Die VW-Tochter AUDI will bis 2025 9.500 Stellen „sozialverträglich“ abbauen. Der Rest der Mitarbeitet bekommt eine Beschäftigungsgarantie bis 2029, außerdem sollten 2.000 Leute für die Bereiche E-Mobilität und autonomes Fahren eingestellt werden.
Um die Zahlen richtig einordnen zu können, muss man berücksichtigen, dass es sich bei den 9.500 um Stammpersonal handelt. 9.500 sind 15% der Stammbelegschaft von AUDI. Die Leiharbeiter, angeheuert über konzerneigene Leiharbeitsfirmen, sind bereits vorher draußen. Als VW für das Stammwerk Emden einen Abbau von 3.000 Stellen verkündete, saßen bereits ca. 3.000 Leiharbeiter auf der Straße. Die verdienen nicht nur erheblich weniger als Stammmitarbeiter, sondern können auch leicht gekündigt werden. Man teilt der Leiharbeitsfirma mit, dass man die Leute nicht mehr braucht, und da die Leiharbeitsfirmen über kein Kapital verfügen, sind die Verträge so gestrickt, dass dann auch kein Gehalt mehr kommt.
Das ist bei allen Firmen so, auch bei dem in die Schlagzeilen geratenen Unternehmen ENERCON, das ohnehin lokal den Ruf eines Raubtierkapitalisten der übleren Sorte besitzt und das derzeit wohl auch mindestens in Magdeburg wieder unter Beweis stellt. (siehe https://www.mdr.de/tv/programm/sendung861728_ipgctx-false_zc-b528bc81.html). Wenn AUDI nun den Abbau von 9.500 Stellen verkündet, kann man problemlos von der 3-4-fachen Anzahl ausgehen – der Stammbelegschaft, den Leiharbeitern und den Zulieferern/Dienstleistern.
Wenn das bis 2025 dauert, hat das damit zu tun, dass Stammmitarbeiter nach deutschem Arbeitsrecht gar nicht so leicht loszuwerden sind. Die haben bestimmte Garantien und Pensionsansprüche, wobei letztere unter Sondervermögen fallen, d.h. der Konzern muss diese Beträge monatlich aus dem Cash-Flow herausnehmen und gesondert anlegen und kann nicht damit rechnen, das später nebenbei aus den Gewinnen entnehmen zu können. Wenn jetzt ein Konzern einen Mitarbeiter in vorzeitigen Ruhestand versetzt (eine beliebte Vokabel um Umfeld „sozialverträglicher Mitarbeiterentsorgung“), sind alle Beträge, also Ausgleichszahlungen und Pensionsansprüche, SOFORT als Sondervermögen aus dem Firmenvermögen zu entnehmen. Das kann selbst für Konzerne wie VW sehr unangenehme Größenordnungen annehmen.
Bei den 9.500 hat man daher genau nachgerechnet, welcher Anteil in den nächsten 5 Jahren ohnehin in den Ruhestand geht und bei wem man noch ein paar Euro drauflegen kann. 15% kommt dem natürlichen Abgang wohl recht nahe, da ohnehin in den letzten Jahren fast alles über Leiharbeit geregelt wurde. Danach wird es so weitergehen, d.h. Abgänge werden nicht ersetzt. Trotz „Garantie bis 2029“ wird die Belegschaft weiter schrumpfen.
Die 2.000 neuen Stellen sind eine unverbindliche Floskel, denn
- kann man in Deutschland wohl kaum noch qualifizierte Ingenieure in der Größenordnung finden (ich komme aus dem Bereich, bin also Insider), und
- werden Leute nur eingestellt, wenn sich das Geschäft entwickelt, und das wird es absehbar im Bereich E-Mobilität definitiv nicht.
Man kann auch noch weiter rechnen: laut ADAC-Statistik gehen mehr als 80% der AUDI-Fahrzeuge in den Unternehmensbereich und landen erst nach Ende der Leasingzeit beim privaten Nutzer. AUDI ist eine Hochpreismarke, die für private Nutzer i.d.R. als Neufahrzeug zu teuer ist, die aber in den ersten Jahren auch starke Wertverluste aufweist, was man sich als Unternehmen leisten kann, weil solche Kosten von der Steuer abgesetzt werden. Die Wertverluste sind somit weitgehend virtuell und werden vom Steuerzahler getragen.
Wenn jetzt 15% der Belegschaft abgebaut wird, erwartet AUDI mutmaßlich auch einen entsprechenden Absatzrückgang. Also weniger Verkäufe im Bereich Geschäftswagen in Deutschland. Auch eine Prognose, wo es in Deutschland lang geht.
Wer etwas ergänzen möchte, kann das -> hier tun.