aber noch wert, wenn das Vertrauen weg ist? Bekommt man morgen noch etwas dafür? Länder mit solchen Überschüssen werden sich also überlegen müssen, ob sie nicht die Bilanz ausgleichen, da sie sonst die Dummen sein könnten. Ware weg, Geld nichts wert.

Umgekehrt vertrauten die USA darauf, mit ihren letztlich gegenwertlosen Scheinchen Waren bei anderen zu kaufen, ohne selbst zu liefern. Wenn sich letztlich das Bewusstsein durchsetzt, dass die Scheinchen tatsächlich gegenwertlos sind, kommen keine Waren mehr. Weil die Lieferländer selbst woanders für die Scheinchen auch nichts mehr bekommen. Länder mit solchen Bilanzen werden dadurch gezwungen, selbst ihre Produktion anzukurbeln und vieles selbst zu produzieren.

Die Handelsbeziehungen werden also komplizierter, allerdings vermutlich auch gerechter, da ein Zwang zu einer ausgeglichenen Bilanz besteht. Kleinere, bislang ausgeplünderte Länder haben so die Chancen, mehr für sich und ihre Produkte heraus zu bekommen.

Bleibt noch das Gold als tatsächlicher Wert, was einerseits die Bekloppheit der Menschheit an sich als auch die Notwendigkeit, bei den Bekloppten mitzuspielen, zeigt: da wird mit einem gigantischen Aufwand das Gold aus der Erde gekratzt, um anschließend tief in der Erde in Bunkern erneut begraben zu werden. Aber immerhin ist es als Rücklage da und notfalls kann man es verwenden, um bei anderen Vertrauen zu erzeugen.

Aber auch daran kratzen die Europäer. Wer Gold hat, muss lückenlos nachweisen können, woher es stammt, sonst wird automatisch Geldwäsche unterstellt und das Gold beschlagnahmt – so der Plan der EU. Vollständige Beweislastumkehr ist das Ziel: nicht der Staat muss nachweisen, dass der Barren nicht von der Oma geerbt wurde, sondern der Besitzer muss nachweisen, woher die Oma das Gold hatte. Verspielt wird so das letzte Vertrauen in die eigenen Institutionen: hat jemand Gold als Notreserve in einer verschließbaren Blechkiste in der Wand des Schlafzimmers, könnte das morgen weg sein, wenn seine Wohnung aufgrund eines harmlosen Posts auf X durchsucht wird. Fazit: derjenige muss sich praktisch zwangsweise einen Spaten greifen und das Zeug irgendwo so tief zu verbuddeln, dass es noch da ist, wenn dieses System zusammen bricht (und das wird es, wenn jegliches Vertrauen weg ist). Wird er bis dahin dement oder fällt ihm der Himmel auf den Kopf, ist das Gold wieder da, wo es vorher war: in der Erde in Erwartung eines Schürfers, der es zufällig findet (gab es auch schon mal: bis heute werden immer wieder Töpfe gefunden, in denen Leute aus der Römerzeit ihre Reserve begraben haben, weil jegliches Vertrauen in das Funktionieren des Systems fort war).

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