Das bekannte Qualitätsmedium „Ruhr-Nachrichten“ titelt:
FFF-Sommercamp mit Tausenden Teilnehmern: Das erhofft sich Anna Liedtke aus Castrop-Rauxel
ruhr-nachrichten.de
Eigentlich wollte ich an dieser Stelle einen Screenshot bringen. Nach den aktuellen Zensurgesetzen ist das aber so eine Sache. Deshalb nur eine Bildbeschreibung: man sieht zwei junge Frauen um die 16 in warmer Kleidung, eine mit Strickschal und Skimütze. Nur falls der Link nicht klappt.
Einige Leser werden sicher einen snobistischen Hintergrund vermuten, weil Castrop-Rauxel für viele nur die lateinische Bezeichnung von Wanne-Eickel zu sein scheint, aber das ist diesmal nicht gemeint.
Zu dem Camp werden 1.400 Teilnehmer aus der gesamten Bumsrepublik erwartet, was nun auch nicht besonders viel ist gemessen an dem Hype, der um FFF („Friday for Future“, nicht „Fucking for Fun“ für diejenigen, die das noch nicht kennen) gemacht wird. Vermutlich sind auch alle klimafreundlich von den Eltern im SUV dahin gekarrt worden. Aber auch darum geht es nicht, weil nicht direkt belegbar (kommt vielleicht noch wie bei den biobewussten Nahrungsmittelvernichtern rund um die Braunkohlegruben).
Interessanter ist, dass selbst bremische und berlinische Abiturienten wissen, dass 1.400 und „Tausende“ irgendwie nicht zusammenpasst. Da hat der Redakteur (Relotius II. ?) wohl etwas aufgepeppt.
Interessant ist auch, dass sich die Mädels zu einem Sommercamp (!) im heißesten (!) und trockensten (!) Sommer fast aller Zeiten mit dicken Pullis, Strickschals und Skimützen ausgestattet haben. Also ich sitze hier an der Küste, dem im Moment kältesten Teil Deutschland, im T-Shirt selbst nach Sonnenuntergang draußen.
Ruhr-Nachrichten? Oder eher Rur-Nachrichten? Weil dem Redakteur irgendein Dünnpfiff in die Druckfahne gerutsch ist?
Neben diesen eher lustigen Nebensachen: da wird eine politisch-ideologische Schulung für junge Menschen veranstaltet, auf der sie „auf Linie“ gebracht werden. Versäumter Schulstoff wird wohl nicht vermittelt; eher, wie man sich weiter um die Schule drücken kann. Das finden die Medien anscheinend gut und in Ordnung. Man überlege aber einmal, wie die Reaktion aussehen würde, würde ein Sommercamp von der AfD gesponsort. „Nazis“ wäre für so eine „HJ-Veranstaltung“ wohl eine der harmloseren Bezeichnungen, gefolgt von der Forderung, alle Rechten in Lagern zu internieren und mehreren politischen Krisengipfeln.