Gesellschaftliche Gruppen wie größere Unternehmen oder Staaten unterliegen Entwicklungszyklen, in denen man drei Phasen unterscheiden kann:
(1) Eine Entwicklung aus kleinen Anfängen aufgrund einer Idee, getragen und gesteuert von fähigen und charismatischen Gründern und Mitarbeitern, die aufgrund ihrer Fähigkeiten ausgesucht werden.
Das Unternehmen kann scheitern oder sich zu einem bedeutenden Player entwickeln. Die Entwicklung endet, wenn die ursprünglichen Ideen und das Ziele umgesetzt sind und/oder eine natürliche maximale Größe erreicht ist.
(2) Eine längere Phase des (vermeintlichen) Verharrens auf einem hohen oder gar beherrschenden Niveau, das aber eher auf einem Trägheitsbeharren beruht, während der Keim der Dekandenz und des Niedergangs wächst und sich weiter ausbreitet.
Fähigkeit und Charisma einzelner Anführer werden zunehmend durch Netzwerke mehr oder minder Inkompetenter ersetzt, wobei sich diese Inkompetenznetzwerke von oben nach unten ausbreiten. Durch den zuvor erarbeiteten Ruf und die noch verbleibenden Fähigkeiten der unteren Mitarbeiter werden die Fehler kaum sichtbar und das Unternehmen läuft scheinbar weiterhin unangreifbar und erfolgreich weiter.
Das kann eine ganze Weile dauern, bis in der
(3) Phase die vollständige Dekadenz eintritt, gefolgt von einem schnellen und totalen Fall ins Bodenlose. Hat sich die Inkompetenz bis in die Basis ausgebreitet oder führen die Fehler und Ansprüche der sich immer gottähnlich fühlenden Anführer zu einer inneren Kündigung der restlichen noch kompetenten Basis, gibt es kein Halten mehr. Kein Halten auch in dem Sinn, dass eine innere Erneuerung völlig unmöglich ist. Das System muss schließlich dort ankommen, wo es herkommt, nämlich im Nichts, um von dort aus einen anderen Neuanfang zu versuchen.
Diese Gesetzmäßigkeit ist mehrfach auf unabhängigen Wegen untersucht und beschrieben worden. Der erste, der darauf aufmerksam gemacht hat, war Oswald Spengler in seinem Werk „Der Untergang des Abendlandes“ (ob es zu früheren Zeiten bereits Autoren gab, die auch auf diese Schlussfolgerungen gekommen sind, weiß ich nicht; möglich wäre es). Spenglers Schlussfolgerungen basieren auf Untersuchungen der langfristigen Grundmuster in historischen Entwicklungen von Staaten und Gesellschaften.
Ein weiterer Autor ist der Ökonom Cyril Northcote Parkinson, der seine Schlussfolgerungen unter dem Titel „Parkinsons Gesetz“ zusammen gefasst hat. Sie basieren auf der systematischen Beobachtung der Entwicklung von Verwaltungsstrukturen und Bürokratien.
Ich selbst habe mich aus Sicht eines Informatikers ebenfalls mit dem Thema aus der Sicht der Entwicklung der persönlichen Lebensplanungen der Einzelnen und deren Zusammenspiel in der Gemeinschaft beschäftigt (siehe meine Bücher in der Seitenleiste). Wo sieht er Einzelne seine Chancen und Möglichkeiten und wie kann er sie nutzen. Und auch dieser 3. Weg führt auf die gleichen Schlussfolgerungen:
Kreativer Start – Trägheitsbeharren im Verfall – plötzlicher totaler Absturz.
Was besonders frustrierend ist und was viele nicht akzeptieren wollen, ist der totale Absturz. Diese Land befindet sich unzweifelhaft in einer Absturzphase, in der so ziemlich alles Bekannte negiert wird. Das Land beteiligt sich aktiv an zwei heißen Vernichtungskriegen – der Vernichtung der Ukrainer und der der Palästinenser – und an völkerrechtswidrigem Terrorismus – Angriffe auf Zivilisten in Russland mit verbotenen Waffen – und ist bei dem Versuch dabei, einen weiteren Vernichtungskrieg gegen Russland loszutreten. Antidemokratisch ist nicht der Politiker, der einer Mehrheitsentscheidung der Volkes nicht folgt, sondern die Gruppe der Bevölkerung, die die Entscheidung des Politikers kritisiert. Politische Neutralität des Staates besteht in einem Zwang zur Teilnahme von Schülern und Behördenmitarbeitern an „Demonstrationen gegen Rechts“, die den Fackelaufmärschen der SA kaum nachstehen. Der Versuch, naturwissenschaftliche Erkenntnisse zu vermitteln, kann inzwischen im Zuchthaus enden, weil es sich um „Desinformation“ und „Hetze“ handelt. Usw.
Trotzdem sind immer noch die meisten kritischen Zeitgenossen der Ansicht, das System sei reformierbar, wenn in „demokratischen Wahlen“ andere Kräfte an die Macht kommen. Leider muss man sagen: Nein, das wird nicht passieren. Aus einem einfachen Grund: die Unfähigkeit setzt sich von der Spitze nach unten fort und hat inzwischen, wie jeder kritische Beobachter bestätigen kann, die Basis an vielen Stellen bereits erreicht. Selbst alle kleine Positionen, in denen sich der Inhaber öffentlichkeitswirksam verbreiten kann, wie etwa Bürgermeister kleiner Dörfer und Städte, Vorstände von Vereinen, Schulleitungen und Elternvertretungen usw. sind vollständig von Systemlingen besetzt. Von überall ertönen ohne Ausnahmen die gleichen Parolen und es ist bereits existenzgefährdend, eine andere Ansicht zu haben – und die aktuellen Tendenzen weisen dahin, dass es demnächst auch lebensgefährlich werden wird. Deshalb nochmals: das Land befindet sich bereits relativ weit fortgeschritten in Phase 3 und eine Reformierbarkeit ist nicht gegeben.
Auf individuellem Niveau ist die Bevölkerung weitestgehend erkenntnisunfähig. Alle ideologischen Parolen, die problemlos durchgesetzt werden, beruhen darauf, einen bestimmten Zeitpunkt zum Datum NULL zu erklären, vor dem keinerlei Fakten und Erkenntnisse zu dieser Parole vorliegen. Die Reaktionen werden klassisch konditioniert und Widersprüche können intellektmäßig nicht erkannt und folglich auch nicht aufgelöst werden. Auf jede Störung der Ideologie wird durch eine Verengung des eigenen Weltbildes auf einen Bereich, in dem die Störung nicht auftritt, beseitigt. Alles andere wird konsequent ausgeblendet und mit dem Argument „aber uns geht es doch gut“ ignoriert. Man engagiert sich „für eine bunte Gesellschaft und weitere Flüchtlinge“ und nimmt den Obdachlosen in seinem Zelt oder Pappkarton nicht wahr. Ist er morgen fort, weil er an Hunger, Kälte oder Krankheit verreckt und vom Ordnungsdienst abgeholt worden ist, „geht es uns immer noch gut“. Das läuft so lange, bis die Breite des Weltbildes bei NULL angekommen ist und man selbst im Zelt oder Karton wohnt. Um es rund zu machen: die meisten Durchschnittsbürger unterscheiden sich inzwischen von trainierten Hunden nur noch dadurch, dass sie eine größere Anzahl an Konditionierungen aufnehmen können als der Hund.
Die Anführer in (3) sind oben mit dem Attribut „gottähnlich“ versehen, d.h. sie fühlen sich auch so. Zumindest nach meinen Untersuchungen ist der Aufstieg in diese Positionen mit der Entwicklung zu einer dissozialen oder anti-sozialen Persönlichkeit verbunden. Auf dem Niveau von Stephen King-Rezensionen erklärt: diese Personen repräsentieren das gewissenlose absolute Böse. Auch die Art des Untergangs gehört damit zum Zyklus dazu.
Kleine Anwendung von (1) – (3): vermutlich wird die Zeit des Nationalsozialismus gefühlsmäßig in (3) einsortiert. Aber bitte mal die Bedingungen genau anschauen. Das Ergebnis der NS-Zeit war zwar die Katastrophe schlechthin, aber von der Aufstellung des Personals handelte es sich eher um Phase (1), auch wenn die treibenden Ideen letztlich mit das abscheulichste sind, was man sich ausdenken kann. Aber man vergleiche einmal das heutige Spitzenpersonal in der Politik mit dem damaligen, was Fähigkeit und Charisma angeht. Wenn man ganz ehrlich ist: die Fähigkeiten der heutigen Spitzen, unabhängig davon, wie sie damals und heute genutzt wurden oder werden, hätten damals noch nicht einmal zum Gauleiter gereicht. Mit anderen Worten, heute führt die 4. oder 5. Riege in Übereinstimmung mit (3).
Führt sie oder werden sie geführt? Was allerdings wohl gleichgültig ist, denn die Figuren dahinter sind keinen Deut besser.
Mit diesem Post ist eigentlich alles gesagt, was in diesem Blog gesagt worden ist oder noch gesagt werden könnte. Da es, wie angedeutet, allmählich lebensgefährlich wird, eine abweichende Ansicht oder auch nur ideologieunverträgliche Fakten zu äußern, lassen wir es mal offen, ob es hier noch eine Fortsetzung geben wird.